Dienstag, 22. März 2011

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Udo Jürgens im großen ROMY-Interview

Bei der KURIER-ROMY-Gala erhält Udo Jürgens die Trophäe in Platin für das Lebenswerk. Dazu Udo im Interview mit Rudolf John.

Letztes Update am 19.03.2011, 17:44

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dapd Udo Jürgens wird bei der Gala am 16. April mit der KURIER Platin-ROMY für sein Lebenswerk geehrt
Die Auszeichnung an Udo Jürgens kommt zur rechten Zeit. Es gibt eine neue CD mit dem Titel "Der ganz normale Wahnsinn", eine Konzert-Tournee nächstes Jahr und schließlich steht eine Fernsehfilm-Produktion über Udos Familiengeschichte, "Der Mann mit dem Fagott", vor der Fertigstellung.

KURIER: Der Film wird zu Ihrem Geburtstag kommenden September herauskommen, ein großes Projekt ...

Udo Jürgens: Ja, wir haben gestern die Roh-Abnahme gehabt, noch nicht mit Originalmusik, die ist noch gar nicht geschrieben. Ich muss sagen, da ist dramaturgisch noch vieles im Argen; aber es sind überwältigende Bilder und die Story berührt sehr.
Es hätte eigentlich ein Dreiteiler von je 90 Minuten sein müssen, aber so etwas ist nicht mehr angesagt. Daher hat man sich jetzt für die ganz große zweiteilige Form entschieden.


"Ich fühl mich überhaupt nicht als etwas Besonderes"

epa Buchautor: Seine Autobiografie "Der Mann mit dem Fagott" wird verfilmt.Über den Inhalt wird viel spekuliert …
Alle sagen immer, "Die Udo Jürgens Story", eine Verfilmung meines Lebens, aber das ist natürlich ein vollkommener Unsinn. Es handelt sich um eine sehr romantische Familiengeschichte durch zwei Welt-kriege, politische Veränderungen, Monarchie, kommunistischer Faschismus, rechtsradikaler Nazi-Faschismus und schließlich die Demokratie.

Sie selbst werden in dieser Verfilmung gleich von zwei Schauspielern verkörpert?
Ja, weil da war dann nun einmal der junge Udo Jürgens und hat eine Karriere begonnen. Das Kind Udo hat sich ängstlich dem Klavier genähert. Im Film wird das sehr berührend gezeigt.
Die beiden Schauspieler - der mich als Kind spielt, ist zehn Jahre alt, und David Rott, der mich als Zwanzig- bis Fünfunddreißigjähriger spielt, - sind überirdisch.
Ich schau da hin und denk mir - diese Ähnlichkeit, aber auch in der Gestik und in ihrer Art, Lebensprobleme zu schildern, - das muss ein alter Film von mir sein.

Sie haben als einziger Musiker im deutschsprachigen Raum die Verkaufsdimension von internationalen Top-Künstlern erreicht, die Zahl von 100 Millionen überschritten.Wie geht es Ihnen eigentlich damit ?
Ich glaub's eigentlich selber nicht und mach mir keine Gedanken darüber. Weil ich habe ein ganz normales Leben wie andere Menschen auch, mit den gleichen Sorgen und Ängsten. Bin berührt oder angewidert oder entsetzt über das, was geschieht auf der Welt.
Ich fühle mich also überhaupt nicht als irgendwie was Besonderes.


epa Zugabe im weißen Bademantel: Udo Jürgens begeistert seit Publikum seit 1950; damals gewann er bei einem Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks mit dem Lied "Je t’aime" als jüngster Teilnehmer den 1. PreisAber ich weiß, die Karriere übertrifft alle vorstellbaren Maße, auch jene, die ich selbst vielleicht mir einmal gedacht habe.
Als Berufsmusiker war einmal mein Karriereziel, dass ich immer ein bisschen mehr habe als ich brauche. Weil ich hab immer viel zu wenig gehabt, bin meine Miete manchmal drei Monate schuldig geblieben. Dann war wieder plötzlich ein Job da oder eine Komposition von mir plötzlich erfolgreich, also kam plötzlich Geld rein. Aber bis das wirklich im großen Stil kam, hat das lang gedauert.

Das große Geld kam mit Ihren Kompositionen?
Ja, ich saß da eines Tages traurig in einer Hamburger Bar beim Bier, die Plattenfirma Polydor hatte mich gekündigt, weil ich darauf bestand, meine eigenen Texte singen zu wollen und nicht mehr fremde Schnulzen. Plötzlich höre ich aus dem Radio am Tresen, wie Shirley Bassey singt und ich begreife im Moment: die singt etwas von mir! "Reach from the Stars", eine meiner ersten Kompositionen. Ich hab gleich den fetten Wirt abgebusselt und ihm alles erzählt, aber er hat mir kein Wort geglaubt. Um das Geld, das ich dann bekam, hätte man zwei Mittelklasseautos kaufen können, für mich damals ein Vermögen.

Und wie ist das Gefühl heute, alles erreicht zu haben, ganz oben zu sein?
Das Drumherum beim Singen stört mich nun schon sehr. Dieses Eitelkeitsgetue, dass man ständig schön oder angenehm ausschauen muss, freundlich sein im Fernsehen, "Lächeln Sie doch mal" und so. Auch diese manchmal belastenden, unguten Gespräche und immer die gleichen Fragen.
Wie du dann plötzlich merkst, wenn du eine gewisse Größe erreicht hast, wie sie dann auf einmal alle gegen diesen Stamm pinkeln, das ist ja wirklich unglaublich.
Auf einmal geht's los: Den müssen wir da runterkriegen vom dem Sockel, dann will man ihn herunterreißen und merkt, das klappt nicht.
Und dann wird er wieder hochgejubelt, weil er wieder was Gutes gemacht hat. Ein bissl bin ich jetzt schon so in einer Schonfrist angekommen. Man sagt, in dem Alter können wir ihn nicht mehr ganz schlecht behandeln und er hat ja wirklich Tolles geleistet.

Gab es für Sie auch Rückschläge?
Als die Karriere so schnell nach oben ging, habe ich tausend Fehler gemacht als junger Mann. Alkohol, Frauen, was weiß ich alles. Aber es hat nicht lang gedauert, da hab ich das wieder abgeschaltet und gewusst, worauf es ankommt.

Also raus aus dem Teufelskreis?
Gott sei Dank! Mir sind ja Drogen jeglicher Art angeboten worden, damals waren noch Spritzen das Tolle, Morphium, aber mir war dies unheimlich, wie ich in den Künstlergarderoben vor allem Jazzmusiker hab Spritzen setzen gesehen. Das hat mich schockiert, auch wenn die Musiker dann auf der Bühne wunderbar gespielt haben. Ich hab nur mit dem Alkohol Probleme bekommen. Wurde kein Alkoholiker, war aber angeschlagen.

epa Erfolgreich als Musicalmacher: Udo Jürgens’ Musical „Ich war noch niemals in New York“Als junger Künstler waren Sie häufig in Wien ...
... ja, das war meine Zeit in der Adebar, die hat mein Leben geprägt. Da waren Fatty George und Freunde, da war Friedrich Gulda. Von denen habe ich gehen, stehen, denken gelernt. Da war auch meine Freundschaft mit Joe Zawinul, das war ein harter Hund: "Klavierspün kannst net", hat er zu mir gesagt, "aber wannst dazu singst, bist guat!"

Bei uns ist Ihr Musical "Ich war noch niemals in New York" seit der Premiere dauerhaft ein Riesenerfolg.
Ich hab mich dafür eingesetzt, dass in das Textbuch für Wien die österreichische Farbe hineinkommt. Auch, dass der Fernsehpreis, um den es geht, ROMY heißt. Ich finde es wunderbar, wie der Peter Fröhlich das macht, es ist diese Rolle für ihn ein wahrer Jungbrunnen ...
Demnächst hätte die Produktion ja auch nach Tokio gehen sollen, die haben eine erstaunliche Musical-Szene, Vorgespräche gab es schon. Aber jetzt haben sie dort andere Probleme. Ich war ja oft in Japan. Was dort passiert, ist so unbeschreiblich erschütternd, schockiert mich das alles so sehr. Wir sind da nicht außen vor, es geht uns alle an. Im Augenblick habe ich gar keine Motivation, Lieder zu singen ...

Konzerte: Auftritte in Österreich 2012

Termine:
Graz: Donnerstag, 8. März, Neue Stadthalle
Salzburg: Samstag, 10. März, Salzburgarena
Linz: Sonntag, 11. März, Tipsarena
Wien: Dienstag, 13. März, Wiener Stadthalle

Zur Person: Österreichs einziger Song-Contest-Gewinner

KURIER Archiv Private Bilder: Mit den Kindern Jenny und JohnEs glückte erst im dritten Anlauf. Nach Kopenhagen (1964, 5. Platz) und Neapel (1965, 4. Platz) hieß es 1966 in Luxemburg endlich: Österreich - zwölf Punkte. Udo Jürgens gewann mit "Merci Chérie" den Eurovisions Song Contest. Ein wichtiger Schritt in einer großen Karriere. Mehr als 900 Lieder komponierte, mehr als 100 Millionen Platten verkaufte der Entertainer bisher.

Udo Jürgens, 1934 als Udo Jürgen Bockelmann in Klagenfurt geboren, zählt weltweit zu den Interpreten mit den höchsten Verkaufszahlen. Seine eingängigen Melodien unterlegt der Komponist mit gesellschaftspolitisch brisanten Texten - sei's zum Thema Wettrüsten ("Traumtänzer"), zur Umwelt ("5 Minuten vor 12") oder zur Integrationsproblematik ("Griechischer Wein").
Auch in Interviews nimmt sich der politische Kopf kein Blatt vor den Mund und nahm z. B. Haider-Kärnten oft genug aufs Korn.

Für Film und Fernsehen wurde der Mann mit der markanten Nase von Lisa-Film-Chef Karl Spiehs entdeckt. Mit Komödien wie "Drei Liebesbriefe aus Tirol" oder "Unsere tollen Tanten" sorgte Jürgens auch hier für Rekordzahlen.
Jürgens ist auch als Autor erfolgreich. Die Verfilmung seiner Autobiografie "Der Mann mit dem Fagott" wird im Herbst im ORF gezeigt. Das Musical "Ich war noch niemals in New York", dem seine Songs zugrunde liegen, läuft seit März im Wiener Raimund Theater.
Jürgens war zwei Mal verheiratet. Mit seiner ersten Frau Panja hat er zwei Kinder: Jenny und John. Außerdem hat er zwei
uneheliche Töchter.

Letztes Update am 19.03.2011, 17:44

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Artikel vom 19.03.2011 17:00 | KURIER | Rudolf John, München | « zurück zu ROMY




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