Montag, 21. März 2011

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Die Zukunft des Skispringens

Türkei. Korea. Kasachstan. Die Skispringer fliegen auf neue Destinationen und moderne Schanzen.

Letztes Update am 19.03.2011, 16:00

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www.berkutschi.com/walter hofer Exotisch: In Erzurum in der Türkei fand der Jungfernsprung bereits statt. Die Fans flogen auf die Wintersportler.
Planica in Slowenien ist Geschichte. Skisprung-Geschichte. In dem Tal bei Kranjska Gora sprang der erste Mensch über 100 Meter, später flog der erste über 200 Meter.

Oslo ist Geschichte. Nordische WM-Geschichte, Skisprung-Geschichte. Der erste größere jährlich ausgetragene Skisprungwettkampf fand ab 1879 auf dem Husebybakken in Oslo statt. 1892 zog der Wettbewerb auf den Holmenkollen um.

Aber wo liegt bei so viel Geschichte die Zukunft des Skispringens? In der weiten Welt - wenn es nach Walter Hofer geht, dem FIS-Springerchef aus Österreich. Nicht nur in Hinzenbach, in Oberösterreich, wo es weltweit einzigartig einen Namenssponsor für die Schanzen gibt.

Auch nicht in Polen, wo in Wisla seit Kurzem auf der Adam-Malysz-Schanze gesprungen werden kann. Nein. Die Zukunft liegt im fernen Osten. In China, Südkorea, Kasachstan, im Ural.

Und sogar in der Türkei. In Erzurum, einer 400.000-Einwohnerstadt in Ostanatolien heben neuerdings die Adler ab. In 2000 Metern Seehöhe, auf einer der modernsten und attraktivsten Schanzen der Welt, die für die Universiade errichtet wurde.


Abenteuer

Die Schanze in Tschaikowski. Originell: In Tchaikovski in Russland entsteht die "Schneeflocke".Für die Springer und Trainer, die beim Kontinentalcup im Dezember erste Bekanntschaft mit den türkischen Schanzen im Palandöken Ski-Zentrum machen durften, war der Ausflug nach Erzurum ein Sprung in eine andere Welt. Weil es an Personal mangelt, mussten slowenische Experten die Schanze präparieren, auch die Ordner wussten nicht wirklich, was sie zu tun hatten.

"Es fehlt an Know-how, aber lässig war's trotzdem", meint Werner Rathmayr, Trainer der Österreicher. Die Fans flogen auf die exotischen Springer. Vor allem als Faik Yuksel, der einzige türkische Starter über den Bakken ging. Da störte es nicht weiter, dass Yuksel Letzter wurde. "Ich kann mir schon vorstellen, dass dort einmal ein Weltcup stattfindet", so Rathmayr.

Und weiter geht der Rundflug zu den neuen Schanzen. Weiter nach Russland, in das Reich der Schneeflocke, wie die Anlage in Tchaikovski genannt wird. In der Nähe der Heimatstadt des Komponisten im Ural entstand einer der modernsten Sportkomplexe mit Biathlon-Schießstand, Langlauf-Strecken und einem Fünf-Sterne-Hotel. Schneeflocke kostete eine Lawine, fast 100 Millionen Euro wurden investiert.


Storch

www.berkutschi.com/walter hofer Tierisch: Nach Nizhni Tagil in Russland kommt der "Storch".Offenbar gehört es in Russland zum guten Ton, dass Sprungschanzen eigenwillige Namen tragen. In Nizhni Tagil in der Region Yekaterinenburg kommt der "Storch", eine Schanzenanlage, die alle Stückeln spielt. Dort sollen sich Russlands Adler auf die Winterspiele 2014 in Sotschi vorbereiten.

Weiter östlich in Kasachstan, im Herzen von Almaty, ist um knapp 40 Millionen Euro ebenfalls eine neue Anlage entstanden. "Gorney Gigant" heißt das nordische Zentrum mit fünf Schanzen, einem Sportgymnasium und einer Indoor-Sporthalle.

Im südkoreanischen PyeongChang wurde gar eine Milliarde Euro in das Wintersportzentrum "Alpensia" investiert. In der Hoffnung auf Olympische Winterspiele. Doch vorerst hängen die Koreaner noch in der olympischen Warteschleife. Nichtsdestotrotz wurde der 50 Millionen Euro teure Schanzenkomplex fertiggestellt und 2009 mit einem Kontinentalcup-Springen eröffnet.

Auch im chinesischen Yabuli unweit von Harbin fand der Jungfernsprung bereits statt. Die Schanze trägt den Namen "Dragon Hill", Drachenhügel. 2009 war Harbin Austragungsort der Universiade, in den nächsten Jahren soll dann hier auch um Weltcuppunkte gesprungen werden. "Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir mehr Veranstalter als Termine haben", erklärt FIS-Renndirektor Walter Hofer. Über kurz oder lang wird das Skispringen die neuen Märkte und neuen Schanzen im Osten erobern.

Ohnehin gibt es Schanzen in Hülle und Fülle. Auf der Internetseite www.skisprungschanzen.com werden gleich 1332 Schanzen in 40 Ländern aufgeführt. Viele davon sind aber schon Geschichte.

Darunter zwei in Wien. Die eine stand am Cobenzl, die andere am Himmelhof. 1931 kamen 20.000 Fans zu einem internationalen Springen an den Cobenzl. Ebenso viele Menschen wollten in den 50er-Jahren am Himmelhof die Wiener Meisterschaften sehen.

Abriss

Die Schanze in pyongchan. Startklar: In PyeongChang in Korea hofft man auf Olympia.Noch um 1900 gab es im Großraum Wien Sprungschanzen in Kaltenleutgeben, Hütteldorf und Grinzing sowie Sprunghügel in Pötzleinsdorf, Neuwaldegg und auf der Schmelz. Noch vor zwei Jahren prüfte der ÖSV die Möglichkeit einer neuen Schanze in Wien oder Umgebung. Die heiße Liebe ist aber zuletzt etwas erkaltet. Im Juni 1980 zündeten Vandalen die Himmelhofschanze an. Seither hat die Bundeshauptstadt keine Sprungschanze mehr.

Auch die Schanze in Budapest wurde abgerissen. Die einzige existente Anlage in Ungarn steht in Köszeg, nur wenige Kilometer vom Burgenland entfernt. Erst 2005 wurde der 30-Meter-Bakken mit Matten aus Mürzzuschlag auch sommertauglich gemacht. Eine Handvoll Idealisten will den Skisprungsport in Ungarn wieder beleben.

Ein Idealist ist auch in Australien tätig. Ein gebürtiger Slowene will Hoopers Crossing wiederbeleben. Die zweite australische Schanze stand in Falls Creek und ist ebenso abgerissen. Mit 31,4 Metern aus dem Jahr 1959 wird dort ein Ernst Vettori senior als Schanzenrekordhalter geführt. Ein Ernst Vettori junior kam fünf Jahre später zur Welt und wurde 1992 Olympiasieger.

Die beiden abgerissenen Schanzen in Australien und eine stillgelegte Schanze in San Carlos de Bariloche in Argentinien sind die drei einzigen Anlagen, die südlich des Äquators besprungen wurden.

Letztes Update am 19.03.2011, 16:00

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Artikel vom 19.03.2011 15:00 | KURIER | Günther Pavlovics, Christoph Geiler | « zurück zu Wintersport


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