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Thema: Family-Coach

Wenn ein Elternteil weggeht

Scheidung: Was Eltern in dieser schwierigen Situation für ihre Kinder tun sollten, damit diese nicht auf der Strecke bleiben.

Letztes Update am 06.11.2010, 21:23

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Scheidung Papa und Mama h aben einander nicht mehr lieb. Das Kind steht dazwischen, fühlt sich ausgeschlossen und glaubt, dass es schuld am Scheitern seiner Eltern ist. Deshalb: Streitereien niemals auf dem Rücken der Kinder austragen, sondern mit ihnen ehrlich reden.

Für Kinder, deren Eltern auseinandergehen, stürzt die Welt zusammen. Eine Scheidung ist ein tiefer Einschnitt, der das Leben radikal ändert. Kinder erleben die Trennung als extrem schmerzhaft, weil sie den Verlauf nicht beeinflussen können und sich dem Geschehen machtlos ausgesetzt fühlen.

"Sie verlieren durch die Scheidung ihrer Eltern einen geordneten Rahmen und die bewährte Familienstruktur", sagt Dagmar Bojdunyk-Rack, Geschäftsführerin von Rainbows, einem Verein, der professionelle Hilfe für Kinder in Trennungssituationen anbietet (www.rainbows.at).

"Die Ohnmacht der Kinder führt zur inneren Zerrissenheit und wirft die zentrale Frage ,bin ich schuld, dass sich Mama und Papa nicht mehr lieb haben?' auf. Kinder führen die Scheidung auf schlechte Schulleistungen oder mangelnde Folgsamkeit zurück." Für kleine Kinder liegt eben der Umkehrschluss "meine Eltern streiten sich, weil ich so schlimm bin" nahe.

Vor allem jüngere Kinder erleben die Trennung der Eltern vorrangig als Trennung von sich selbst, als großen persönlichen Verlust. "Sie werten den Auszug von Papa als eine Geringschätzung ihrer eigenen Person", so Bojdunyk-Rack. Sie glauben, der Vater geht, weil er sie nicht mehr mag.

Zu Schock, Verzweiflung und Mutlosigkeit kommen Verlustängste hinzu - die Mama könnte ja auch noch weggehen. Deshalb ist es wichtig, den Kindern alles genau zu erklären, damit sie möglichst wenig Schaden erleiden. "Die Entscheidung zur Trennung sollten Eltern ihren Kindern zu zweit mitteilen. Ihnen vermitteln, dass die Beziehung der Eltern auseinander geht, aber nicht die zu den Kindern", sagt KURIER- Family- Coach Martina Leibovici-Mühlberger. "Speziell der Elternteil, der auszieht, muss dem Kind deutlichmachen, dass es in seinem Herzen genauso geliebt wird wie vorher und dass es keine Trennung von ihm ist."

In dieser schwierigen Situation brauchen Kinder intensive Begleitung und Beistand. "Sie brauchen jemanden, der ihnen zuhört und bei dem sie Ängste, Sorgen und Befürchtungen abladen können", so der Family-Coach. Das Kind braucht eine Person, bei der es Zuflucht findet, wenn die Eltern überfordert sind. "Das ist häufig der Fall, weil sie in der Krise stecken und den Beistand nicht leisten können." Deshalb sollten sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, damit für das seelische Wohl der Kinder gesorgt wird. Sie sind die schwächsten Glieder in diesem Prozess und können sich oft selber nicht mitteilen.

Dem Kind zuliebe

Kinder können in dieser Situation mit Nägelbeißen, Bettnässen, Kontaktverweigerung oder Haare ausreißen reagieren. Manche schreien nächtelang durch oder legen aggressives Verhalten an den Tag. Um das zu vermeiden, muss der Trennungsprozess im Sinne der Kinder ablaufen. "Ihnen zuliebe sollten sich Eltern disziplinieren und persönliche Kränkungen und Wut aus dem Spiel lassen", so Leibovici-Mühlberger. "Und sie müssen es den Kindern ermöglichen, dass diese beide Elternteile weiterhin gleich lieben dürfen." Es ist eine Katastrophe, wenn Rosenkriege auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden. "Das ist ein Vergehen gegen die Menschenrechte", sagt der Family-Coach. "Wenn man Verantwortung für Kinder hat, muss man die Dinge trennen können und sich auf seine Funktion als Mutter und Vater besinnen."

Ganz schlimm ist es, wenn Eltern versuchen, das Kind gegen den jeweils anderen für sich zu gewinnen. "Bildlich gesehen, stürzt für das Kind ein Kartenhaus zusammen, dessen Wiederaufbau aufgrund stürmischer Verhältnisse nicht möglich ist", sagt Rainbows-Expertin Bojdunyk-Rack. "Im tatsächlichen Leben steht das Kind zwischen zwei Fronten und fühlt sich hin- und hergerissen." Um den Eltern zu helfen, verbünden sich Kinder gerne mit den Personen, mit denen sie gerade zusammen sind. Die Folge: ein unlösbarer Loyalitätskonflikt.

Ehrlichkeit den Kindern gegenüber ist oberstes Gebot, wenn eine Trennung bevorsteht. Es bleibt ihnen ohnehin nichts verborgen. Kinder sind in ihrer Wahrnehmung sensibel und haben feine Antennen. Sehr wichtig ist auch, mit den Kindern festzulegen, wie der weitere Kontakt zum getrennten Elternteil gehalten wird. Leibovici-Mühlberger: "Doch Kinder sind auch pragmatisch. Sie sind fähig, sich mit veränderten Lebenssituationen abzufinden, wenn ihre Bedürfnisse gesichert sind." Damit kommen sie besser zurecht als mit jahrelangen Streitereien der Eltern.
Info: Family-Coach-Telefonsprechstunde: Montag, 13 -15 h, 01/5265760.


Letztes Update am 06.11.2010, 21:23

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Artikel vom 06.11.2010 21:00 | KURIER | Ingrid Edelbacher | « zurück zu NACHRICHTEN


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