Freitag, 11. März 2011

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Erster Börsegang in Wien seit 2007

Der oberösterreichische Alu-Konzern AMAG wagt sich als erster nach der Finanzkrise aufs Wiener Börseparkett.

Letztes Update am 09.03.2011, 15:40

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Amag Der Ausbau der Produktion beim heimischen Alu-Konzern soll mit frischem Geld von den Anlegern finanziert werden.
An der Wiener Börse regt sich wieder ein Frühlingslüftchen. Erstmals seit Oktober 2007 steht wieder ein Börsegang eines heimischen Unternehmens bevor. Der ehemals verstaatlichte Aluminium-Konzern AMAG will sich noch heuer frisches Geld von den Anlegern holen. Mit dem Erlös will das Unternehmen mit Hauptsitz im oberösterreichischen Ranshofen die Ausweitung der Produktion und den Gang in neue Märkte finanzieren. Expandieren will die AMAG - so deren Chef Gerhard Falch - vor allem nach Osteuropa, China, Indien und Brasilien.


Kapitalerhöhung

Wie groß die Börse-Tranche ausfällt, ist vorerst offen. Der Hauptaktionär CP Group 3 B.V. - ein Joint Venture von One Equity Partners (OEP) und der zur Herbert-Turnauer-Stiftung gehörenden Verpackungsgruppe Constantia Packaging BV - will Aktien aus seinem Besitz anbieten. Parallel dazu ist eine Kapitalerhöhung im bisher nicht genannten Ausmaß geplant. Die Gruppe hält 90 Prozent an der AMAG, zehn Prozent gehören den Mitarbeitern
und werden in einer Stiftung verwaltet.

Offen ist auch noch der genaue Zeitpunkt des Börsegangs. Analysten gehen aber davon aus, dass dieser bereits in den nächsten Wochen vor Ostern über die Bühne gehen könnte.
Die AMAG ist Spezialist für Aluminium-Walzprodukte für die Auto-, Flugzeug- und Verpackungsindustrie. Außerdem betreibt sie in Ranshofen einen der größten europäischen Standorte für Aluminium-Recycling. Zur Versorgung mit Primär-Aluminium hält das Unternehmen 20 Prozent an der kanadischen Elektrolyse Alouette, die jährlich 570.000 Tonnen Aluminium herstellt. 2010 setzte die AMAG mit 1175 Mitarbeitern 728 Millionen Euro um. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) betrug 139 Millionen Euro.


Ersatz

AMAG-Chef Gerhard Falch AMAG-Chef Gerhard FalchAn der Wiener Börse springt das Alu-Unternehmen quasi für die Konzernmutter Constantia Packaging ein. Diese wurde nach der mehrheitlichen Übernahme durch One Equity Partners im Oktober 2010 von der Börse genommen. Die Kleinaktionäre - die rund neun Prozent hielten - wurden mittels eines so genannten Squeeze out mit einer Barabfindung aus dem Unternehmen ausgekauft.
Die letzten Börsegänge vor der Krise waren in Wien unter anderem der Bauriese Strabag und der Mautspezialist Kapsch TrafficCom.

Geschichte: Fast-Pleite durch Expansion auf Pump
Die AMAG stand schon einmal vor einem Börsegang: 1991 wollte der damalige Konzern-Chef der verstaatlichten AMAG, Robert Ehrlich, die rasante Expansion im Ausland über den Kapitalmarkt finanzieren. Die Austrian-Industries-Gruppe - in der vier Branchen-Holdings unterhalb der Staatsholding ÖIAG zusammengefasst waren - lehnte das aber ab.
Was sich nur zwei Jahre später als richtige Entscheidung herausstellte. Die Expansion mit Fremdkapital und der gleichzeitig in den Keller gefallene Aluminiumpreis brachten die Austria Metall AG an den Rand der Pleite. Der "Restrukturierungsbedarf" - also Zuschüsse von der ÖIAG - der auf 8000 Mitarbeiter angewachsenen Gruppe summierte sich auf mehr als 13 Milliarden Schilling (rund eine Milliarde Euro). Der Nachfolger von Ehrlich, Klaus Hammerer, zog die Notbremse, verkaufte Beteiligungen und reduzierte den Konzern auf die Kernbereiche.

1996 wurde die AMAG schließlich - um einen symbolischen Schilling - mehrheitlich an deren Chef Klaus Hammerer und an die Constantia-Gruppe des Industriellen Herbert Turnauer verkauft. 20 Prozent wurden in eine Mitarbeiter-Stiftung übertragen. Als "Kaufpreis" mussten die neuen Eigentümer einen Großteil der Schulden übernehmen und an die ÖIAG zurück zahlen.
Im März 2007 übernahm die Constantia Packaging die Mehrheit an der AMAG, die Mitarbeiterstiftung verkaufte die Hälfte des 20-Prozent-Anteils an die Constantia.


Letztes Update am 09.03.2011, 15:40

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Artikel vom 09.03.2011 09:00 | KURIER | Franz Jandrasits | « zurück zu Unternehmen


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