Gebot der Stunde: Eileen Grays Stuhl Transatlantique

500 Objekte sind es, die das Auktionshaus Christie's an drei Tagen im Palais de Tokyo unter den Hammer bringt. Möbel, Skulp­turen, Schmuck, Teppiche, Grafiken, darunter Werke von Louis Majorelle, Jacques-Émile Ruhlmann, Pierre Chareau, Francis Jourdain und Eileen Gray.

Die Stücke der Irin Gray zählen zu den Highlights. Ihr Stuhl Transatlantique, kurz Transat, entstand um 1926. Eine Konstruktion aus lackierten Holzstäben, fixiert durch Gelenke und Schrauben aus Metall, mit gepolsterter Rückenlehne und Sitzfläche aus geöltem Stoff. Geometrisch, elegant und praktisch, erinnert er ein wenig an die Liegestühle historischer Ozeandampfer. In ihm verbindet sich Grays frühe Liebe zur Lackkunst mit ihrem späteren Faible für funktionales Design.

Laurent Negro, Besitzer all der Schätze, ist ein lockerer Typ, der seinen Reichtum ungern zeigt. Ein Glückskind: Sein Vater entdeckte in den USA das Zeitarbeitsgewerbe, machte damit in Frankreich ein Vermögen und kaufte das Château de Gourdon in der Nähe von ­Grasse. Dort hatte seine Mutter als Köchin gearbeitet, dort war er geboren worden. Der Unternehmer füllte das Schloss mit Kunstwerken, allerdings ohne besondere Expertise. 1996 erbte Sohn Laurent das Château, die Milliarden, die Kunst und gab der Sammlung, was ihr fehlte: ein Konzept. Er trennte sich, kaufte neu, schuf so den Bogen von Art Nouveau über Art déco bis zur Union des Artistes Modernes, dem 1929 gegründeten Zusammenschluss von Avant­garde-Architekten und -Designern. Dass der Enddreißiger die Kollektion nun Christie's anvertraut, mag verwundern. Man munkelt, er habe eine neue Sammlung im Sinn.

Auf 40 bis 60 Mio. Euro schätzt Christie's den Gesamt­erlös - und hofft im Stillen auf eine Überraschung. Denn als vor zwei Jahren der Drachensessel von Eileen Gray aus der Sammlung des ver­storbenen Desi­gners Yves Saint Laurent versteigert wurde, fiel der Hammer bei der fantastischen Summe von 22 Mio. Euro. Das Auktionshaus hatte ihn nur auf 3 Mio. Euro geschätzt.

Schätzpreis 600.000 bis 800.000 Euro

Auktion: "The Collections of the Chateau de Gourdon", 29. bis 31. März, Palais de Tokyo, Paris; www.christies.com