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Merken   Drucken   06.04.2011, 12:39 Schriftgröße: AAA

   

Agenda: Mit Nutella gegen Frankreich

Dem italienischen Milchkonzern Parmalat droht eine feindliche Übernahme durch den Käsehersteller Lactalis mit Sitz in Laval an der Loire. Die Regierung in Rom versucht, eine Abwehrallianz zu schmieden: Der Nutella-Hersteller Ferrero soll Parmalat beispringen. von Andre Tauber  Alba
Die Welt der Nutella bleibt verschlossen. Wie ein Bollwerk erhebt sich das Eingangsportal des Stammwerks von Ferrero in Alba. Auf dem Vorsprung über dem Eingang ist eine Fensterfront aufgebaut, als sei sie die Brustwehr einer Burg. Im Innern verleiht ein schweres Holzkreuz hinter der Rezeption zwei Wachleuten zusätzliche Autorität. "Führungen sind derzeit unmöglich", erklären sie dem Besucher. "Es wird umgebaut." Der Blick hinter die Kulissen bleibt also verwehrt.
Alles, was nach außen dringt, ist der Geruch. Es duftet nach frisch geschmolzener Kochschokolade. "Madonna mia!", fleht ein Mann vor dem Werkstor gen Himmel. "Dieser Duft bringt mich um", sagt er. Gern würde er eine Praline vernaschen. "Mein Arzt hat mich allerdings auf Diät gesetzt", klagt er und stapft weiter.
Produkte des italienischen Schokoladenherstellers Ferrero   Produkte des italienischen Schokoladenherstellers Ferrero
Es ist genauso, wie der Firmenpatriarch Michele Ferrero das möchte. Mit Ferrero, dem Hersteller von Nutella und Milch-Schnitte, von Mon Chéri und Hanuta, den Kinder-Schokoriegeln und den Überraschungseiern hat er zwar eines der florierendsten Unternehmen des Landes geschaffen und sich zum reichsten Mann Italiens gemacht. Doch der 86-Jährige achtet peinlich darauf, dass er auch die Rangliste der verschwiegensten Unternehmer anführt. Mehr als Schokoladengeruch soll nicht nach draußen dringen.
Doch wenn es nach den Wünschen italienischer Politiker und Banker geht, könnte das Agieren in aller Stille bald ein Ende haben. Ferrero soll sich etwas zutrauen, wird gefordert. Die Regierung in Rom hat die Unternehmer des Landes aufgerufen, eine Allianz zu bilden, um den Milchkonzern Parmalat  vor einer Übernahme durch den französischen Käsehersteller Lactalis zu retten. Ferrero könnte in die Bresche springen, könnte den weißen Ritter geben, der die Angreifer aus dem Ausland abschreckt. Das Unternehmen aus Alba wäre ein perfekter Partner für Parmalat, findet Corrado Passera, Chef der staatsnahen Großbank Intesa Sanpaolo . Die Synergien nach einer Übernahme durch Ferrero wären "enorm", sagte er.
Parmalat-Chef Enrico Bondi   Parmalat-Chef Enrico Bondi
Die Staatsseele kocht. Es geht schon lange nicht mehr nur allein um die Milchindustrie des Landes. Die Regierung will Frankreich in die Schranken weisen, den Ausverkauf der italienischen Industrie stoppen. Der Luxuskonzern LVMH  aus dem Nachbarland hat schon den Juwelier Bulgari übernommen, Électricité de France schickt sich an, die Macht beim Stromkonzern Edison zu übernehmen. Bei Parmalat soll das nicht passieren. Giulio Tremonti hat dem Unternehmen aus Parma deswegen die Möglichkeit eingeräumt, die Hauptversammlung zu verschieben - das Management unter Parmalat-Chef Enrico Bondi hat so Zeit, eine Gegenallianz zu schmieden.
Für Ferrero wäre der Kauf von Parmalat der Beginn einer neuen Zeit. Das Unternehmen ist in den vergangenen 68 Jahren ohne Zukäufe gewachsen. Michele Ferrero vertraute allein auf die Kraft seiner eigenen Marken. Vor zwei Jahren stand das Unternehmen kurz davor, mit Hershey den britischen Süßigkeitenhersteller Cadbury  zu übernehmen. Doch am Ende zog sich Ferrero zurück.

Teil 2: Heimlicher Schokoladenmulti

  • © 2011 Financial Times Deutschland
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