Dienstag, 22. März 2011

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Sexleben Weblog

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Die Sex-Kolumne im Blog: Schlüpf aus dem Schlüpfer...

Wird wohl kein Zufall gewesen sein, dass ich das Oeuvre "Wie man einen Mann restlos um den Verstand bringt" zu einem sehr runden Geburtstag geschenkt bekam. . .

Es gibt keine Zufälle, Süße. Die Dinge fallen jemandem zu - und das hat meist eine tiefe Bedeutung." Dies ist ein Satz, den ich mir aus meiner Liaison mit einem esoterisch angehauchten Seeleninstallateur gemerkt habe. Für ihn hatte jedes Ereignis eine tiefere Bedeutung. Die Speiberei nach einem Vollfetzen. Der Kaugummi auf der Motorhaube des neuen Autos. Der Schritt in einem Hundehaufen, vor dem teuersten Haubenlokal der Stadt. Selbst, wenn ihm der Gemüseverkäufer zehn gatschige Erdbeeren unterjubelte, schaute der gute Mann milde lächelnd in den Kosmos und suchte nach der eh schon wissen. Der tieferen Bedeutung.

Vor Kurzem hatte ich einen einschneidend runden Geburtstag und lud das mir verbundene Weibsvolk zu einer hochprozentig untermalten Verzweiflungstat. Bevor ich mich unter den Tisch soff, packte ich aus. Neben Gelenkskapseln, Aufputschmittel, Anti-Falten-Cremes, Gleitgels mit Mangoaroma, figurenformenden Ganzkörperkondomen sowie Gutscheinen für 50+-Beckenbodentraining wurde ich mit dem Werk "Wie man einen Mann restlos um den Verstand bringt" (Verlag Lübbe - wer's nachkaufen möchte) beglückt. Und noch bevor ich mich fragen konnte, welche Kanaille mir den Ratgeber untergejubelt hat, tauchte die säuselnde Stimme meines Verflossenen auf: "Es gibt keine Zufälle, Schätzelchen." Ich dankte und widmete mich fortan meinem Geburtstag.

Zwei Tage später fiel mir das Werk in die Hände. Es lag inzwischen auf der Toilette - neben dem Matheduden und einer Bausparerzeitung. Auf der Rückseite stand: "Du bist der Reiz. Der Mann die Reaktion." Das ist zwar grammatikalischer Humbug, macht aber neugierig. Denn will nicht jede einen, der sich für sie ein bissel ruiniert? Das Buch versprach, aus mir eine "kluge" Frau zu machen - für die ein Mann alles zu tun bereit ist. "Das kann kein Zufall sein", dachte ich, zog mir Socken an, sagte gute Nacht zu dem Mann, der sich demnächst für mich völlig zersprageln wird. Und begann mich - durchaus aufgeregt - meiner Wandlung zum Luder zu widmen. Dass daraus eine Reise ins Reich der Banalitäten werden sollte, na ja. Voilà! Tipp 1: "Verzichte unbedingt auf ausgeleierte Strickpullover oder gemütliche Jogginghosen, wenn du dich in der Öffentlichkeit zeigst." Tipp 2: "Bitte niemals fleischfarbene Riesenschlüpfer mit Bauch-weg-Verstärker anziehen, wenn du dich für ein Rendezvous mit einem potenziellen Traummann rüstest . . ." Tipp 3: "Hol ihn im Regenmantel vom Bahnhof ab - in nichts als diesem Mantel." Tipp 4: Such dir die richtigen Vorbilder . . . vergiss es - entscheide dich für die kindlich-sinnliche Marilyn Monroe alias Sugar. Das pure Versprechen." Und sonst: "Betrete den Raum wie eine Prinzessin", "Mach dich schwierig", "Komm nicht als Erste", "Lass deinen Charme spielen", "Lass dich nicht hängen", "Schlüpf aus dem Schlüpfer", "Lass ihn das Restaurant auswählen", " . . . und nimm dein Portemonnaie erst gar nicht mit". Sowie: "Bestell ein gebratenes Huhn, und zeig, was du mit der Zunge drauf hast." Spätestens an diesem Punkt war klar, dass aus mir niemals eine "kluge" Frau werden kann.

Und ich vermute, das ist in dem Fall gar nicht einmal so blöd.

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Die Sexkolumne im Weblog: PILLENKNICK

Tadellose Erfindung für sorglosen Spaß am Sex - gut, dass es sie gibt: die Anti-Babypille. Doch mitunter sind ihre Nebenwirkungen nicht nur schlecht für bestimmte Berufsgruppen, sondern auch sonst recht kontraproduktiv.

Satt mir hier Woche für Woche meine bescheidenen Knäckebrötchen als Chronistin der Horizontale zu verdingen, hätte ich es echt lustiger haben können. Ein bisserl halt. Aber es geschah wohl nicht grundlos, dass das mit meiner Karriere als Nackt-Schneckchen nicht so recht klappen wollte.

Eigentlich hat sie nie wirklich begonnen. Es war alles gegen meinen Siegeszug als Stripperin - auch ich. Wo ich doch so leicht friere! Das ist keine gute Voraussetzung. Ich fand überdies, die Job-Description "Ausziehen" passte gar nicht zu meiner Maturarbeit über Existenzialismus und alternative Lebensformen. Ich wollte viel lieber was total Intellektuelles machen. Also landete ich nach der Schule erst einmal als "Mädchen für alles" bei einem paranoiden Pressefotografen und archivierte fünf Jahr lang Fotos von Flugzeugunglücken, der Queen und Curd Jürgens. Aber, bitte keine falschen Interpretationen - das Zeugs zur hüllenlosen Tänzerin hätte ich allemal gehabt. Tadellose Konturen! Und sonst? Taktgefühl ist erlernbar, am lasziven Arschwackeln hätte ich konsequent arbeiten können. Heute weiß ich allerdings, dass nie eine Dita von Teese aus mir geworden wäre. Und zwar aus einem simplen Grund: Ich nahm seinerzeit die Pille. Und die versaut den Stripperinnen nachweislich das Geschäft. Eine Studie hat's bewiesen: In den Tagen rund um den Eisprung nehmen die Tänzerinnen mehr Trinkgeld ein, mager im Börsel wird's während der Regel. Und maximale Baisse tritt bei den armen Pillen-Schluckerinnen ein. Die verdienten dann am wenigsten.

Die Pille! Ich weiß, die hatte erst ihren 50. Geburtstag und wird zu Recht als Meilenstein auf dem Weg zu einer befreiteren Sexualität gefeiert. Aber, abgesehen davon, dass sie mir meine mögliche Karriere als Profi-Nackerte vermiest hätte: Ich habe sie eigentlich nie vertragen, es ging mir schlecht mit ihr. Denn immer wenn ich Pillen nahm, hatte ich blöderweise keine Lust mehr, auf einem Mann herumzuklettern. Das muss man sich vorstellen: Jeden Tag so ein Pulverl, damit die Libido endlich heiter ausgelebt werden kann und dann: Sorry, Sperrstund' is', Mister. Da hätten die Inkarnationen von seinerzeit sehr bösen Buben wie Alain Delon, Al Pacino oder Clint Eastwood auf mir klimpern können - niente. Zu müde, zu dick, zu Migräne, zu depressiv, zu fad, zu weinerlich, zu nein, nein, nein aber nein. Ach ja: Nicht nur mir ging es seinerzeit so - da saß sie, die Freundinnengruppe der Pillenkonsumentinnen und soff sich mit bunten Getränken die Schatten von der Seele und aus dem Unterleib. Und irgendwann stimmten wir Hassgesänge gegen die demonstrativ dauerlustige Fraktion der Spiralenträgerinnen und Schaumzäpfchen-Tanten an. Und natürlich gegen die Männer, die sowieso an allem schuld sein müssen. Irgendwie komischer Lichtblick bei all dem: Laut neuesten Forschungen hat der durch die Anti-Baby-Pille veränderte Hormonhaushalt Folgen für die Partnerwahl. Indem diese nämlich eine Schwangerschaft vortäuscht, suchen Frauen dann eher nach Typen, deren Gene mit ihren "verwandt" seien und die dann beim Aufziehen der Kids helfen. Bingo! Genau so muss Verhütungszeugs funktionieren.

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Die Sexkolumne im Blog: WAHR WOHL NIX?!

Manchmal kommt es im Leben leider so: Man tut und macht und turnt – aber von Orgasmus keine Rede. Was tut die Frau in diesem Fall? Als ob. Was tut der Mann? Erstaunlicherweise dasselbe.

Schlafzimmerblick, bitteschön: Die Expertise zum heimischen Sexualverhaltens fällt keineswegs wellnessmäßig entspannt aus. Großes, verkrampftes Gerangel, mitunter. Wirklich auffällig ist nämlich, dass immer mehr Menschen den Koitus als Hochleistungs-Showdown verstehen. Pam. Pam. Pam. Da geht's um Bestnoten, ums Funktionieren, um Leistung.

Der Orgasmus, zum Beispiel, ist so eine. Das Accessoire des Augenblicks hat zumindest ultimativ, wenn schon nicht mega zu sein . Für den geben wir alles und mehr. Nur einen zu haben, reicht nicht. Heutzutage muss der, um als Gipfelsieg gefeiert werden zu können, schon maximal oft, intensiv und dann auch noch verlässlich daherkommen. So steht's zumindest in vielen Lifestyle-Magazinen - dazu gibt es auch gleich alle Handgriffe, Geräte und Tricks, die dem "Unternehmen Höhepunkt" Flügel verleihen sollen. Und wer beim Kommen nicht mindestens so röhrt wie ein professioneller Pornodarsteller, ist gnadenlos ödes Mittelmaß. Um all dem zu entsprechen, flunkert der Verkehrsteilnehmer und tut, als ob. Höhepunkte - das weiß jeder - sind oft einmal nicht das, was sie zu sein scheinen, sondern oscarreife Darstellungskunst.

Vor allem Frauen flunkern gerne. Das ist hinlänglich bekannt - aber die Herren sind erstaunlicherweise auch nicht gerade üble Schauspieler. In der November-Ausgabe des "Journal of Sex Research" wird nun eine Studie beschrieben, wonach 25 Prozent aller befragten Männer und 50 Prozent der Frauen zugaben, ein Lustfinale inszeniert zu haben - nur um das Treiben (scheinbar von "Erfolg" gekrönt) möglichst rasch zu beenden. Die Motivation beider Geschlechter ist ähnlich: Man würde gerne mit dem Reinraus aufhören, aber den Partner nicht enttäuschen. Also zieht man das Scheingeschäft durch.

Mich hat das ein bissel verwirrt. Dass das bei Damen immer wieder mal vorkommt, scheint mit der (komplizierten) Natur der Sache zu tun zu haben. Aber Männer, hä? Wenn die mal wo drin stecken, gibt's normalerweise kein Raunzen. Haben die es wirklich notwendig, zu spielen? Und weshalb? Also habe ich meine Facebook-Freunde zum Thema befragt und innerhalb von 30 Minuten 60 Kommentare und Antworten geerntet. Während der liebe T mutmaßte, mit Hilfe des Fake-Höhepunkts sei es halt möglich, vorzugaukeln, dass "es" eh gut war, schrieb der erfahrene G indigniert: "Bitte, was soll das - man hat den Orgasmus doch für sich und nicht für den anderen, oder?" Fazit: So richtig verstehen kann das keiner. Ich auch nicht. Abgesehen davon, wie das jetzt genau gehen soll. Okay, ein leeres Kondom ist flugs entsorgt - aber sonst fehlt dann wohl das Beweismittel. Wie auch immer: Simulieren ist blöd - das gilt für Frau und Mann. Nach "Drehbuch" - Happy End zwingend - zu vögeln, erzeugt Druck, den echt keiner braucht. Da geht's erst wieder nur um das Optimum, den richtigen Zeitpunkt und um Normen. Nun: Wenn das Ergebnis des Herumturnens zuweilen ausfällt und genau nix passiert - na und? Shit happens. Buddhistisch lose interpretiert: Was kommt, das kommt und was net kommt, kommt net. Klingt nach einem lässigen Deal.

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Die Sexkolumne im Blog: ENDLICH GEBUNDEN

Was mit dem Kauf von Spaß-Handschellen beginnt, endet oft in süßen Seilschaften. Fesselspiele können starke Lustgefühle erzeugen.

Angewandte Experimentalphysik im ehelichen Bastelzimmer: Die Dame hat plüschige "Nimm vier zahl zwei"-Hand-schellen im Erotikversand erstanden, was für ein Überraschungsei!

Holla und Heia, wird jetzt im Dienste der Abwechslung geklimpert und gefuhrwerkt - vor allem aber: gekichert. Motto: Lass mich dein Politesserl sein. Am Ende landet das Paar erst wieder in der Missionarsstellung und ist vor allem klüger: plüschige Handschellen bleiben plüschige Handschellen, kommen als ernsthaftes Fesselungsaccessoire also eher herzig bis bemüht. Speziell, wenn der Plüsch so aussieht wie der schweindlfarbene Staubfluffi von der Vetti Tant. Solche Barbie-Dinger wirken zu verspielt, im Ernstfall sind sie unhandlich zu öffnen, außerdem tun sie in den spannendsten Positionen weh. Für den Fasching - ja, für den Darkroom: nein. Wenn schon süße Gefangenschaft, dann ordentlich.

Fesselung gilt als Kunst - der Franzose von Welt sagt dazu ligotage. Rrrrr, schon alleine deshalb sollte man das einmal probiert haben. Am besten in Begleitung von Austern, Champagner und angemessener Kleidung. Und was die Seilschaften betrifft: Da kann etwas Leder (in Form von Gurten oder Bändern) nicht schaden, allenfalls sind fesche Seidentücher reizvoll. Achja: Alte Strümpfe gehen auch, sind aber verdammt schwer zu lösen. Es gibt natürlich spezielle Seile - mit deren Handhabung man sich allerdings gut auskennen sollte. Praktisch, wer da einen Segler an der Angel hat.

Bitte keine Missverständnisse: Bei dieser erotischen Spielart geht es nicht um Gewalt, sondern um den Mix aus Kraft und Zärtlichkeit als Ausdruck harmloser, sexueller Aggression. Ja: Sex darf und soll auch eindringlich sein können, stark, einnehmend, besitzend. Selbst wenn dies mit dem konventionellen Bild der Schmusischmusi-Soft-Beischlafvariante nicht harmoniert, weil Aggression stets negativ assoziiert wird. Doch die kommt von aggredi: heranschreiten, sich nähern, etwas angreifen. Ohne Aggression kein Leben, kein Tun, kein Fortschritt. Und, mitunter: keinen guten Sex.

Fesseln. Was ist der Kick daran? Havelock Ellis, der Sexualforscher, erklärte einst: "Im Allgemeinen erhöht jede Einschränkung der Muskel- oder Gefühlstätigkeit den sexuellen Erregungszustand." Alex Comfort schreibt in "The New Joy of Sex": "Ein langsamer Orgasmus, bei dem man sich nicht bewegen kann, ist für jeden, der sich vor seinem eigenen aggressiven Ich nicht zu sehr fürchtet, ein wirklich tolles Erlebnis." Natürlich wird dabei mit der Idee des Besitzens und Besiegens kokettiert - mit dem Reiz der "erotischen Gefangenschaft". Auch mit Hingabe, dem Gefühl, wehrlos zu sein, genommen zu werden, sich fallen zu lassen.

Ein Grenzgang, der es ermöglicht, bis zum Letzten aus sich herauszugehen. Die Kunst ist es, den Partner "zärtlich" zu fesseln - gerade so, dass es ihm unmöglich ist, loszukommen oder sich heftig zu wehren. Autor Comfort dazu: "Die Beschränkung gibt dem passiven Partner etwas mit den Muskeln zu tun, während dieser hinsichtlich der Beeinflussung der Vorgänge, des Stimulationsrhythmus und -tempos völlig hilflos bleibt." Experten nennen das übrigens - sehr schön: "Schwebefaktor".

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Die Sexkolumne im Weblog: Verhaucht & verrucht

Menschen mit angeborenem erotischen Timbre in der Stimme sind zu beneiden. Doch alles ist erlernbar auch die "post-koitale" Stimme. Sie wirkt verrucht, rau und heiser.

Kommt sie - oder kommt sie nicht? Das ist die Kernfrage meiner persönlichen Husten-Schnupfen-Heiserkeits-Saison. In der postakuten Phase des grippalen Infekts tendiert mein Stimmkörper nämlich oft Richtung Zarah-Leander-Timbre und es ist immer wieder von Neuem spannend, ob der Infektion die Telefonsex-Stimme folgt. Mit der könnte ich gutes "Ruf!mich!an!"-Zubrot verdienen. Nicht nur ich finde das äußerst prickelnd. In dieser Zeit werde ich öfter als üblich von männlichen Mitmenschen um Wortspenden gebeten und selbst mein Partner fragt mich vermehrt Schwachsinn. Sonst vertritt er ja eher die Meinung, ich würde einen Hauch zu viel reden. Sein Pech, dass der Rest des maroden Körpers nicht das halten kann, was meine Stimmritze verspricht und ich mich krankheitsbedingt indisponiert geben muss. Daher: Gut, wenn die Viren gehen - blöd, dass der Sound nicht bleibt.

Irgendwann habe ich mir allerdings gedacht - das könnte man üben, es muss doch gehen, sich seines faden Allerweltsorgans zu entledigen und die Stimmlippen auf rauen, heiseren, verruchten Schamlippenkurs zu bringen. Ich begann im Web zu suchen, fand aber blöderweise nur ein Angebot für Männer - Motto: "Wie Sie in kürzester Zeit eine sexy Stimme entwickeln, die Frauen verrückt macht." Slogan: "Und plötzlich hört Dir jede zu!" Blöd. Auch der DVD-Einführungskurs "Stöhnen wie ein Pornostar - genial oral" war's nicht wirklich.

Dann erinnerte ich mich an meine umfassende Erotikbuch-Sammlung - und wurde fündig. In "Worte der Lust" (Bonnie Gabriel) entdeckte ich das Kapitel "Eine sexy Stimme bekommen". Dort lernte ich von Frank Wildman, einem Feldenkrais-Therapeuten, dass die raue, veratmete Stimme (also die, die erotisch rüberkommt) mit der Biologie zusammenhängt: "Verhaucht und rau klingt die menschliche Stimme nach einem Orgasmus. Der Fachbegriff dafür lautet "die post-koitale Stimme", in England spricht man sogar explizit von der "wedding-night-voice", der "Stimme nach der Hochzeitsnacht." Aha. Alsdann begann ich im Dienste des post-koitalen Sounds zu üben. Im ersten Schritt lernte ich die "Taschenfalten" zu entspannen - jene Muskeln, die die Stimmbänder umgeben. Das geschieht, indem Mund und Rachen weit geöffnet wird - wie beim Gähnen. Das kann ich super. Man kann alternativ "Hihi" sagen - als würde man beginnen zu lachen. Das allerdings macht noch keine lustvollen Vibrations. Dafür muss man die Stimme "anspannen" - so entsteht der veratmete, sexy Ausdruck: "Öffnen Sie den Mund, als müssten Sie gähnen, zählen Sie nun laut: 81, 82 bis Sie bei 89 sind. Zählen Sie nun noch einmal von 81 bis 89, doch akzentuieren Sie diesmal jede Zahl beim Ausatmen. Wechseln Sie nun jedes Mal zwischen dem offenen und dem verhauchten Klang. 83 offen, 84 verhaucht." Wichtig ist es, dabei öfter einzuatmen als normal, weil das geil klingt.

Seitdem ist es durchaus vorgekommen, dass ich z. B. beim Stamm-Fleischhauer den Satz "Zehn Deka Kantwurst in ein Weckerl" versehentlich verhauchte. Des Metzgers Reaktion - Gnä Frau, meine Gattin hat auch Asthma - wertete ich als aufrichtigen Versuch, aufkommende Fleischeslust zu zügeln.

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Hallo Männer!

Gedanken zum heutigen "Welttag des Mannes."

"Es wurde schon ein Mann auf den Mond gebracht - warum nicht alle?", fragte die englische Frauentheatergruppe "Flying Fish" einst ihr Publikum. Wäre ich da gewesen, hätte ich gesagt: "Weil die Welt fad ist, ohne die Herren - so schaut's aus." Mir wird ja immer wieder mal Männerfeindlichkeit nachgesagt, weil ich mich in meiner Sexkolumne gar so böse über Menschen in Hosenrollen auslasse. Die, die so denken, haben etwas nicht kapiert: Ich mag Männer - und zwar sehr. Aber ein kritisch-ironischer Blick auf das, was man sehr mag, sollte ja wohl noch erlaubt sein dürfen. Das halten die Burschen aus.

Die haben es ja sowieso verdammt schwer - denn das Ideal-Mannsbild von heute sollte irgendwie als Wunderwuzzi universal einsetzbar sein. Nicht zu weich, nicht zu hart - gnadenlos beim Nageln von Selbstgebasteltem, zart beim Beklimpern weiblicher erogenen Zonen. Bei der Geburt der Kinder sollte er im Takt der Presswehen mit ihr mithecheln können und gleichzeitig wissen, welchen Akupressurpunkt seiner gebärenden Partnerin er drücken muss, damit die nicht schmerzverzerrt in seine Hand beißt. Sollte sie das trotzdem tun, darf er nicht weinen. Später muss er als hedonistischer Supersoftie die besten Quellen für südspanischen Bauernkäse kennen, aber auch wissen, wie man in Krisenzeiten Mitarbeiter um wenig Geld zu Höchstleistungen peitscht. Zumindest ein bisschen mitreden sollte er übrigens auch, wenn es in der herben Saunarunde um "You Porn" oder das derzeit angesagteste Puff der Stadt geht.

Wie hart es ist, dieser Tage als Mann zu überleben, unterstreicht u.a. diese Studie: Ein Professor radelte, mit Videokamera gerüstet, durch die Städte Bristol und Salisbury und maß dabei den Abstand zwischen ihm und den überholenden Autos. Erst als er eine langhaarige dunkle Perücke aufsetzte, die ihn wie eine Frau aussehen ließ, hielten die Autofahrer den größten Respektabstand ein. Man muss also nicht nur Abstand halten von den Männern, sondern vor allem milde und behutsam umgehen, mit ihnen. Deshalb halte ich es mit Zsa Zsa Gabor: "Natürlich muss man die Männer so nehmen, wie sie sind. Aber man darf sie nicht so lassen."

Schönen Welttag der Männer - ihr Männer.

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Die Sexkolumne im Weblog: Berufskrankheit

Sag mir, was du arbeitest und ich sage dir, ob die Ehe hält. Eine neue Studie will einen Zusammenhang zwischen Job und Scheidungsrate erkannt haben. Nur so viel: Hände weg von Masseuren, Croupiers und Tänzern.

Sie sind angekommen. Endlich. Sie haben das Gefühl - mahhhh! - das ist er jetzt aber wirklich. Der Lebensmensch. Jenes ultimative Zauberwesen, mit dem Sie sich aktuell in den siebten Himmel vögeln, von dem Sie aber auch vermuten, es könnte Sie noch jenseits der ganz prallen Jugendjahre busseln und herzen. Das also da sein wird, wenn alle gegangen sind. Und vielleicht sogar noch länger.
Zukunft, die ganz episch breite nämlich, schwingt in der zwischenmenschlichen Atmosphäre. Man träumt in ziemlich verschnörkelten Gone-with-the-Wind-Dimensionen, nur noch viel schöner. Sieht sich in Weiß und Beige - alle sind gerührt, schwenken Champagnerkelche, Ringe werden getauscht, das Kind scheint fast schon gezeugt. Scheiden? Die anderen, wir doch nicht!

Aber dann. Dann kommen irgendwelche oberg'scheiten Wissenschaftler daher, noch dazu aus Virginia, und schüren Zweifel. Aktuelle Studie, ganz fies: "Die gefährlichsten Jobs für Eheleute". Berufe also, die beziehungsgefährdend wirken. Schön blöd, wenn dieses Zukunfts-Zauberwesen von ganz oben jetzt zum Beispiel Extrusionstechniker wäre. Der liegt nämlich sehr bös auf Platz 5 dieser Richter-Skala der Trennungen. Die Scheidungsrate eines Schatzls, das tagtäglich extrusioniert liegt bei 32,74 Prozent. An dieser Stelle - flüchtige Frage an das p.t. Publikum: Was zur Hölle macht eine Extrusionsdingstechniker überhaupt? Und ja bitte, wenn's da draußen so einen gibt, der zehn Jahre verheiratet ist und die Virginia-Profis widerlegen kann, bitte dann darf er mich selbstverständlich beschimpfen und sich empört als Ausnahme von der Scheidungsregel outen.

Ganz heikel, bitte nicht böse sein: die Masseure. Die tragen die Bronzemedaille in Sachen Scheidungsrate (38,22 Prozent). Berührendes Champagner-Schwenken und Ringe tauschen muss hier wohlüberlegt sein.

Wobei vermutlich unfair pauschalisiert wird: Ein rustikaler Sportmasseur, der wöchentlich 22 Fußballerwadeln unter seine Finger kriegt, wird vielleicht weniger anfällig sein, als der feingliedrige Experte für Lymphdrainage, der Damenbäckchen sanft vom Flüssigkeitsstau befreit. Ohne diesen Herren etwas unterstellen zu wollen - eine Affäre, Berufsethos hin oder her, ist da rasch gesponnen. Wobei natürlich aus der Studie nicht hervorgeht, ob die "Risiko-Berufsgruppen" tatsächlich an der Treue scheitern oder halt einfach das Jobprofil ins Liebesdesaster führt. Dass Croupiers, Tänzer, Barkeeper, Choreografen oder aber Mitarbeiter der Unterhaltungsindustrie eher zu Pantscherln und Promiskuität neigen, scheint logisch. Aber was ist mit Arbeitern in Lebensmittel- und Tabakfabriken (Geruchsbelästigung?), Portieren und Gepäckträgern (Fordern daheim Ausgleich fürs Buckeln?), Dachdeckern (Lust am Risiko?), Haushaltshilfen und Putzfrauen (Lassen zu Hause alles versauen?). Hm, weiß der Teufel.

Wer sich ganz sicher sein möchte, baut auf eine Lebens-Liaison mit dem soliden Ampel- und Feueralarmtechniker (mit 0,0 Prozent Scheidungsrate), frommen Kleriker, umsichtigen Optiker oder bodenständigen Fußpfleger. Der versteht vielleicht sogar, wenn eine Frau ungeniert mit Socken ins Bett geht.

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Die Sexkolumne im Weblog: Wunderbar wandelbar.

Wir leben in einer Zeit, in der alle alles können sollten und das gleichzeitig. Erst vor Kurzem wurde ein BH vorgestellt, der nicht nur hübsch aussieht, sondern sich in lebensrettende Atemmasken verwandeln lässt. Das ist gut - für das Image von Brüsten.

Bitte, ich bin bekennender Fan der Multifunktionalität. Ich hab's wirklich sehr gern, wenn sich ein Gegenstand in vielen Lebenslagen als vielfach versierter Freund und Helfer erweist. Eine Küchenmaschine, die schneiden, häckseln, pürieren und auch gleich auf hohem Niveau kochen kann, wäre ein Gewinn für alle und sollte ruckzuck erfunden werden.

Lachen Sie - aber ich habe mich richtig gefreut, als ich hörte, dass eine Medizinerin den "Emergency-Bra" erfunden hat. Jetzt ist aus dem Prototypen mehr geworden: Ein im Internet-Shop erhältlicher Büstenhalter, der sich im Notfall zu einer gar nicht unhübschen, zumindest aber leidenschaftlich roten Atemmaske umfunktionieren lässt. Die filtert im Ernstfall schädliche Partikel aus der Luft - etwa bei Feuer, Explosionen, Erdbeben, Sandstürmen oder Smog. Oder aber, wenn irgendwo auf einer Party viele Menschen viel tschicken. Schwupps: Da werden auch schon die Riemen des BHs über den Kopf gezogen, die Körbchen sitzen fest über dem Mund und der Nase. So ist es möglich, sich selbst und eine weitere Person zu retten. Das ist insofern schön, als Brüste und ihre Besitzerinnen in einem völlig anderen Licht betrachtet werden können. Eine Maske für dich, eine Maske für mich - Frauen retten die Welt! So werden schlichte Titten zum Lebensspender - endlich Schluss mit der Banalisierung auf allerschlichtestes Grapscher-, Sauger- und Fummelniveau. Das macht mich stolz - und ich bin geneigt, von mir selbst und meiner Oberweite erstmals extrem beeindruckt, beinahe gerührt, zu sein. Das schafft natürlich Raum für weitere Gedankenspiele und Visionen: Denn was ein Busenhalter kann, müsste doch mit anderen Dingen ebenso funktionieren.

Erfinderisches Nachsinnen ist gefragt. Mir fällt auf der Stelle der Vibrator ein. Der Prototyp für multifunktionales Wunderwuzzitum. Die Dunkelziffer der Hausfreund-Besitzerinnen ist schließlich hoch - ich behaupte aus der Hüfte: Jede zweite Frau besitzt einen. Das Gros der lieferbaren Modelle ist längst komplexe Hightech, die vieles spielt. Musik etwa. Oder der Vibrator spricht. Ich bin folglich überzeugt, dass es technisch längst möglich wäre, die Dinger haushaltstauglich zu machen. Um sie in kleine, flinke Küchengeräte, Bohrmaschinen oder hochfrequente Fensterputztools umzufunktionieren. Das nenne ich Fortschrittsdenken! Einen Verkaufsslogan hätte ich auch schon parat: "Einer für alle(s) - der wendige Handwerksbursche für moderne Frauen".

Ähnliches könnte ich mir mit Strapsen vorstellen - die würden sich durchaus als Hosenträger, Sicherheitsgurte oder schicke Hundeleinen für Modehunderassen eignen. So eine französische Bulldogge an schwarzem Straps, wow! Auch ein Mops käme gut.

Kondome wiederum sehe ich als ideale Behelfe zum Einfrieren kleiner Mengen oder aber als Speibsackerl für Leute, denen z.B. beim Autofahren schlecht wird und die zuvor nicht all zu viel gegessen haben. Abgesehen davon, glaube ich, dass lustig bemalte Präservative - Nomen est omen! - eventuell als schicke Schutzhülle für Brillen, Uhren und Schmuck durchgehen könnten. Es muss nur einer beherzt damit anfangen.

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Die Sexkolumne im Weblog: Überdrüber!

Oft einmal steckt hinter einem lockeren Scherzchen zum Thema Penislänge traditioneller, männlicher Größenwahn, der augenzwinkernd toleriert werden kann. Heute geht in Sachen Sexualität schon fast gar nix mehr ohne das Prinzip Messlatte.

An sich sind besoffene Männer, die gerade 50 geworden sind, nicht zwingend lustig. Denn was sie tun, ist oft einmal nichts anderes als der blauäugig-verzweifelte Versuch, der Zeit und den Alterungsprozess eine zu kleben.
Etwa, indem sie maximal unvernünftig werden und in zwielichtigen Bars gegen vier Uhr morgens Unsinn plauschen. In so einem Umfeld dramatischer Verzweiflung wurde ich unlängst Zeuge einer dann doch recht komischen Szene. C, das fortgeschritten launige Geburtstagskind, brachte dem Rest der fortgeschritten launigen Runde vor, was er bald zu tun gedenke. Sich nämlich sein bestes Stück tätowieren zu lassen - der Länge nach, what else? Und zwar mit dem 22-Zeichen-Wortmonstrum "Garmisch-Partenkirchen". Herr C weiter: "Und wenn sich's noch ausgeht, wovon ich ausgehe, dann kommt noch ein Freistaat Bayern dazu." Sodann schwenkte Cs Blick zum besten Freund, um Allerwichtigstes zu ergänzen: "Gell und bei dir wird's dann wohl eher nur ein Ulm?!"

Nun ja. Mag sein, dass es sich dabei um einen alten Herrenwitz für runde Anlässen gehandelt hat, er ist mir bisher erfolgreich entgangen. Ich lächelte, nicht ohne dabei - müde - zu denken: Ob 50 oder 5 - ohne Zipfelspiele ist bei Burschen nix. Selbst im Scherz - ein Hauch monomanischer Größenwahn schwingt stets mit.
Gerade beim Sex, da geht's ja schon fast nicht mehr ohne die volle Dosis Leistungsdenken. Der lebt geradezu zwänglerisch vom Stilmittel der Übertreibung und Superlativierung. Ich weiß ja nicht warum, aber es reicht den Menschen nicht, wenn zwei sich einfach nur paaren und es schön dabei haben. Es reicht nicht, zwei dafür wunderbar geeignete, durchschnittlich dimensionierte Brüste oder einen normal engagierten Penis in wechselnden Härtegraden zu haben - nein, die müssen entsprechend dimensioniert sein, mehr können, besser "performen" - sich im Imponiergehabe messen. Dauererigiert, X-Large, steinhart, multipel kommend, bist du deppert-mäßig. Wo Sex drauf steht, muss alles noch geil-ultimativer daherkommen, groß und mächtig, tief und ausdauernd, hulkartig und aufgeblasen.

Irgendwie scheinen wir uns zunehmend einzureden, dass Sex - schlichter, normaler, feiner Sex von normalen Menschen - nicht mehr in unser von Höchstmaßen definiertes Denken passt. Also wird das Sexuelle geprägt von einer pornografisch gezeichneten Gigantomanie, die uns glauben lässt, wir und unser Treiben müsse überdrüber sein. Da rennen sie auch schon alle zum großen Tuning: G-Punkte werden auf Faschingskrapfengröße gespritzt, Penisse zu hyperreaktiven Gemächten hochstilisiert, die Unmengen an Ejakulat in unvergesslicher Schlagobersqualität produzieren. Selbst das wunderbare Naturereignis "Höhepunkt" bleibt davon nicht verschont - einmal ist da lang schon keinmal. Oft, öfter, gemma gemma!

Dass da Körper und Seele kapitulieren und protestieren - kein Wunder. Druck ramponiert Lust, Begehren, Sinnlichkeit. Denn Sex ist vor allem eines: Nicht-Leisten-Müssen. Und Genuss, dem man sich hingeben sollte, ohne darüber auch nur eine Sekunde nachzudenken, welche Haltungsnote dabei rausschaut.

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KOITIERWUT

So ist das Leben: Manche Freigeister brauchen exzessive Phasen, um sich zu spüren oder aber, um sich weiterzuentwickeln. Okay! Ob aber Non-Stop-Swingersex und Gang-Bang-Orgien auf Dauer wirklich zur persönlichen Erleuchtung beitragen, darf bei aller

Ach weißt du, manchmal brauche ich es eben so richtig tief." Ich lese diesen Satz gerade im Werk "Abwärts" (Czernin Verlag), einer lesenswerten Anthologie des Niedergangs. Darin schildern Autorinnen und Autoren wie z. B. Angelika Hager, Ela Angerer oder Thomas Glavinic Phasen des Scheiterns. Persönliche Tiefpunkte, die so mancher zu brauchen scheint, um sich am Ende selbst begegnet zu sein. Mit allem, was an Tief-Gängen dazugehört: Sexunfälle, Koksexzesse, dreckige Feste an dreckigen Orten.

Das erinnert mich an L. Die L kommt vom Land, wo es seinerzeit so war: beschaulich, traditionell, fad. Zu fad. Daher zog sie in die Stadt - und seither gibt's das Öd-Triangel "beschaulich, traditionell, fad" in ihrem Leben nur mehr phasenweise. L ist eine, die zwei Wochen in einem Stück daheim sitzen kann, um sich fünf Trachtenjanker zu stricken. Um es dann Monate "richtig tief zu brauchen." Der klassische Fall zyklisch gelebter GZSZ - gute Zeiten, saumäßige Zeiten. Das muss - so Ls Sicht - sein. Weil sie, wie mir von ihr immer wieder brennenden Blicks erklärt wird, "nur so das Leben spüren kann." Bei L definiert sich das über schmutzigen, zuweilen extrem schmutzigen Sex. Das gefilterte, reduzierte, primitive Ficken - maschinenhaft-mechanische Sexualität. Extremismus, zwischen Lust und Schmerz und ohne irgendwelche Liebesschnörksel. Für viele schwer nachzuvollziehen, weil die meisten von uns glauben, dass "normales" Sexualverhalten irgendwo, irgendwann das Elementarteilchen Liebe inkludieren sollte. Also hätten wir gerne die Telefonnummer des Lovers oder wenigstens eine SMS von ihm - mit Aussicht auf werweißwasschon. Darauf pfeift L und gibt sich's: Gang Bang, Parkplatz- und Swingersex, anonymer Sex, schneller Sex. Mit Männern, deren Gesicht sie niemals gesehen hat.

Ich tu mir schwer damit. Freigeist ja - aber dann doch: hm. Bin echt keine Spießerin, suche aber nach einem Motiv für L's Koitierwut. Ja, fast jeder Mensch hat Ausreißer in seiner sexuellen Biografie. Auf zehn Mal kommt ein Fick samt diesem Erlebnis-Package, das uns anderntags verkatert fragen lässt: Wer bin ich? Wo bin ich? Und was machen diese fremden Schamhaare in meinem Gesicht? Ich sage: Das darf passieren, es ist Teil einer existenziellen Suche nach Lebens-Gefühlen. "Zärtlichkeit schafft das genauso wie eine Orgie im Swingerclub." (Michelle Houellebecq). Das mag (individuell) passen - auch, um zu lernen: Shit, Korrektur, zurück auf Feld eins! "Jeder hat das Recht auf seinen eigenen Untergang", zitiert Autorin Angerer den deutschen Dramatiker René Pollesch. "Sich davon wieder zu erholen und daran zu wachsen, das ist die eigentliche Kunst." Ja, so ist es.

Aber L? Ich will nicht moralisieren, doch mit einem libertin-spielerischen Lernprozess hat das nichts mehr zu schaffen. L tut, was sie tut, monoton und seit Jahren - ohne je weiterzureisen. Dabei schaut sie immer weniger frisch aus, müde gar. "Liebe ist überbewertet", sagt sie. Es klingt freudlos. Ich glaube ihr nicht. Ich glaube, dass sie beim Stricken in die Wolle weint. Und dass sie den Keuschheitsgürtel an der falschen Stelle trägt - am Herzen, nämlich.

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Anziehungskräfte

Aufklärende Grafik: So kommen die Leute zusammen... - unter Berücksichtigung des Faktors "Attraktivität".

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Die Sekolumne im Weblog: PETTING STATT PORNO

Es heißt, die Generation Porno wisse alles und das immer früher: 14-jährige praktizieren Oralsex auf dem Klo, junge Mädchen prahlen mit der Zahl ihrer Sex-Partner. Doch die deutsche Studie Jugendsexualität 2010 zeigt, dass die Jungen umdenken.

Der Bub will ein Schnitzi, also paniert ihm das Herzibinki eines. Und weil's so schön ist, serviert ihm die Süße dazu eine große Schüssel handgehobelten Erdäpfelsalat. Danach kuscheln die Zwei bei ihrer Lieblingsserie, noch einmal später versinkt das Paar in den Mulden seiner IKEA-Matratze. Und das ohne Exzess.

Ordnung muss sein, auch im Leben der ganz Jungen. Die Geschichte um den Buben, das Herzibinki und das Schnitzi ist rührend. Er 20, sie 19. Seit zwei Jahren ein Paar, haust Familie Putzig auch schon wieder acht Monate auf schnuckeliger Untermiete - mit Schwerpunkt Händchenhalten und Sonntagmorgenverkehr in der Löffelchenstellung.

Konservativer geht's kaum - aber das ist, erstaunlich genug, ein Trend, der die mittlerweile schon leicht arthritischen 68er-Überbleibseln zum Wundern veranlasst. Statt sich ineinander beim Analsex zu verkeilen, geht es die viel zitierte "Generation Porno" nun pomali an. Genitalfixiert? Wir doch nicht!

Mit dem ersten Mal - wie jetzt die Studie "Jugendsexualität 2010" in Deutschland zeigt - lassen sich Heranwachsende wieder Zeit. Der Anteil der 14-jährigen Buben etwa, die schon Sex hatten, sank im Vergleich zur letzten Untersuchung 2005 von zehn auf vier Prozent. Bei den Mädchen sind es statt zwölf gar nur mehr sieben Prozent. Und bis zum Alter von 17 hatte mehr als ein Drittel der Befragten gar keinen Sex. Statt Blowjob-Bonuspunkte zu sammeln, sehnt sich die Jugend nach einer festen Beziehung - und da nach dem/der legendären "Richtigen".

Wow. Das ist gut, sehr gut sogar. Weil es zeigt, dass sich die Kids weniger vom allgemeinen sexuellen Mainstream mitschwemmen lassen. Der impliziert, der Sinn des Lebens bestünde darin, sich ein Image zu ervögeln. Ich habe mit Mädchen geredet, die ließen sich mit 13 von irgendeinem Typen entjungfern, weil sie meinten, das müsse endlich sein. Weil doch die da und die da auch schon . .  . Sex wird auf diese Art wie Saufen abgehandelt - Komakoitieren, fuck Oida: Es zu tun, bedeutet, cool zu sein. Also bringt man die Nummer ruckzuck hinter sich. Wie etwa der 15-jährige Leon in "Generation Geil" (das neue Buch der 16-jährigen Katharina Weiß, in dem Jugendliche aus ihrem Leben erzählen) schildert: "Im Nachhinein denke ich, dass mich die ganze sexuelle Schiene überfordert hat. Schon nach zwei Wochen Beziehung hatten wir Oralsex, und da waren wir 14." Das ist kein Wollen, das ist Müssen. Da mangelt es an Herz, an Seele und Sehnsucht. An Fühlen und Respekt.

Vielleicht ändert sich da gerade etwas - nicht als eine von moralisierenden Erwachsenen erzwungene Pseudo- Prüderie, sondern als bewusste Neugestaltung des sexuellen Ichs. Mir fällt da meine Mama ein, die war nicht fad. Wohl deshalb sagte sie immer wieder zu mir: Hol dir nur die Männer ins Bett, die dich verdient haben. Wie viele das sind, ist wurscht. Aber jeder einzelne davon muss es wert sein." Ja, vielleicht kommen da junge Menschen auf uns zu, die das Reinrausnochlängernochtieferundfesterundöfterundlänger satt haben. Die es sich wert sind, jemanden zu finden, der sie mit ihrem Begehren beseelt. Ich würd's den Kids wirklich wünschen.

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Foto vom Autor Gabriele Kuhn O la la! Pikantes und Kurioses aus dem Leben einer Sex-Kolumnistin. Der Weblog zur Freizeitkolumne von Gabriele Kuhn.



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