Sonntag, 3. April 2011

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Hypertonie: Studium kann Blutdruck senken

Bildung hat einen schützenden Effekt, so eine Studie. Ärzte beklagen, dass viele Menschen erhöhte Werte verharmlosen.

Letztes Update am 02.03.2011, 10:18

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Blutdruckmessung
Wer studiert hat, hat einen niedrigeren Blutdruck: Auf diesen doch etwas ungewohnten Zusammenhang weist jetzt eine Langzeitstudie mit 4000 Teilnehmern hin. Frauen mit 17 Ausbildungsjahren hatten einen um durchschnittlich 3,26 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) niedrigeren Blutdruck als Frauen ohne höheren Ausbildungsabschluss. Bei Männern war der Unterschied etwas geringer (2,26 mmHg). Nach dem Herausrechnen von anderen Einflussfaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht und die Einnahme von Blutdrucksenkern zeigte sich immer noch ein Vorteil durch die Bildung - 2,86 mmHg bei den Frauen, 1,25 mmHg bei den Männern, so die im Fachmagazin BMC Public Health erschienene Arbeit.

"Bei Frauen mit einem niedrigeren Bildungsniveau ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Depression entwickeln, Alleinerzieherinnen sind oder unter der Armutsgrenze leben, größer", sagt Studienautor Eric Loucks von der Brown University, USA. "Bildung spielt sicher eine Rolle beim Erkennen der Gefährlichkeit von Bluthochdruck", sagt Univ.-Prof. Dieter Magometschnigg vom Institut für Hypertoniker (Bluthochdruckpatienten) in Wien. "Vor zehn Jahren war unser größtes Problem, dass tatsächlich zumindest jeder dritte Betroffene nichts von seinem hohen Blutdruck wusste. Heute wissen sicher mehr Menschen, dass ihr Blutdruck erhöht ist - aber sie sehen das nicht als Problem, es ist ihnen egal. Einen Blutdruck im Bereich von 140-160 mmHg halten viele immer noch für in Ordnung."


Risiko

Was aber ein fataler Fehler ist, wie auch der Kardiologe Univ.-Prof. Günter Steurer betont: "Wenn man das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, bei einem idealen Blutdruck von
120/80 mmHg bei 1 ansetzt, liegt es bei einer Hypertonie im Bereich von 140-179/ 90-109 mmHg beim 3,2-Fachen. Das Risiko eines tödlichen Schlaganfalls erhöht sich auf das 6,9-Fache."

"Durch Gewichtsreduktion, regelmäßige körperliche Betätigung, verminderten Salzverzehr, vermehrte Aufnahme von Kalium (z.B. Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Gemüse, Erdäpfeln), generell eine obst- und gemüsereiche Ernährung und einem moderaten Alkoholkonsum kann man eine Wirkung erzielen, die der eines Medikaments entspricht", betont Steurer.

Zahlreiche Studien würden etwa einen klaren Zusammenhang zwischen erhöhter Salzaufnahme, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen belegen. "In vielen Lebensmitteln ist der Salzgehalt viel zu hoch", sagt auch Gesundheitsminister Alois Stöger zu einer neuen Aktion mit vielen Bäckern: "Wenn es uns gelingt, ihn schrittweise zu reduzieren, tun wir viel für die Gesundheit." Wobei laut Steurer auch der schützende Effekt von Kalium noch weitgehend unterschätzt wird: Denn eine zusätzliche Kaliumzufuhr könne einen Natrium-Überschuss zumindest teilweise kompensieren.

"Jeder weiß, wann er das letzte Service beim Auto gemacht hat, aber viele wissen nicht genau, wann sie zuletzt ihren Blutdruck kontrolliert haben", sagt Internist Magometschnigg: "Ein modernes Blutdruckmessgerät gehört ebenso in jeden Haushalt wie ein Fieberthermometer." Wobei es nichts bringt, nur gelegentlich eine Einzelmessung durchzuführen: "Die sagt gar nichts aus. Auch ein Hochdruckpatient kann einmal in einer ruhigen Stunde einen normalen Wert messen."


Info: Die Einteilung des Blutdrucks

Die einzelnen Stufen Ideal: bis 120/80 mmHg. Normal: 120-129/80-84 mmHg. Noch normal: 130-139/85-89 mmHg. Hypertonie-Stadium 1: 140-179/90-109 mmHg. Hypertonie-Stadium 2 (schwere Hypertonie): größer/gleich 180/110 mmHg. Diese Einteilung steht in den Richtlinien der Österr. Gesellschaft für Hypertensiologie (Bluthochdruck).

Therapie Bei Gesunden ohne Gefäßschäden beginnt man erst ab 140/90 mmHg mit einer medikamentösen Therapie, so Experte Dieter Magometschnigg, "und versucht, mit Lebensstiländerung erfolgreich zu sein".

Aktion 113 Bäcker reduzieren das Salz im Brot

Als unbedenklich gilt laut Weltgesundheitsorganisation eine tägliche Aufnahme von bis zu 5 Gramm Salz (entspricht zirka einem gestrichenen Teelöffel). Männer nehmen laut Ernährungsbericht aber im Schnitt 9 Gram, Frauen 8 Gramm pro Tag auf. "Häufig werden allerdings 12 g, nicht selten 15 g, erreicht", sagt Kardiologe Günter Steurer.

Von der gesamten Salzaufnahme entfallen ca. 75 Prozent auf verstecktes Salz in verarbeiteten Lebensmitteln - Fertiggerichte, Fleischprodukte, Käse sowie Brot und Gebäck. Die Bäckerinnung und das Gesundheitsministerium haben jetzt eine Kampagne zur Salzreduktion in Brot und Gebäck gestartet: In den kommenden fünf Jahren soll die Salzzugabe um 14 Prozent verringert werden. 113 Betriebe mit 350 Filialen machen bei der freiwilligen Aktion bereits mit - erkennbar sind sie am unten stehenden Logo. Bundesinnungsmeister Josef Schrott: "Ich habe bereits begonnen, langsam zu reduzieren, die Kunden merken keinen Unterschied." Kurt Mann ("Der Mann") sieht sich gar als Vorbild: "Ich bin von der Aktion überzeugt und habe auch meinen persönlichen Salzkonsum bereits reduziert."

Letztes Update am 02.03.2011, 10:18

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Artikel vom 01.03.2011 16:00 | KURIER | Ernst Mauritz | « zurück zu Gesundheit


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