Europas Wettbewerbsfähigkeit: Die schiefen Thesen in Merkels Plan zur Euro-Stärkung
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2011 dadp
Auf den ersten Blick scheint die Philosophie hinter Angela Merkels Pakt für Wettbewerbsfähigkeit beeindruckend: Wenn die Staaten der Euro-Zone die Lohnkosten in den Griff bekommen, können keine externen Ungleichgewichte entstehen, da die relativen Kosten die Exportleistung bestimmen. Und zudem bedeutet höhere Produktivität immer mehr Wettbewerbsfähigkeit und trägt so dazu bei, Divergenzen zu verringern.
Genauerem Hinsehen können diese Denkmuster aber nicht standhalten. Nehmen wir Merkels erste Hypothese: Die relativen Lohnstückkosten der Euro-Länder an der Peripherie sind gestiegen. Hier liegt die Wurzel der Probleme dieser Staaten, weil die Exportleistung schlecht gewesen sein muss und sie somit immer größere Leistungsbilanzdefizite anhäufen.
Leider nur wird diese Behauptung nicht durch Daten gestützt. Der Anteil der Exporte von Waren und Dienstleistungen aus Griechenland, Irland, Portugal und Spanien am Gesamtexport der EU ist seit 2000 weitgehend unverändert geblieben. Würde sich ein Verlust der Wettbewerbsfähigkeit stark auf die Exporte auswirken, müsste man eigentlich davon ausgehen, dass der Anteil der Krisenländer mit der Zeit kleiner wird.
Indikatoren für die Wettbewerbsfähigkeit haben somit für sich genommen nur begrenzten Wert, wenn man die Exportleistung prognostizieren will. Natürlich kann man die Argumentation umdrehen und die Exportleistung als Indikator für Wettbewerbsfähigkeit heranziehen.
Orientiert man sich an der kumulierten Wachstumsrate der Exporte von Waren und Dienstleistungen, ist Estland Spitzenreiter. Das Land verzeichnete auch den stärksten Anstieg bei den relativen Lohnstückkosten im gesamten Euro-Raum. Der Zweitplatzierte ist - kaum überraschend - Deutschland, wo die relativen Lohnstückkosten am stärksten zurückgegangen sind. Überraschend ist jedoch, dass Griechenland, Irland und Spanien in dieser Hinsicht allesamt besser dastehen als Italien und Frankreich. Letzteres scheint eher Minderleister zu sein, auch wenn das Land in den üblichen auf Lohnstückkosten basierenden Hitparaden der Wettbewerbsfähigkeit nie besonders hervorgehoben wird.
Bei der zweiten Hypothese gibt es scheinbar nicht viel zu überlegen: Durch Steigerung der Produktivität muss sich auch die Wettbewerbsfähigkeit verbessern, denn mehr Produktivität bedeutet niedrigere relative Lohnstückkosten. Leider steht auch dieser Schluss im Widerspruch zur Realität. Während des vergangenen Jahrzehnts haben Mitgliedsländer mit dem stärksten Produktivitätswachstum bei der Wettbewerbsfähigkeit, gemessen an den relativen Lohnstückkosten, auch den stärksten Verlust erlitten.
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FTD.de, 11.03.2011
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Kommentare
- 13.03.2011 08:59:30 Uhr
Habe fertig: Schlusswort
Raus aus dem Euro! Mittlerweile bin ich bereit jede Partei zu wählen, die den Ausstieg nicht zwangsläufig Hals über Kopf aber solide geplant, angeht. Am besten gleich mit der Beerdigung der Pleitebanken. Wir müssen zurück zu einem ehrlichen Finanzsystem! Ob diese Partei rechts oder links, gemäßigt oder extrem ist ,ist mir schei..egal. Wenn die sogenannten demokratischen Einheitsbreiparteien nicht sehen, wie sie den demokratischen Ast auf dem sie selbst sitzen, durch ihre Ignoranz des Problems, selbst absägen, müssen sie es auf die Harte Tour lernen - Kollateralschäden inbegriffen. Der Euro funktioniert nicht, das Finanzsystem funktioniert nicht und nützt nur noch Betrügern und Zockern - seien es Staaten oder Banken.
- 12.03.2011 17:16:49 Uhr Michel: Merkels EU-Katastrophe
- 11.03.2011 13:50:39 Uhr WILHER: ich glaube, der EURO ist doch schuld
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