Montag, 14. März 2011

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In 80 Arbeitstagen um die Welt - Extra zur Serie Weblog

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Welt-Reise, Tag 65

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Kanada ist ein gutes Sprungbrett für österreichische Unternehmen. Erklärt Robert Luck, seit zweieinhalb Jahren Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Toronto. Hier finden sie zunächst einmal ähnliche Geschäftsbedingungen wie in Österreich vor, mit Englisch und Französisch vor allem auch zwei Weltsprachen. Hier können sie aber auch in Ruhe zunächst den übersichtlichen kanadischen Markt beackern, um dann in einem weiteren Schritt aus nächster Nähe den größeren, aber weitaus zerfledderten Markt der einzelnen US-Bundesstaaten ins Visier nehmen.

Im Moment sind österreichische Firmen mit hundert Niederlassungen in Toronto vertreten. Ihr Vorteil: Die globale Wirtschaftskrise hat Kanada weniger hart getroffen als die USA. Natürlich gab es auch Einbrüche, weiß der Delegierte aus Wien-Floridsdorf. Doch zuletzt zog das Exportgeschäft wieder deutlich an: Plus 23 Prozent gegenüber dem Krisenjahr 2009.

Marktchancen sieht Luck weiterhin für die automotiven Zulieferbetriebe, vor allem für Erzeuger alternativer Antriebssysteme. Auch beim Ausbau bzw. Umbau bestehender Wasserkraftwerke könnte erneut österreichische Technologie zum Zug kommen. Wenig weiter geht beim privaten und kommunalen Hausbau. Kanada und die USA wären ein El Dorado für Anbieter von Niedrigenergie-Konzepten. Doch dazu müssten viele im Land umdenken. Luck unglücklich: "Die Zeit dazu scheint noch nicht reif."

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Welt-Reise, Tag 64

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Ein Tag wie der andere in Kanada: Die nächste österreichische Firma in Kanada, dieses Mal in einer Kleinstadt namens Niagara Falls, und ein Geschäftsführer, der nur Gutes über Österreich sagen möchte. Mark Woody, ein Amerikaner in Kanada, hat zuvor für die Skifirma Atomic gearbeitet. Seit vielen Jahren schon hilft er dem Kranhersteller Palfinger aus Salzburg-Bergheim, sich in Nordamerika zu verwurzeln - mit zählbarem Erfolg.

Woody sagt: "Palfinger, that means something." In der Baubranche wären die Österreicher ein Inbegriff für Qualität und Verlässlichkeit. Der Familienbetrieb Palfinger, weltweit 28 Niederlassungen, 4500 Servicepunkte, 5000 Mitarbeiter, ist gleich aus mehreren Gründen erfolgreich. Zum einen sind seine Kräne top. Darüber hinaus bietet man den Kunden, die teilweise tief in die Tasche greifen müssen, um sich so einen riesigen Helfer leisten zu können, ein umfassendes Service. Balthasar Gwechenberger ist ein Drittel des Jahres unterwegs, zu allen Niederlassungen, um die Qualität des Services weltweit sicher zu stellen. Seine Firma gibt spezielle Garantien, liefert im Handumdrehen Ersatzteile, hilft sofern notwendig auch bei komplizierten Kran-Aufbauten. "Das macht oft den Unterschied aus."

Haushoch überlegen: Palfinger hat in Kanada eine verlängerte Werkbank und eine große Lagerhalle gebaut, in dem wichtige Kran-Komponenten und Verschleißteile auf Abruf bereit liegen. "In den meisten Märkten in den USA und in Kanada sind wir deshalb die Nummer eins, weil die Konkurrenz nicht so flexibel ist." Erklärt Mark Woody. Er gilt in Salzburg-Bergheim als Senator Manager, als verlängerter Arm der Familie. Er selbst ist wiederum ein Fan vom Firmengründer: "Hubert was the guy, der eine Vision hatte. Der immer gesagt hat, dass das Geschäft in Nordamerika am Anfang viel Geld kosten wird, dass es sich am Ende aber bezahlt machen wird." Die Palfingers haben jedenfalls in den USA und in Kanada einen langen Atem bewiesen. Selbst die Krise in der Bauwirtschaft konnte ihre Kräne bisher nicht verblasen.

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Welt-Reise, Tag 63

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Heute Kanada! Nach der Landung in Toronto geht es direkt nach Aurora, Ontario: auf den elitären Golfklub von Frank Stronach. Der wartet schon - mit dem Mittagessen. Und beklagt sich, kaum ist der edle Rotwein kredenzt, dass er von österreichischen Journalisten oft falsch verstanden wird. Fordert daher, als wäre es das Normalste von der Welt, alles Geschriebene vorab kontrollieren zu dürfen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen, Mister Stronach: In Ihrer eigenen Firma können Sie König sein und das Gold so verteilen, wie Sie es für richtig halten, gerne auch so, dass niemand dominiert wird, wie sie sagen. Die Republik Österreich ist allerdings kein Königreich. Daher gilt dort weiterhin das Gesetz der Pressefreiheit.

Aber lassen wir doch ausnahmsweise all die Missverständnisse und Kränkungen der vergangenen Jahre beiseite! Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche, die Fakten: In Aurora leben 50.000 Menschen, 5000 arbeiten für Magna. Sie alle und auch ihre Kollegen in der Steiermark haben nicht zuletzt deshalb Arbeit, weil ein fleißiger wie mutiger Werkzeugmacher aus Weiz eine Vision gehabt hat. Und erst dann einen Schritt aus der ersten Reihe seines Konzerns zurückgetreten ist, als diese Idee mehr als nur umgesetzt war.

Faktum ist auch, dass Onkel Fränk mit seinen 78 Jahren noch immer körperlich sehr fit und geistig sehr wach ist. Reden wir nicht über Fußball in Österreich, falsche Berater, Opel, staatliche Förderungen, gebaute Pferdebahnen sowie nicht gebaute Stadien, Einkaufszentren und Vergnügungsparks im Süden von Wien, sehen wir auch über sprachliche Bilder hinweg, die eher grob gesprochen als gut durchdacht sind, dann bleibt doch noch immer: Der Unternehmer Frank Stronach muss ein leuchtendes Vorbild für all jene sein, die oft von der Wichtigkeit des Exports für die österreichische Wirtschaft reden. He did it!

Er sagt heute: "Ich bin dort, wo ich bin, weil ich eine gewisse Neugier gehabt habe." Auch eine Tatsache: Magna gilt in Kanada als angesehene, hart kalkulierende Firma im Automotiv-Bereich. Im Moment sind die Magna-Ingenieure wieder einmal an einem großen Coup dran: Gemeinsam mit Ford haben sie ein neues Elektroauto entwickelt. Und das wird wohl auch in Europa für Elektrisierung sorgen.

Stronach hat darüber hinaus nie vergessen, wo er her ist. Er wiederholt auch heute: "Österreich hat mir meine Ausbildung ermöglicht, Kanada meine Geschäfte." Und selbst wenn er in seinem Ausbildungsland weiterhin mehr mediale Watschen als Wertschätzung einfängt, fliegt er im Schnitt alle drei bis fünf Wochen "heim".

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Welt-Reise, Tag 62

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Wir treffen Johannes Pohl zum Brunch in Williamsburg, jenem lebendigen Viertel in Brooklyn, das die Zeitgeist-Leute für angesagt erklärt haben, was die Mieten enorm in die Höhe getrieben hat. Pohl hat ausnahmsweise in New York zu tun. Er hat drüben in Denver eine Niederlassung für die Firma Komptech aufgebaut. Die erzeugt hochwertige Kompostieranlagen sowie Maschinen, mit denen Biomasse aufbereitet werden kann.

Wir lernen in Williamsburg: Komptech hat seinen Sitz in Frohnleiten nördlich von Graz. Die Firma wurde vor 25 Jahren gegründet und beschäftigt heute 470 Mitarbeiter, weltweit, davon zehn in den USA.

Pohl ist gerade dabei, seine Mission zu erfüllen: Der 39-jährige Manager aus Villach, der in Graz Technik und Wirtschaft studiert hat, hat innerhalb von nur vier Jahren das USA-Geschäft für seine Firma aufgebaut. Heute macht Komptech hier acht Millionen € Jahresumsatz - mit rund 200 Kunden. Vor allem landwirtschaftliche und Entsorgungsbetriebe kaufen die Anlagen aus der Steiermark, aber auch Gemeinden. Im August soll es dann so weit sein, da wird der Aufbauer einen funktionierenden Laden übergeben und zurück in die Zentrale nach Frohnleiten gehen.

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Welt-Reise, Tag 61

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Wie muss sie sich in diesem Moment gefühlt haben? Mit Spannung hatte sie auf eine Antwort der New Yorker Verkehrsbetriebe gewartet. Und dann war die Antwort endlich da, am ersten Tag nach ihrem Urlaub. Und die Antwort war positiv. Und die Antwort bedeutete, dass sie jetzt alles gewinnen oder auch alles verlieren konnte. Denn man gab ihrem kleinen Büro gerade einmal fünf Monate Zeit, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Um ein neues Design für die U-Bahn-Züge zu entwickeln. Unvorstellbar, dass man in Wien Neueinsteigern so eine Chance bietet! In Wien sind die wichtigsten Knotenpunkte für große Aufträge von den Arrivierten und/oder den Apparatschiks zugestellt.

Die Geschichte von Sigi Möslinger - eindrucksvoll. Jeder Mensch, der heute in New York U-Bahn fährt, bekommt es mit ihr zu tun. Deshalb scheint der Name der Österreicherin auch auf einer Liste der hundert einflussreichsten Persönlichkeiten New Yorks auf, erstellt vom einflussreichen "New York Magazine". Von ihr stammt nicht nur das Design für die neuen U-Bahn-Züge, sie hat auch die bunten, einfach zu bedienenden Fahrscheinautomaten maßgeblich gestaltet.

Möslinger ist keine, die Ehrungen braucht. Es ist längst ein Gesetz dieser Weltreise, eine Erfahrung unseres Berufs: Jene Österreicher, die wirklich Großem folgen, sind frei von Attitüden. Unaufgeregt, uneitel erzählt die 43-jährige Industriedesignerin aus ihrem Leben: "Geboren wurde ich in Wien, maturiert habe ich in Ried im Innkreis." Eine wie sie würde nie darauf vergessen, zu betonen, dass die Kunsthochschule in Linz heute viel weltoffener ist als zu jener Zeit, als sie studiert hat. "Damals war mir das zu eng." Deshalb hat sie in der Schweiz und in Kalifornien ihre Ausbildung fortgesetzt und abgeschlossen. Und in San Francisco ihren Partner kennen gelernt: Masamichi Udagawa, ebenfalls Industriedesigner, aus Japan.

Gemeinsam haben die Beiden dann, 2002, die New Yorker U-Bahn revitalisiert. In einer Nacht- und Nebelaktion. Die ersten Modelle entstanden daheim, am Esstisch. "Wir hatten damals noch nicht einmal ein eigenes Büro." Gut ist es gegangen. Die U-Bahn öffnete weitere Türen. Die Verkehrsbetriebe sind weiterhin Stammkunde von Antenna Design New York. Nebenbei haben Möslinger und Udagawa auch anderswo ihre Kreativität spielen lassen: Für einen Selbstbedienungsautomaten von McDonald's, Büromöbel für Knoll USA, neue Monitore und Keyboords für den Finanzinformationsdienst Bloomberg sowie neue U-Bahn-Züge in Washington. Und noch eine schöne Geschichte: Man wartet gemeinsam mit Sigi Möslinger auf die nächste U-Bahn. Und sie sagt seelenruhig: "In fünf Jahren werden auch alle Züge von uns sein."

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Welt-Reise, Tag 60

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Ankunft am John-F.-Kennedy-Flughafen in New York. Und wer ist schon da? Ein Landsmann aus dem Burgenland. Und bitte, liebe Leserin, lieber Leser, haben Sie Verständnis, dass wir bei Österreichern wie Claus Kohlenberger nicht objektiv sein können. Weil sie die wahren Helden dieser Reise sind. Auf seiner Visitenkarte steht: Claus Kohlenberger - President. In Tadten im Seewinkel, einem 1300-Einwohner-Dorf, nahe der ungarischen Grenze, sind sie stolz auf ihn. Ihm mag das ja eher unangenehm sein. Aber sie haben gute Gründe, auf ihn stolz zu sein.

Eigentlich wollte Claus Kohlenberger ein guter Mechaniker werden. So wie sein großes Vorbild, das ihn früh verlassen hat. "Noch am Totenbett hat mein Vater gesagt, dass er für mich alles vorbereitet hat." Gerne hätte er diesen letzten Willen erfüllt. Als fleißiger Handwerker. Doch es sollte anders kommen. Er ging dann auf die Handelsschule. Und nach dem Abschluss der Handelsschule hat er einen Job bei einem anderen Helden gefunden. Bei Rakesh Sardana.

Der kam im Jahr 1975 nach Österreich, und hat hier praktisch bei Null begonnen. Hat sein erstes Geld als Straßen-Verkäufer vor dem Kaufhaus Gerngross verdient, hat sich Schritt für Schritt langsam hinaufgearbeitet, um dann auf dem Flughafen in Schwechat und in der Wiener Innenstadt ein kleines Imperium aufzubauen. Als Franchise-Partner bekannter Markenbetriebe. Derzeit verfügt er über fünfzig Outlets.

Derzeit landen unsere beiden Helden auch den ganz großen Coup: Ausgerechnet im Mutterland des Shoppings haben sie entdeckt, dass es dort den Flughafen als modernes Shopping Center noch nicht gibt. Daher zeigen die beiden Zugereisten den Amis jetzt, wo der Bartel, bevor er abfliegt, den Most holt. Claus Kohlenberger sagt unnachahmlich trocken: "Auch der Amerikaner hat das Recht, bei uns etwas zu kaufen."

Er ist der loyalste Mitarbeiter, den man sich nur vorstellen kann. Einen einzigen Tag hat er die Schule geschwänzt: "Und da wurde mir vor lauter schlechtem Gewissen wirklich schlecht." Er ist heute für 15 Outlets verantwortlich. Und einer der ersten Angestellten, die den Terminal 4 in der Früh betreten, und einer der letzten Angestellten, die am Abend nach Hause gehen. Der 34-jährige Singlemann, der für unser Dafürhalten auch eine gute Partie wäre, beklagt sich nicht: "Für mich ist diese Arbeit wie ein Hobby." Etliche internationale Marken hat er bereits von Downtown Manhattan auf den JFK lotsen können.

Wahrscheinlich wäre er auch ein guter, ehrlicher Mechaniker geworden. Im Seewinkel. Doch so hat ihn das Leben nach New York gebracht. Und wer weiß, wohin es ihn noch bringen wird. Denn sein Chef hat soeben in Boston Fuß gefasst. Und selbst Texas scheint nicht mehr ganz aus der Welt. "Denen verkaufen wir dann Lassos und Cowboy-Stiefel", spricht der Schlingel aus dem Export-Experten. Immer wollte er arbeiten. Damit der Papa dort oben im Himmel stolz auf ihn sein kann. Und ganz nebenbei hat er auch seiner Mutter in Tadten viel Freude gemacht.

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Welt-Reise, Tag 59

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Tit & Ends Salon, Brustvergrößerer, Schönheitschirurg, Zahnarzt, Zahnweißmacher, Masseur, Friseur, Nagelpfleger, Yoga-, Pilates-, Fitnessstudio, dazu alle Mode-Markennamen dieser Welt mit edlen Stores vertreten. Was man halt so braucht, wenn man in Los Angeles chic sein und auf sich aufmerksam möchte. Die Dienstleister, die von den Sorgen der schönen Leute leben, leben in Los Angeles bestens. Welt-Klasse auch jene Lady, die beim Italiener mit ihrem Pelz einläuft. Bei milden Abend-Außen-Temperaturen so um die 15 Grad.

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Welt-Reise, Tag 58

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Hollywood also: Ein Stadtteil von Los Angeles, der architektonisch und kunsthistorisch nicht viel mehr zu bieten hat als Klosterneuburg oder Korneuburg, aber einen Namen hat, den man weit über Niederösterreich und Umgebung hinaus kennt. Ein Besuch hier ist Pflicht, auch für unser Exportpferd. Was jedoch weit mehr als die Luxusvillen, Luxusautos, Luxusläden, Luxuspalmen (sind nicht von hier, müssen extra gepflanzt werden, ein fremder Baum kommt auf gut 3000 €) beeindruckt, sind all die Déjà-vu-Erlebnisse in Los Angeles. Der Straßennamen, die Straßenecke, das Hotel, das Restaurant, das alles kommt einem irgendwie vertraut vor, das hat man doch schon irgendwo irgendwann einmal gesehen. Genau. Im Hollywood-Kino. Oder auch daheim, im Patschen-Kino.

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Welt-Reise, Tag 57

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Angenehme Überraschung am Flughafen von Los Angeles! Die Stempel der Schurkenstaaten in unseren Reisepässen haben die Polizeibeamten der US-Einwanderungsbehörde natürlich sofort registriert, allerdings nur zu einem milden Kommentar veranlasst: "Oh, Sie sind offensichtlich viel unterwegs." Und: "Wie hat Ihnen China gefallen?"

Auch die Mitreisenden mit mexikanischem Pass werden freundlich begrüßt. George Bush ist Geschichte. Und die Wachsamkeit nach Nine-Eleven reduziert sich langsam wieder auf ein erträgliches Maß. Die Stempel der Bösen (die meisten verwenden ein oberösterreichisches Produkt: von der Welser Firma Trodat) haben offensichtlich ihren Schrecken verloren.

Doch wir haben euch das natürlich noch nicht vergessen: Dass ihr einen Kollegen von uns acht Stunden lang verhört und dann mit der nächsten Maschine nach Europa zurück geschickt habt, mit dem Hinweis in seinem Pass, dass ihm die Einreise verwehrt wurde, nur weil er auf dem Weg zu einem Kongress wahrheitsgemäß angegeben hatte, dass er Journalist ist.

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Welt-Reise, Tag 56

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Wäre man sich nicht hundertprozentig sicher, dass Winnetou und Old Shatterhand alias Pierre Brice und Lex Barker an den kroatischen Seen von Plitvice lebten, um dann in die ewigen Jagdgründe des Siebzigerjahre-Spielfilms einzureiten, man könnte meinen, die beiden Blutsbrüder warten am Ende der nächsten Brücke oder in der nächsten Schlucht auf uns.

Über 37 Brücken und durch 86 Tunnels soll er fahren. Der Chihuahua Pacifico. Die 920 km lange Bahnverbindung, die der von Chihuahua nach Los Mochis führt, gilt als einer der schönsten der Welt. Betonen die Mexikaner. Von seinem Tempo (so schnell oder so langsam wie der menschliche Schritt) erinnert dieser Zug am ehesten an den alten "Oststeirer", der einem noch immer eine Vielzahl von Stunden für die Strecke von Wiener Neustadt via Hartberg und Fehring nach Graz raubt. Doch anders als sein oststeirisches Pendant durchquert der Mexikaner ur-eigenes Indianer-Gebiet. Die Entschleunigung ist nach all den Flügen jedenfalls ein Segen. Endlich muss man sich einer neuen Destination nicht mit 900 km/h nähern. Sondern so, dass man sie auch mit den Sinnen begreifen kann.

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Welt-Reise, Tag 55

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Von der tropischen Regen- in die mexikanische Trockenzeit, vom Sommer in den Frühling - in acht Flugstunden ist das machbar. Auch der Modedesigner Helmut Pohl erlebt derzeit seinen x-ten Frühling. Der 70-jährige Salzburger hat sich vor zwei Jahren mit seiner Frau ein Haus gekauft. In einer der bewachten Siedlungen für Reiche. In der Kleinstadt Cuernavaca (eine Million Einwohner) in unmittelbarer Nachbarschaft der Megastadt Mexico City. Um sich hier zur Ruhe zu setzen.

Ein Pensionist, noch dazu einer, der nie etwas aus Österreich exportiert hat, fällt in dieser Serie vielleicht ein bisserl aus der Reihe. Immerhin war Herr Pohl in Mexiko mit seiner Damenmode über die Jahre sehr erfolgreich. Mit stolzer Brust sagt er, dass er der "Armani von Mexiko" war. "Man nannte mich auch den Millimetrico." - "Weil ich so genau gearbeitet habe."

An Ego fehlt es dem Millimetrico jedenfalls nicht. Sein Rat an Landsleute, die in den Export gehen möchten: "Du musst der Beste in deinem Metier sein, dann kannst du auch im Ausland überleben." Und: "Glaub' ja nicht, dass du, wenn du mit den Preisen runter gehst, mehr Erfolg hast. Mach' dein Produkt besser, aber sei ja nicht billig." Folgender Tipp ist wirklich gut: "Es ist ein ganz großer Unterschied, ob man ein Kaufmann oder ein Profi ist."

Der Modeschöpfer, der mit seinem Label auch in Mexico City viel Geld verdient hat, wurde im Jahr 1941 geboren. In Großarl, als Sohn des dortigen Dorfarztes. In der Stadt Salzburg hat er das Schneidern von Trachten gelernt, in Mönchengladbach dann die Ausbildung zum Textil-Ingenieur gemacht. Von Anfang habe er "immer gut verdient" - als Betriebsleiter in diversen deutschen Textilbetrieben. "Mit vierzig wollte ich es dann noch einmal wissen."

Eigentlich wollte er sich in Mexiko von den Strapazen seiner Arbeit erholen, doch aus der Erholung wurde schnell noch mehr Arbeit. Vor zwei Jahren hat er sich immerhin aus seiner Firma zurückgezogen. Was zur Folge hat, dass seine liebenswerte Frau jetzt alle Hände voll zu tun mit ihm hat.

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Welt-Reise, Tag 54

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Die Weg-Beschreibung zur Kaderschmiede von Red Bull Brasilia liest sich wie eine kleine Weltreise, ungefähr so: Autobahn; Provinzstadt; Landstraße; Dorf; Güterweg; Weiler; bellende Hunde, drei Kinder auf der Straße. Und dann eine kilometerlange Rumpelpiste durch den Regenwald. Genau an der Stelle, an der die bohrende Frage, ob man sich hier nicht ordentlich verfahren hat, in Gewissheit überzugehen droht, genau an der Stelle ist man da.

Centro de Formacao de Atletas. Trainingszentrum von Red Bull Brasilia. Neben der Einfahrt steht auf Portugiesisch: "Dein Talent hat dich hier her gebracht, dein Charakter wird dich weiter bringen." Daneben steht auch ein einsamer Wächter, in seiner Uniform. Er öffnet den Balken zu einem Goldenen Käfig mitten im Dschungel. Für alles in allem 28 Profifußballer, 70 Nachwuchsspieler und ein ganzes Heer an Betreuern.

Das weitläufige Areal bietet auf mehr als 600.000 m² Platz für vier Rasenplätze, hundert Apartments für die Spieler, ein Fitnesscenter, ein eigenes Restaurant, mehrere Räume für die Ärzte und die Physiotherapeuten, taktischen, Sprach- und IT-Unterricht sowie für die Bürokratie. Nicht zu vergessen: Auch einen Swimming Pool.

Über die laufenden Kosten für das Camp will dessen Leiter kein Wort verlieren. Kein Wort verlieren ist natürlich auch eine Antwort. (Eh schon ein Wunder, dass ihn die straff organisierte Informationsabteilung kein Wort verlieren lässt.) Fakt ist: Viele brasilianische Erstliga-Vereine haben nicht annähernd solche Rahmenbedingungen wie der noch nicht einmal viertklassige Dosenverein. Im Moment spielt die Mannschaft in einer Provinzmeisterschaft, nicht unbedingt erfolgreich.

Im Jahr 2015 wollen die Marketingoffiziere von Red Bull ihren Verein in der ersten brasilianischen Liga sehen. Dann wäre der Millionenaufwand im Dschungelcamp wirklich gerechtfertigt. Doch die Marketingoffiziere haben ihre Rechnung wieder einmal ohne den Fußball gemacht. Fußball funktioniert nicht wie eine mathematische Gleichung, in die man für x einen hohen Geldbetrag einsetzt, und auch nicht wie die Formel eins. Der erst vor vier Jahren gegründete Fußballklub von Red Bull hat in Brasilien so gut wie keine Fans, genießt auch nicht die Sympathie der hiesigen Sportjournalisten. Die sprechen, wenn überhaupt, von Plastikfußball. Vor ein paar Tagen erst hat man den Trainer aus dem Urwald entlassen. Auch nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass es kontinuierlich aufwärts geht.

Der Campleiter, ein Brasilianer mit russisch klingenden Familiennamen, betont, dass man nicht nur einen glorreichen Aufstieg in die ersten Liga Brasiliens anstrebt (der wäre gut für den Verkauf der Dose im Land). Man soll gleichzeitig möglichst viele Talente für den Profifußball in Europa vorbereiten.

Zu Jahresbeginn wurde das erste echte Eigenbau-Gewächs von der brasilianischen Regenzeit in den Salzburger Winter transferiert: Andre Ramalho Silva, 18 Jahre jung, ein technisch versierter defensiver Mittelfeldspieler. Er muss sich in diesen Tagen in einer völlig anderen Klima- und Kulturzone zurechtfinden - bei den Red Bull Juniors, die sich derzeit in der dritten österreichischen Liga tummeln müssen. Seine brasilianischen Trainer sind überzeugt, dass er in Salzburg den Sprung in die erste Mannschaft schaffen kann. In einem halben Jahr wird man wohl mehr wissen. Bis dahin wird der Regenwald auch noch ein bisschen mehr Regen abbekommen.

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Foto vom Autor Digital Workroom Administrator Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt.
Uwe Mauch (Text) und Mario Lang (Bilder) berichten in ihrem täglichen Blog über österreichische Exporteure.






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