Safer Hören


Auf Parties, Festivals, Konzerten sind Deine Ohren oft stundenlang Lautstärkepegeln ausgesetzt, die das Sinnesorgan nachhaltig schädigen können.
Schon mehr als eine halbe Stunde Lärm pro Woche reicht aus, um das Gehör dauerhaft zu beeinträchtigen.
Ein Bewusstsein für "sichereres" Hören zu entwickeln, heißt, dass Du auf Dich und Deine Ohren aufpasst, damit Du noch lange gute von schlechter Musik unterscheiden und dazu Spaß haben kannst.

 

Hier kannst Du lesen, was wir unter Safer Hören verstehen.

 

         
Was ist laut?  

Die häufigste Ursache für Hörschäden ist Lärmeinwirkung:
die akute Einwirkung durch Lärm und die Langzeitbelastung in einem zu lauten Umfeld. Von einem Lärmtrauma spricht man ab Lautstärken von 120 db (Dezibel).

Wenn Du Deine Ohren einem Schallpegel von 130-150 db (z.B. Pistolenschuss, Düsenjäger) aussetzt, ist die Schmerzgrenze erreicht. Schon eine Hördauer von weniger als 1 min. kann zu einem Gehörschaden führen. Schallstärken von mehr als 90 db führen langfristig zu Schwerhörigkeit (z.B. Autoradio, Walkman, Flugzeug).

Ein konstant einwirkendes lautes Umgebungsgeräusch (z.B. Straßenlärm) führt zu einer ständigen Überreizung und damit zu einer langsamen Schädigung der Sinneszellen. Deswegen ist im Arbeitsbereich die zulässige Lärmbelastung über 8 Stunden auf 85 db begrenzt.
Der übliche Tagespegel im Wohnbereich liegt zwischen 40 und 60 db (Kühlschrank, Gespräch). Ganz leise wirds bei leichtem Wind und Schneefall (10 - 20 db). Die Hörschwelle liegt bei 0 db.

Je nachdem, ob Du Dich gestresst fühlst oder nicht, empfindest Du Lautstärke anders.
Langanhaltende Adrenalin-Ausschüttung durch Dauerstress [eben z.B. durch laute Musik] hat unter Umständen Gefäßkrämpfe im Innenohr und eine Unterversorgung mit Blut zur Folge. Von Dauer und Ausmaß dieser Blutdrosselung hängt es ab, ob die Symptome anhalten und ob eventuell Schäden zurückbleiben.

         
Was ist ein Hörsturz?  

Ein Hörsturz kann Ursache für einen Hörschaden sein, den Du an deutlich hörbaren Ohrgeräuschen [Tinnitus] bzw. an Hörverlust erkennst.

Tinnitus ist nicht Erkrankung, sondern Symptom. Er kann als Folge eines Hörsturzes unter Umständen (z.B. wenn du zu spät zum Arzt gehst) irreparabel sein. Oft entsteht Tinnitus nicht allein durch kurze, vorübergehende Lärmeinwirkung, sondern aus einer Kombination langanhaltender hoher Lautstärke (meist bei lauten mittleren und hohen Frequenzen) ohne ausreichende Erholungsphasen für die Ohren und bei allgemeinem Alltagsstress.

Etwa 10% der Bevölkerung leiden an Tinnitus. Aufgrund zunehmender Lärmbelastung bei jungen Menschen [Diskothek, Kopfhörermusik, hoher Alltagsgeräuschpegel] haben mehr als 5% der Jugendlichen Tinnitus. Schwerhörigkeit kann auch langsam [und meist unbemerkt] durch die stetige Einwirkung von Freizeitgeräuschen [Geräusche, denen man sich freiwillig aussetzt und die in der Regel als angenehm empfunden werden] entstehen.

Wichtig ist auch die sogenannte "Knochenleitung":
Schallwellen werden über die Knochen ans Trommelfell geleitet. Auch mit Hörschutz oder Schwerhörigkeit kann es deshalb zu einem Hörsturz kommen, wenn Du Dich direkt vor einer Lärmquelle [z.B. Bassboxen] aufhältst.

         
Anzeichen von Hörschäden  

Wenn Du nach lautem Musikhören ein Pfeifen, Zischen oder Rauschen im Ohr hast oder dumpf hörst, als hättest Du Wasser im Ohr, und das am nächsten Tag noch anhält, könntest Du einen Hörsturz erlitten haben, der innerhalb von 24 Stunden von einem/-er HNO-Arzt/-Ärztin untersucht werden sollte.

Sind die Sinneszellen im Ohr geschädigt, kann es sein, dass falsche Signale weitergeleitet werden. Du hörst dann ständig ein Geräusch, meist ein Fiepen (Tinnitus). Seltener treten Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen auf.

Chronischer Tinnitus hat v.a. psychische Folgeerscheinungen: Konzentrations- und Schlafstörungen, Depressionen und Ängste, die psychotherapeutisch behandelt werden sollten.

         
Was ist
zu tun?
 

Ein Hörsturz kann die Hörfähigkeit dauerhaft verringern, im schlimmsten Falle kannst Du taub werden. Also noch mal: geh' ohne zu Zögern in eine HNO-Praxis!
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, entsprechend der Art der Erkrankung [durch Lärm, Stress bzw. organische Ursachen hervorgerufen]: Sauerstofftherapie, autogenes Training oder medikamentöse Behandlung, Infusionen zur Durchblutungsförderung. Bis Du zum Arzt/zur Ärztin gehen kannst: Absolute Ruhe! Kein Stress!

Zudem solltest Du vorerst keine Substanzen zu Dir nehmen, die gefäßverengend wirken [Nikotin, Medikamente] oder Stress befördern [Kaffee etc]. Und wenn Du glaubst, ein länger zurückliegender Hörsturz hat möglicherweise Langzeitfolgen hinterlassen: Bei einem Arzt/ einer Ärztin kannst Du kostenlos einen Hörtest durchführen lassen.

         
Hörschutz  

Zur Vermeidung einer Gehörschädigung bei Veranstaltungen mit [elektronischer] Musik gibt es keine verbindlichen Regelungen. Es existiert lediglich eine "Norm für Tontechnik in Theater und Mehrzweckhallen“. Messungen auf Konzerten in der Nähe von Lautsprecheranlagen ergaben Dauerschallpegel von über 120 db.

In Diskos und Clubs steigert sich die Lautstärke oft im Laufe der Nacht: im Mittel wird der Pegel knapp 2 db pro Stunde erhöht. Liegt er z.B. 22h bei 90 db, ist um 3h mit 100 db zu rechnen.
Subjektiv wird die Pegelerhöhung nicht wahrgenommen, sie reicht gerade aus, um die entstandene Vertäubung der Ohren auszugleichen.
In der Schweiz gilt eine Verordnung, nach der in Diskos, bei Parties oder auf Konzerten der Schallpegel nicht mehr als 93 db erreichen darf. Bis 100 db müssen die Gäste auf die Gesundheitsgefahren hingewiesen und Hörschutz angeboten werden. Oft sind Ohrstöpsel auch "im Eintrittspreis inbegriffen" und werden am Einlass an jede/n ausgegeben.

         
Safer Hören  

Nur die Verwendung von Ohrstöpseln bietet sicheren Schutz. Sind keine zur Hand, tun's provisorisch auch Watte oder Papier/Zellstoff (am besten angefeuchtet).

Halte Dich nicht nahe bei den Lautsprechern auf! Tanze nicht direkt davor! Gönne Deinen Ohren bei lauter Musikbeschallung öfter im Chillout oder draußen eine Ruhephase! Wenn Dir die Musik ziemlich laut vorkommt, mach' gegebenenfalls den Veranstalter darauf aufmerksam! Frag nach, warum es am Einlass oder an der Bar keine Ohrstöpsel gibt!

Drogenkonsum kann das subjektive Hörempfinden beeinflussen. Der Schalldruck wird oft weniger massiv empfunden, als er wirklich ist.
Stress als Auslöser für einen Hörsturz meiden! Wenn Du Dich nicht gut fühlst: Reizüberflutung meiden! Eventuell Party verlassen. Leise und entspannende Töne bevorzugen - Suche den Chillout auf!
Musik hören, die Du selbst magst. Achte auch auf die Ohren Deiner Freunde/Freundinnen, wenn sie sich lange lauten Tönen aussetzen!

Und wenn Du sonst noch etwas vorbeugend für Dein Gehör tun willst: Nicht nur Musik hören, sondern selbst viel singen!
Im Ernst: Dein Körper besteht ja größtenteils aus Wasser und wird durch Singen in Schwingungen versetzt und als Resonanzkörper benutzt. Stimme und Gesang geben Höreindrücke wieder. Singen ist die größte Entspannung für das akustische System und stärkt Dein gesamtes Nervensystem!


       
Ohrstöpsel  

Es gibt verschiedene Arten von Ohrstöpsel in unterschiedlichen Preiskategorien: Wachskugeln, Silikonplugs, Kunststoffplugs, individuell angefertigte Ohrstopfen für Profis [auch für DJs!], elastischer Schaumstoff.
Letztere sind für den Party-Einsatz am praktischsten. Sie sind günstig, waschbar und häufiger anwendbar. Man sollte beim Waschen jedoch vorsichtig sein, es nur tun, wenn es ausdrücklich auf der Packung steht und dann dennoch sehr behutsam mit den Ohrstöpseln umgehen, sie vor allem nicht ausdrücken. Man kann sie sehr leicht zerstören und um sicher zu gehen, sollte man lieber öfter mal neue kaufen.
In Apotheken und Drogerien ist Ohrschutz teuer. Großpackungen und eine riesige Auswahl von Ohrstopfen gibt's günstiger im Internet. Vielleicht kann auch jemand aus Deinem Bekanntenkreis kostenlos Ohrstöpsel von seiner Arbeitsstelle [Baustelle, Fabrik] mitbringen.