Heute im Bundestag

Kastration wird abgelehnt

(02.12.10)

Eine Lanze für Katzen zu brechen, das ist wie Eulen nach Athen tragen. Katzen, heißen sie Jojo, Cleo, Moppel oder sonst wie, sind seit fast 10 000 Jahren be- und geliebte Begleiter des Menschen. Es gibt aber Ausnahmen. Vor vielen Jahren jammerte in Polen eine Katze, eine Mutterkatze, dass ihr grausamer Herr ihre Jungen in den Fluss wirft und sie ertränkt. Eine Methode der Populationsregelung, wie sie auch heute noch in ländlichen Gegenden wie Brandenburg gang und gäbe ist. Angerührt von dem Wehklagen der Mutterkatze, neigten die Weiden am Fluss ihre Äste ins Wasser, damit sich die Jungtiere daran festhalten und aus dem tödlichen Strom klettern konnten. Seitdem haben die Blüten der Bäume ein weiches Fell und heißen Kätzchen. Aus der Geschichte ist zweierlei zu lernen. Zum einen, dass Katzen dankbare Tiere sind, auch wenn Kurt Tucholsky der nicht ganz falschen Meinung war, dass die Katze das einzige vierbeinige Tier ist, das dem Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche aber dafür nichts zu tun. Der andere Lerneffekt: Rechtzeitige Kastration hätte viel Leid erspart. Auch, weil nicht überall mildtätige Weiden stehen.
Es liegt auf der Hand, dass sich auch der deutsche Bundestag mit der Katzenproblematik befasst. Er tat das Anfang der Woche, weil es ein brisantes Thema ist, mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und den Anträgen 17/3653 u. 17/3543, eingebracht ersterer von der SPD-Fraktion, der andere von den Grünen. Es geht in beiden Fällen um die bundeseinheitliche Verpflichtung, Katzen, die Zugang ins Freie haben und geschlechtsreif sind, kastrieren zu lassen. Es treiben sich laut Tierschutzbund zwei Millionen Haustiere herrenlos rum, vermehren sich karnickelartig und führen ein Leben unter tierschutzwidrigen Bedingungen in infektiöser Gefahr. Nach dem Willen der SPD soll die Regierung einen Rettungsvorschlag zur verpflichtenden Kennzeichnung, Registrierung und Kastration von freilaufenden und verwilderten Katzen vorlegen. Um es abzukürzen: Die Regierung macht das nicht. Es bedeute einen zu hohen bürokratischen Aufwand, auch kamen Stimmen aus der FDP, erwartbare Stimmen, dass nicht alles Sache des Staates sei. Die Anträge wurden abgelehnt. Ob es zu einem runden Tisch kommt oder Heiner Geißler eingreifen muss, stand zur Stunde nicht fest. Auch ist fraglich, ob sich die Katze einer solchen Volkszählung und Kategorisierung unterworfen hätte. Denn es gilt ein altes französisches Sprichwort: Die Katze kann dein Freund sein, aber sie wird nie dein Sklave.Helmut Schümann