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Merken   Drucken   06.04.2011, 19:05 Schriftgröße: AAA

   

Atom-Katastrophe in Fukushima: Hochverstrahltes AKW-Wasser fließt nicht mehr ins Meer

Nach etlichen Hiobsbotschaften kann sich Japan über einen Erfolg im Kampf gegen die Folgen des atomaren GAUs freuen. Das Leck im Boden von Reaktor 2 ist dicht. Auch der Wind bläst wieder in die richtige Richtung. Zugleich rüstet sich Tepco gegen Wasserstoffexplosionen.
© Bild: 2011 AP
Nach etlichen Hiobsbotschaften kann sich Japan über einen Erfolg im Kampf gegen die Folgen des atomaren GAUs freuen. Das Leck im Boden von Reaktor 2 ist dicht. Auch der Wind bläst wieder in die richtige Richtung. Zugleich rüstet sich Tepco gegen Wasserstoffexplosionen.
Aus dem havarierten Atommeiler Fukushima in Japan fließt nach Angaben des Betreibers Tepco kein hochradioaktives Wasser mehr ins Meer. Das Leck im Boden von Reaktor 2 konnte demnach mit Hilfe von Wasserglas geschlossen werden. Die Regierung in Tokio räumte ein, besorgten Nachbarländern zu wenig Informationen zur Verfügung gestellt zu haben. Sie versprach Besserung. Dem Ballungsraum Tokio bleibt eine radioaktive Wolke erspart. Der Wind weht in Richtung Meer.
Der Erfolg bei der Abdichtung des Lecks ändert nichts daran, dass 11.500 Tonnen schwachkontaminiertes Wasser von einem Auffangbecken ins Meer abgelassen werden müssen, um Platz für stärker verseuchte Flüssigkeit zu schaffen. Das Wasser muss aus der havarierten Anlage gepumpt werden, damit das Kühlsystem in Gang gesetzt werden kann, um weitere Kernschmelzen zu verhindern.
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Stand der Informationen: 6. April 2011, 13 Uhr (MEZ)


An der Atomanlage setzt Tepco Stickstoff gegen mögliche Wasserstoff-Explosionen ein. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, begann der Energiekonzern am Reaktorblock 1 mit den Arbeiten. Die Aktion könnte mehrere Tage dauern. Wahrscheinlich folgen später die Blöcke 2 und 3. Der Sprecher der Atomsicherheitsbehörde NISA, Hidehiko Nishiyama, versuchte zu beruhigen. Eine unmittelbare Explosionsgefahr bestehe derzeit nicht.
Die Brennstäbe im Reaktorblock 1 hatten zeitweise aus dem Kühlwasser geragt und sich gefährlich erhitzt. Dadurch könnte sich das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff getrennt haben. In der Folge könnte es zu Knallgasexplosionen kommen. Mit dem Stickstoff lässt sich das gefährliche Gemisch verdünnen. Das Gas gilt als besonders reaktionsträge, so dass keine unerwarteten Nebenreaktionen auftreten können. In den Tagen nach dem Tsunami vom 11. März war es in den Blöcken 1, 3 und 4 zu Wasserstoff-Explosionen gekommen.
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Südwestwind weht die radioaktiven Stoffe aus der Atomanlage auf den Pazifik hinaus. Dabei gelangen nach Darstellung des Deutschen Wetterdienstes erneut einzelne Partikel nach Nordamerika, allerdings sehr stark verdünnt. Für Freitag ist allerdings ein Regengebiet über Japan in Sicht, weshalb der Region um Fukushima radioaktiver Niederschlag droht. Der Wind weht dann voraussichtlich aus Süden und an der japanischen Küste entlang. Zum Samstag soll der Wind der Vorhersage nach auf Nord-West drehen. Dann würde er radioaktive Stoffe in Richtung des Großraums Tokio mit seinen rund 35 Millionen Einwohnern bringen.
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Die japanische Regierung hatte am Montag Atomalarm für den Pazifik geschlagen. Sie befürchtet katastrophale Auswirkungen für den Ozean, wenn verseuchtes Wasser aus dem havarierten AKW Fukushima nonstop ins offene Meer strömt. Techniker von Tepco hatten sich tagelang bemüht, Risse in einem Betonschacht von Reaktor 2 zu schließen. Dabei füllten sie Beton sowie eine Mischung aus Sägespänen, Zeitungen und Kunstharz in den Schacht. Der Durchbruch gelang, als sie Wasserglas - eine Silizium-Verbindung - in den Boden unterhalb des Schachts pressten.
Nahe des Atommeilers sank die radioaktive Belastung im Pazifik. Die Belastung radioaktivem Jods lag 600-mal über dem zulässigen Grenzwert nach zuvor 4800-mal. Doch noch immer bleibt das Problem, wie die rund 60.000 Tonnen kontaminiertes Meereswasser gelagert werden sollen, mit denen die Brennelemente gekühlt wurden. Neben dem Ablassen verstrahlten Wassers ins Meer plant Tepco, Tanks zu bauen, die so viel Flüssigkeit aufnehmen können wie sechs Olympia-Schwimmbecken. Zudem soll ein Schwimmtank umgebaut und eingesetzt werden.
Der AKW-Betreiber hatte die Genehmigung der Regierung in Tokio, die mehr als zehn Millionen Liter kontaminierten Wassers ins Meer fließen zu lassen. Die Maßnahme sei leider unvermeidlich, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Nur so könne verhindert werden, dass sich das noch stärker kontaminierte Wasser ausbreite.

Teil 2: Sorge in Nachbarländern

  • FTD.de, 06.04.2011
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