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Merken   Drucken   10.03.2011, 21:47 Schriftgröße: AAA

   

Aufstand in Libyen: Französischer Irrläufer

Leitartikel Wahrscheinlich muss Nicolas Sarkozy gerade ein paar seiner Komplexe kompensieren. Das Minderwertigkeitsgefühl etwa, bei den Revolutionen in Tunesien und Ägypten als Staatsmann mit Weltgeltung versagt zu haben.
Anders sind die jüngsten Äußerungen des französischen Präsidenten nicht zu erklären: Luftangriffe auf das libysche Gaddafi-Regime zu fordern und die Rebellenregierung anzuerkennen hat mehr mit seinem Testosteronspiegel als mit logischem Denken zu tun. Solche Vorschläge nutzen niemandem etwas. Weder der Europäischen Union noch den Libyern und schon gar nicht ihm selbst.
Nicolas Sarkozy (l.) und Muammar al-Gaddafi im Dezember 2007   Nicolas Sarkozy (l.) und Muammar al-Gaddafi im Dezember 2007
Die Franzosen werden sich an sein widersprüchliches und unverantwortliches Verhalten erinnern, wenn im nächsten Jahr Präsidentschaftswahlen anstehen. Nicolas Sarkozy  tut derzeit alles, um die Erwartungen an ihn als Führer der Grande Nation zu enttäuschen. Sein Verhalten schadet aber auch der EU: Briten und Franzosen fordern nun den Einsatz des Militärs in Libyen, während Portugiesen und Griechen weiter Gaddafis Emissäre empfangen, und Malta wie Italien blockieren alle Kompromissversuche.
Am vernünftigsten sind da noch die Deutschen, die auf die Uno und die arabischen Partner in der Region setzen. Damit die EU aber Druck auf den Diktator in Tripolis erzeugen kann, muss sie mit einer Stimme sprechen. Sonst ist es für Gaddafi ein Leichtes, die Staaten gegeneinander auszuspielen. Und: Es stärkt nicht gerade die Glaubwürdigkeit der Union in anderen Krisenregionen, wenn der Staatschef des zweitwichtigsten Mitgliedsstaates diplomatisch Amok läuft.
Seine Vorschläge sind schlicht ungeeignet, die Lage in Libyen zu befrieden. Eine diplomatisch fragwürdige Anerkennung des Rebellenrats setzt diesen dem Vorwurf Gaddafis aus, vom Ausland gesteuert zu sein. Und mit Luftschlägen würde der Westen Teilnehmer in einem unübersichtlichen und womöglich langen, blutigen Bürgerkrieg, bei dem er nur verlieren kann. Ein Krieg lässt sich leichter beginnen als beenden. Das sollten Afghanistan und der Irak gelehrt haben.
Die Europäer tun deshalb gut daran, den wild gewordenen Sarkozy in seine Schranken zu weisen und auf wirksamere Maßnahmen zu setzen: schärfere Sanktionen und die Unterbindung aller Geldflüsse an Gaddafi. Das wird schon schwer genug.
  • FTD.de, 10.03.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland
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Kommentare
  • 11.03.2011 20:59:40 Uhr   weissbart: Demokratie??

    Deutschland tut gut daran, sich zurück zu halten. Denn eine Demokratie haben wir wahrlich auch nicht!
    Wir leben genauso in einer Diktatur. Das Volk hat kein Mitspracherecht, darf nur bluten für Entscheidungen, die unsere stupide Obrigkeit getroffen hat. Siehe Euro, Bankenpleite, Hartz IV, Stuttgart 21 usw. Wo sind da die Volksentscheide oder Volksbefragungen? Statt dem Volke zu vertreten wird fleissig das Volk getreten!

  • 11.03.2011 20:58:13 Uhr   Dr. P. Nassehi: Unruhen in oelländer
  • 11.03.2011 19:43:12 Uhr   J. Hannewald: Einmischen und Macht zeigen??
  • 11.03.2011 15:40:44 Uhr   Besorgt: Demokratie??
  • 11.03.2011 15:04:52 Uhr   Zorbas: Sarkozy
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