FAQs: Die Leser fragen, eurovision.de antwortet

Wieso macht Italien nicht mehr beim Grand Prix mit?

Schriftzug Eurovision Song Contest vor einer Weltkugel. (Montage) © picture-alliance/ dpa Fotograf: esa MPS for OSIRIS
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Italien gehört zu den "Gründungsländern" des Eurovision Song Contest. Seit 1956 schickte das Land jedes Jahr den Siegertitel des nationalen San-Remo-Festivals ins Rennen. Der Einsatz italienischer Showgrößen machte sich beim ESC jedoch nur selten bezahlt. Nach und nach schwand daher das Interesse der italienischen Öffentlichkeit am ESC, sodass der Wettbewerb schließlich nicht mehr live, sondern zeitversetzt übertragen wurde. 1997 nahm Italien dann zum letzten Mal am ESC teil. Das italienische Publikum aber vermisst den Wettbewerb nicht, denn der "italienische ESC" findet nach wie vor im Frühjahr in San Remo statt. 2008 nimmt erstmals San Marino teil und verleiht dem Contest wieder etwas italienisches Flair.

Warum heißt Moldau nicht Moldawien und Mazedonien nicht Makedonien?

Moldawien ist ursprünglich ein Landesteil Rumäniens. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem sowjetisch besetzten Ostmoldawien die Moldauische SSR gebildet, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs als Republik Moldau zur Unabhängigkeit gelangte.

Der Name Mazedonien ist die westeuropäische Bezeichnung für das Königreich Makedonien der Antike. Und da die Römer für den Laut [k] bevorzugt den Buchstaben C verwendeten, wurde bei uns im Laufe der Zeit aus Macedonien das heute geläufige Mazedonien.

Warum darf eigentlich Israel am Eurovision Song Contest teilnehmen?

Auch wenn es immer wieder anders zu lesen ist: Der ESC ist kein European Song Contest, sondern ein Eurovision Song Contest. Und an der Eurovision, dem internationalen Programmaustausch der EBU, dürfen alle Länder teilnehmen, die aktives Mitglied der Europäischen Rundfunkunion sind. Für die Mitgliedschaft in dieser illustren Runde muss man einen nationalen Rundfunkdienst innerhalb der so genannten Europäischen Rundfunkzone betreiben oder in einem Land, dass Mitglied im Europarat ist. Und in dieser Zone liegen nicht nur Deutschland, Frankreich und Schweden, sondern eben auch Israel. Welche Länder zur Europäischen Rundfunkzone gehören, bestimmt im Übrigen nicht die EBU, sondern die Internationale Fernmeldeunion (ITU).

Warum haben alle Länder unterschiedliche Vorentscheide?

Die EBU greift nicht in die Entscheidungsfreiheit ihrer Mitglieder ein und gestattet jeder teilnehmenden Fernsehanstalt, ihre Vorentscheidung so zu organisieren, wie sie es für richtig hält. Jede Fernsehanstalt muss eine eigene Strategie entwickeln, wie sie ihre nationale Vorentscheidung für das Publikum attraktiv macht. Wie sie das macht, hängt von vielen Faktoren ab (Musikmarkt, Konkurrenzsituation usw.) und kann in Schweden ganz anders aussehen als in Spanien oder in Deutschland. Darum würde ein einheitliches Vorentscheidungskonzept nicht in allen Ländern funktionieren.

Warum und seit wann muss nicht mehr in der Landessprache gesungen werden?

Die Regel, nach der in Landessprache gesungen werden muss, wurde erst 1966 eingeführt, nachdem der schwedische Beitrag ein Jahr zuvor unangekündigt auf Englisch vorgetragen worden war. Vorher war man überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass die Beiträge in einer anderen als der Landessprache vorgetragen werden könnten. Von 1973 bis 1977 wurde die Regel vorübergehend ausgesetzt. Seit 1999 darf in jeder beliebigen Sprache gesungen werden, um der Plattenindustrie mehr Anreize zu geben, international erfolgreiche Titel und Interpreten ins Rennen zu schicken.

Seit wann gibt es welche Punktesysteme?

Die Punktesysteme in den Anfangsjahren des ESC basierten auf den Einzelstimmen der Juroren. Diese Stimmen durften beliebig kumuliert werden, sodass ein Land unter Umständen alle seine Stimmen auf ein einziges Lied vereinen konnte. 1962 wurden die Stimmen der Juroren erstmalig in Punktewertungen umgerechnet, aber bis 1974 wechselten sich beide Systeme immer wieder ab. Auch die Anzahl der Juroren wurde ständig verändert. Das aktuelle "Douze-Points"-Punktesystem wurde 1975 eingeführt. 1997 gab es die ersten Versuche mit Televoting, und seit 2004 ist die Telefonabstimmung für alle Teilnehmerländer verbindlich.

Warum landen Länder mit gleicher Punktzahl auf unterschiedlichen Plätzen?

1969 landeten gleich vier Länder mit gleicher Punktzahl auf dem ersten Platz. Um die organisatorischen Probleme zu vermeiden, die sich aus einem solchen "Massensieg" ergeben, wurde nach einigem Herumprobieren schließlich 1975 das noch heute gültige Punktesystem eingeführt. Doch auch hier kam es 1988 beinahe zu einem Punktegleichstand. Aus diesem Grund wurde die Regel eingeführt, dass bei gleicher Punktezahl derjenige Titel vorn liegt, der am häufigsten zwölf Punkte erhält. Herrscht hier ebenfalls Gleichstand, werden in absteigender Reihenfolge auch die weiteren Punktewertungen berücksichtigt.

Warum kann man nicht in Deutschland für Deutschland abstimmen?

Klar macht Raab das, aber bis auf einige wenige Ausreißer stimmt beim Bundesvision Song Contest fast jedes Bundesland für den eigenen Beitrag. Das würde beim ESC wahrscheinlich nicht viel anders aussehen. Jedes Teilnehmerland würde sich selbst die Höchstpunktzahl geben und wo bliebe dann die Spannung, wohin die sprichwörtlichen "Douze Points" gehen?

Von wem stammt die Eurovisions-Hymne?

Die Eurovisions-Hymne ist das Präludium aus dem Te Deum von Marc-Antoine Charpentier. Der französische Komponist lebte von 1643-1704, er komponierte geistliche Choralmusik, Opern, Pastoralen und Schauspielmusik. Das 'Te Deum', ist Teil der katholischen Lob-, Dank- und Bittgesänge. Te Deum laudamus, Te Dominum confitemur lautet die erste Zeile - zu deutsch: Dich, Gott, loben wir, Herr, preisen dich. Die erste Übertragung der EBU in mehrere Länder war die Krönung der britischen Königin Elizabeth II am 2. Juni 1953. Zu diesem Zeitpunkt hatte die EBU noch keine Hymne, jedoch entschied man sich kurze Zeit nach der ersten Sendung, Charpentiers 'Te Deum' als EBU-Hymne einzuführen.

Warum hat die Wertung einer handvoll Andorraner das gleiche Gewicht wie die von Millionen Deutschen?

Man kann das natürlich als ungerecht betrachten, aber eigentlich macht es den Reiz der Veranstaltung aus, dass einmal im Jahr wirklich alle Länder gleichberechtigt sind – ohne Zweiklassengesellschaft und Vetorecht. Wäre doch langweilig, wenn immer nur die Länder den Ausschlag geben würden, in denen die meisten Zuschauer sitzen, oder?

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