Virtuelle Kraftwerke: Wenn die Windräder stillstehen
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2011 reuters
Als die Deutsche Energieagentur ihre zweite Netzstudie im vergangenen Herbst vorstellte, brachte es Rainer Brüderle (FDP) auf den Punkt: "Die Herausforderungen beim Ausbau der Erneuerbaren liegen bei den Netzen." Damit wollte der Bundeswirtschaftsminister deutlich machen, wie wichtig der Übergang zu einem intelligenten Stromnetz ist.
Die Netzbetreiber müssen nicht nur viele tausend Kilometer Kabel neu verlegen lassen, um Offshore-Windparks anzubinden. Sie stehen vor der gigantischen Aufgabe, die Last im Stromnetz im Gleichgewicht zu halten. Das Stromangebot muss zu jeder Zeit der Nachfrage entsprechen, andernfalls kommt es zum gefürchteten Blackout.
Nun sorgen aber gerade Wind- und Sonnenenergie für ein wetter- und tageszeitabhängiges und damit stark schwankendes Stromangebot. Das bringt die Stromnetze zeitweise an ihre Belastungsgrenze. So kann es beispielsweise durchaus passieren, dass Windräder an stürmischen Herbsttagen stillstehen müssen. Weiter verschärfen wird sich die Situation, wenn, wie es der Elektrizitätsbericht prognostiziert, der Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion bis 2020 auf über 30 Prozent steigen wird.
Abhilfe sollen virtuelle Kraftwerke (VK) schaffen. In einer solchen Anlage schließen sich in der Regel mehrere kleine und mittelgroße, dezentrale Stromerzeuger wie Wind- und Solarparks, Wasserkraftwerke und Biogasanlagen zu einem Verbund zusammen. "Auf diese Weise kann ein virtuelles Kraftwerk wie ein großer Anbieter am Strommarkt auftreten, um seinen Strom zu verkaufen", erklärt Christian Rehtanz, Professor und Leiter des Lehrstuhls für Energiesysteme und Energiewirtschaft an der Technischen Universität Dortmund. Einzeln seien die Kraftwerke zu klein, um ihre Kapazitäten über die Energiehändler an der Strombörse oder bei Lastschwankungen als Regelreserve für die Netzbetreiber zu vermarkten.
Dabei müssen die Anlagen nicht regional konzentriert sein. Dank ausgefeilter Kommunikations- und Informationstechnologie kann sich dieser Verbund lokal oder überregional zusammenfinden. Gesteuert wird er von einer zentralen Leitstelle. Ein solches virtuelles Kraftwerk startete im Sauerland 2008 als Pilotprojekt. Hier schlossen sich neun kleinere Wasserwerke und später auch Blockheizkraftwerke zu einem Verbund zusammen. Nun können es die Betreiber RWE und Siemens in den operativen Betrieb übernehmen. Denn nur gemeinsam sind die kleineren Kraftwerke in der Lage, ihre Energie auf dem Strommarkt anzubieten.
"Ab einer Gesamtleistung von 15 Megawatt kann das virtuelle Kraftwerk seine Kapazitäten als Minutenreserve vermarkten", sagt Thomas Werner, Projektmanager für virtuelle Kraftwerke bei Siemens Energy. Minutenreserve ist die Leistung, die dem Netzbetreiber innerhalb von 15 Minuten zur Verfügung stehen muss, wenn er sie abruft. "Leider sind die Preise für die Minutenreserve stark gefallen, sodass dieses Geschäftsmodell weniger lukrativ geworden ist", sagt Werner.
Teil 2: Ein Kraftwerk für alle Fälle
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