Dienstag, 1. Feber 2011

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Ab auf die Pisten, ihr Schüler

Immer weniger Kinder lernen Skifahren - zum Leidwesen der Ski- und Tourismusindustrie. Doch die steuert jetzt dagegen.

Letztes Update am 29.01.2011, 19:24

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Skilift Nachschub für die Pisten: Österreichs Touristiker bemühen sich verstärkt um Schulskikurse.
Die Gruppe Jugendlicher, die da eben den Hang vom Zwölferkogel herunterkurvt und mit roten Backen den frischen Schnee stauben lässt, die hat man schon gewonnen. "Leiwand", jauchzt ein Schüler nach dem Abschwung. Genau so stellt man sich Skifahrerglück vor. Allerdings orten Vordenker in Hotellerie, Seilbahnwirtschaft und Skiindustrie Handlungsbedarf. Weil Sorgen bereiten die, die nicht auf die Piste gekommen sind. Vor 20 Jahren lernten noch 250.000 heimische Kinder pro Jahr eine Woche lang das Skifahren, heute sind es keine 150.000 mehr. Seit 1990 der verpflichtende Schulskikurs abgeschafft wurde, sind die Zahlen stetig gesunken. Dazu kommen geburtenschwächere Jahrgänge. "Wenn heute nicht 70 Prozent der Schüler einer Klasse für einen Skikurs sind, findet er nicht statt", meint Lehrer Stefan Holzbaumer, der derzeit mit einer Klasse in Saalbach-Hinterglemm ist - ein Ort, der wie kaum ein anderer durch Schulskikurse groß geworden ist.


Wettbewerb

Die Konkurrenz ist stark: Sprachferien, Sommersport- und Schullandwochen sind populär geworden, zugleich setzt die Unterhaltungsindustrie mit ihren gewaltigen Werbemöglichkeiten dem Wintersport zu. "Die Schüler wollen heute alle Handy, Laptop und Computerspiele, und Markenetiketten am T-Shirt. Ein Paar Ski ist da nicht mehr selbstverständlich." Trotzdem ist Sportlehrer Holzbaumer überzeugt: "Skifahren ist ein österreichisches Kulturgut. Die Schüler sollen es zumindest kennenlernen und ausprobieren."

Wer als Jugendlicher nicht Ski fährt, ist in der Regel für den Sport verloren. "Jede Familie, die uns durch die Lappen geht, ist auf Generationen vom Skifahren weg", erklärt Franz Schenner, Lobbyist für das Netzwerk Winter, einen Thinktank für die Zukunft des Wintersports. "Dabei wurde jeder fünfte Skifahrer aus Österreich ausschließlich über die Wintersportwoche zum Skifahren gebracht."
Hürden gibt es freilich genug: Der Skirennsport, lange Zeit ein wichtiger Imageträger, gilt bei Jugendlichen als "uncool". Daneben fallen Migrantenkinder als Zielgruppe fast vollständig weg. Dazu stößt die Rolle des Lehrers als Entscheidungsträger. "Nur wenn die Lehrer selber gerne skifahren, vermitteln sie das auch gerne weiter", meint Marion Reinwald, die in Hinterglemm eine Jugendpension betreibt.


Anreize

Doch viele Lehrer bemängeln die fehlende Unterstützung beim Organisieren der Kurse. "Der Aufwand ist enorm, dazu kommt einiges an Verantwortung", beklagt ein Salzburger Pädagoge. Darum soll es den Lehrern jetzt einfacher gemacht werden: Diese Woche haben Sport- und Unterrichtsministerium und die Wirtschaftskammer eine bundesweite Servicestelle für Lehrer eröffnet. Zugleich will man Lehrern ermöglichen, mit Gratis-Skipässen Skigebiete kennenzulernen, außerdem soll die Unterstützung für die Kinder aus sozial schwächeren Familien forciert werden. Inwieweit diese Maßnahmen fruchten und die Zahl der jugendlichen Skifahrer steigt, wird sich zeigen. Vielleicht schläft ja auch die Konkurrenz von den Sommersportwochen nicht.

Letztes Update am 29.01.2011, 19:24

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Artikel vom 29.01.2011 19:00 | KURIER | Fritz Neumüller | « zurück zu NACHRICHTEN


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