Die Entscheidungen, die bei der Sondersitzung des International Football Association Board (IFAB) getroffen wurden, sorgten während der Pressekonferenz, die am 18. Mai 2010 am Hauptsitz der FIFA stattfand, für viel Gesprächsstoff. Drei Punkte weckten bei den anwesenden Medienvertretern besonderes Interesse: die Erfahrungen mit den zusätzlichen Schiedsrichterassistenten, die Erweiterung der Aufgaben des vierten Offiziellen und der vorgetäuschte Torschuss beim Strafstoß.

Die Diskussionen drehten sich allen voran um die Erfahrungen mit den zusätzlichen Schiedsrichterassistenten, die in der vergangenen Saison der UEFA Europa League zum Einsatz gekommen waren. Die Möglichkeit, diese Tests auf freiwilliger Basis fortzusetzen, wurde vom IFAB begrüßt. "Wir wollen weiterhin nur einen Schiedsrichter auf dem Platz haben. Da die technischen Möglichkeiten aber nicht mehr in Erwägung gezogen werden, haben wir die Anzahl der Schiedsrichterassistenten als eine Option in Betracht gezogen. Wir geben den Konföderationen und Verbänden nun Gelegenheit, auf freiwilliger Basis diese beiden zusätzlichen Schiedsrichterassistenten in den kommenden zwei Jahren auszuprobieren", so FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke.

"Die Erfahrungen aus der UEFA Europa League stützen sich auf 205 Begegnungen. Das ist zwar viel, aber dennoch nicht ausreichend. Wir verfügen folglich nicht über die erforderliche Aussagekraft, um sagen zu können, dass dieses System besser ist", erklärt Patrick Nelson vom irischen Verband. "Es gab einen allgemeine Konsens bei diesem Treffen: Wir haben mehr Vor- als Nachteile gesehen und setzen deshalb den Test fort", fügte Jonathan Ford vom walisischen Verband hinzu. "Es muss auch daran erinnert werden, dass dieses System lediglich in Europa getestet wurde. Wir wollen den anderen Kontinentalverbänden die Möglichkeit geben, ihre eigenen Erfahrungen zu machen", so Nelson.

Mehr Befugnisse für den vierten Offiziellen
Der vierte Offizielle wird zukünftig mit mehr Befugnissen ausgestattet. Jérôme Valcke sieht darin eine Möglichkeit, den Hauptschiedsrichter auf dem Platz zu entlasten. Dieser entscheidet allerdings weiterhin in letzter Instanz: "Die größte Veränderung ist, dass sich der vierte Offizielle nun während des Spiels an den Hauptschiedsrichter wenden kann, wenn ihm etwas auf dem Platz aufgefallen ist. Seine Befugnisse sind also weitreichend und mit jenen der Schiedsrichterassistenten vergleichbar. Die endgültige Entscheidung liegt aber weiterhin beim Hauptschiedsrichter."

Schließlich ist da noch der vorgetäuschte Torschuss beim Strafstoß, der in Zukunft mit einer Gelben Karte geahndet werden kann und ebenfalls eine Reihe von Fragen aufgeworfen hat. "Wir haben zahlreiche Videos ausgewertet und sind zu dem Entschluss gekommen, dass es sich um ein unsportliches Verhalten handelt: Es ist unfair, einen Schuss vorzutäuschen, um den Torwart zu verladen und dann entgegen seiner Bewegungsrichtung in die andere Ecke zu schießen. Das war der Grund für unsere Entscheidung", bemerkt Nelson.

"Das ist ein unsportliches Verhalten, so dass eine Gelbe Karte berechtigt ist", erläutert George Peat vom schottischen Verband. Valcke seinerseits stellte klar: "Ein Spieler, der anläuft, stehen bleibt, einen Schuss vortäuscht und dann schießt, begeht einen Regelverstoß, nicht aber ein Spieler, der anhält, ohne einen Schuss vorzutäuschen. All dies wird den Schiedsrichtern, den Spielern und den Trainern vor dem Beginn der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ noch in detaillierter Form erläutert werden."