Montag, 31. Jänner 2011

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Kino: "Nicht mehr lange und ich bin alt"

Mike Leigh zählt zu den großen Regisseuren des britischen Kinos. In "Another Year" denkt er übers Alter nach.

Letztes Update am 27.01.2011, 18:27

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Another Year Schlechte Kombination: Älter werden und einsam bleiben. Peter Wright und Leslie Manville haben sich in Mike Leighs großartigem Ensemblefilm „Another Year“ nichts zu sagen.
Es gibt mehrere Dinge, für die Mike Leigh berühmt ist. Zum Beispiel dafür, dass er über ganz gewöhnliche Leute ganz außergewöhnliche Filme macht.
Dass er niemals ein Drehbuch verwendet, sondern alles bei den Proben mit den Schauspielern erarbeitet. Dass die Schauspieler und er selbst oft nicht wissen, wie die Geschichten ausgehen.
Und dass er mit Journalisten nicht kuschelt.

Mike Leigh gehört zu den eher barschen Vertretern seines Metiers. Fragen, die er für blöde befindet - seien sie von Medienvertretern oder von mutigen Menschen aus dem Publikum gestellt - lässt er kühl abblitzen: "Sorry. Nächste Frage."
Umso zärtlicher ist er in der detaillierten Beobachtungen seiner Figuren. Nicht umsonst gilt Mike Leigh als großer Realist des britischen Kinos: "Was mich interessiert, sind Filme über das Leben", sagt der Regisseur im KURIER-Interview: "Meine Filme handeln von Liebe, Sex und Arbeit, vom Eltern-Sein, vom Nicht-Eltern-Sein, und vom Kind-Sein."


Meisterliches Drama

Another Year Und vom Alt-Sein, beziehungsweise Älterwerden - davon handelt sein neues, meisterliches Ensemble-Drama "Another Year" (ab Freitag im Kino): "Jetzt bin ich 67 Jahre alt", rechnet Leigh nach, "und natürlich denke ich dauernd über das Alter nach. Es dauert nicht mehr lange, und ich bin ein alter Mann. Und das Alter hat auch meinen Film inspiriert: Das war bei den Proben die Ausgangskonstellation."
Die Kunst des glücklichen Älterwerdens ist nicht jedem gegeben. Tom und Gerri, ein Sechzig-plus-Ehepaar im Londoner Vorort, können es: gemeinsam alt werden, sich trotzdem noch lieben, fleißig den Schrebergarten umgraben. Kurz: Mit sich und der Natur in Einklang stehen.


Oldies

Martin Gnedt Das Drehbuch zu Mike Leighs neuem Film "Another Year" ist für einen Oscar nominiert."Im Leben geht es um Zyklen, um Wachstum und ums Sterben. Deswegen ist der Titel ,Another Year' auch durchaus metaphorisch zu verstehen", sagt Leigh: "Wenn man älter wird, kann man zurück und nach vor schauen - und das können Tom und Gerri in durchaus positiver Weise."
Mary hingegen, Gerris Arbeitskollegin und Freundin in den Endvierzigern, muss zu viel trinken und sich andauernd in die falschen Männer verlieben, um ihre Einsamkeit zu bekämpfen. Sie stellt Tom und Gerrie auf eine harte Freundschaftsprobe: "Mary ist das Opfer falscher Propaganda", sagt Mike Leigh: "Sie glaubt, sie muss jung und sexy sein, und den Männern gefallen. Ihre Tragödie besteht darin, dass sie nicht weiß, wer sie selbst ist. Dieses Motiv findet sich übrigens in meinen Filmen immer wieder: Die falsche Vorstellung davon, wie man sein sollte, um glücklich zu werden."

Aber nicht nur das Pärchen Tom und Gerri ist gemeinsam älter geworden, auch Mike Leigh und sein fixes Schauspieler-Ensemble kam gemeinsam in die Jahre: "Ich wurde früher einmal gefragt, wo die Grenzen meiner Arbeitsweise liegen und ich sagte damals: ,Ich kann keine alten Leute darstellen. Ich kenn' einfach niemand, der das spielen könnte.' Und jetzt schau' ich mich um und muss sagen: Wir sind alle gemeinsam älter geworden. Diese Kontinuität ist toll."
Auch Leighs Kameramann Dick Pope ist ein Langzeitmitarbeiter: "Wir treiben uns gegenseitig an. Für mich gilt nämlich: Das Medium ist die Botschaft. Wenn ich an die meisten meiner Filmszenen denke, wüsste ich nicht, wie ich sie auf Papier beschreiben sollte. Sie existieren einfach nur im Kino."

Letztes Update am 27.01.2011, 18:27

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Artikel vom 27.01.2011 15:00 | KURIER | Alexandra Seibel | « zurück zu KULTUR


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