Umgarnte Journalisten: Mit Opel für lau nach Mallorca
Oft laden Autobauer Journalisten zu Probefahrten an sonnige Orte. Doch was Opel jetzt anbietet, lässt selbst verwöhnte Redakteure staunen: Mallorca all-inclusive, ohne störende Pressesprecher, gern samt Familie.Auf dem Hinflug die berühmte Currywurst aus der Sylter Sansibar. Auf Mallorca Strandnähe, Bars, Snacks, Spaniens größtes Golfresort nebenan. Und natürlich ein komfortables Bett im Fünfsternehotel. Kinder und Partner? Dürfen "zu besseren Konditionen" mit. Alles inklusive, auch das Lächeln der Air-Berlin-Flugbegleiterin auf dem Prospekt.
Was für ein Urlaub. Wenn nur die Arbeit nicht wäre. Denn was nach Ferien klingt, ist für Opel ein "neues Testformat". Rund 200 Motorjournalisten hat der Autobauer eingeladen, in den Sommerferien altbekannte Modelle zu testen. Ernsthaft oder, je nach Ehrgeiz, in der Zeit zwischen Pool und Party.
Ein neuer Motor im Corsa, ein neues Getriebe im Insignia, ein nach Auskunft der Pressestelle "nicht jedem bekannter" Fahrradträger am Meriva - das muss als dünne Rechtfertigung für das außergewöhnliche Journalistenevent genügen.
Wem zwei Testtage zum Nulltarif (plus 50 Euro Gutschein für die Hotelbar, plus Opel-Mietwagen) nicht reichen, der kann für 199 Euro pro Nacht um bis zu eine Woche verlängern. Normalerweise kostet ein Zimmer in den ausgewählten Hotels in der Ferienzeit mindestens 299 Euro. "Wir subventionieren das nicht. Wir geben nur unsere ausgehandelten Konditionen an die Journalisten weiter", sagt ein Opel-Sprecher. Auch als Ferien will er den Ausflug nicht verstanden wissen: "Wir gehen von einer Berichterstattung aus."
Zwar sind Pressereisen üblich. Gerade Autovorstellungen finden gern an den sonnigsten und atemberaubendsten Ecken dieser Welt statt, nicht in der tristen Tiefebene von Wolfsburg oder Rüsselsheim. Aber Opels "neues Testformat" geht weit über das bekannte Maß hinaus. "Das ist ziemlich platt", sagt ein Sprecher des Deutschen Journalistenverbands (DJV), "da ist die Bestechung mit Händen zu greifen." Opel entgegnet: "Wir machen nichts anderes als bei einer herkömmlichen Pressepräsentation."
Allerdings ohne den üblicherweise anwesenden Pressesprecher - man will ja die Urlaubsatmosphäre nicht stören. Dass bei Bedarf die Familie mitreisen darf, ist ebenfalls nicht die Regel. Und auch der Infoflyer lenkt wenig ab: Fänden sich auf der Rückseite keine Pkw-Eckdaten, man könnte ihn für einen Hotelprospekt halten.
"Wir sind gespannt auf Ihre Berichterstattung zur Urlaubstauglichkeit unserer Modelle", mahnt Opel. Aber wie bloß? Wir warten erst noch auf den poolwassergeschützten Gratislaptop.
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