Glücksspiel: Helfen - aber richtig
Leitartikel Es ist richtig, dass die Bundesländer das Glücksspiel am Automaten strenger reglementieren lassen wollen. Vor allem das Daddeln ist für Suchtgefährdete ein Problem.Und es nimmt zu, immer mehr Spielhöllen werden eröffnet. Und die Zahl derer steigt, die darin ihr Glück versuchen und so ihr Unglück provozieren. Wer Spielsucht begrenzen will, muss sie dort angehen, wo sie leicht entsteht und wo Suchtmittel einfach zugänglich sind.
Allerdings wäre es zu einfach, den Vorstoß der Länder allein als Ausdruck der Sorge um süchtige Bürger zu sehen. Jeder Schritt für oder gegen das Wetten ist Teil des ewigen Gezerres zwischen dem allein staatlich angebotenen Glücksspiel wie etwa Lotto oder Sportwetten und den privaten Glücksspielanbietern. Die betreiben die nicht dem staatlichen Monopol unterworfenen Automaten.
Der Europäische Gerichtshof fordert trotz dieser Teilung eine kohärente Suchtbekämpfung und hatte im September geurteilt, dass die nicht vorliegen könne, wenn Automaten mit ihrem höheren Suchtpotenzial weniger Regulierung unterworfen und freier zugänglich sind als die staatlichen Sportwetten. Und das Bundesverwaltungsgericht schob nach, dass sich das staatliche Monopol nur halten lasse, wenn die Glücksspiele entsprechend ihrem Suchtpotenzial behandelt werden. Die Initiative der Länder ist also auch ein Versuch, ihr Monopol auf Sportwetten zu retten.
Das ist in Ordnung, solange der Effekt den Süchtigen und Gefährdeten hilft. Wenn die Länder es allerdings ernst meinen mit ihrer Sorge angesichts wachsender Abhängigkeit, sollten sie auch weitere Maßnahmen einfordern, zu denen Suchtforscher raten. Und sie sollten deutlich machen, dass ihnen die Bekämpfung der Sucht im Zweifel wichtiger ist als die Milliardeneinnahmen aus dem Glücksspiel - nicht nur bei den privaten Anbietern, sondern auch bei staatlichen Wetten.
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Aus der FTD vom 08.03.2011
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