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Merken   Drucken   07.04.2011, 11:04 Schriftgröße: AAA

   

Nach Geronzi-Rücktritt: Perissinotto wird als Nachfolger gehandelt

Generali-Konzernchef Giovanni Perissinotto könnte laut Unternehmenskreisen bald zusätzlich zu seiner Managementrolle den Vorsitz des Verwaltungsrats übernehmen. Zuvor war Verwaltungsratspräsident Cesare Geronzi nach internen Streitigkeiten zurückgetreten. Investoren begrüßen den Schritt. von Andre Tauber  und Herbert Fromme 
Im dramatischen Streit um die strategische Ausrichtung des Versicherungskonzerns Generali  haben sich die Gegner von Verwaltungsratspräsident Cesare Geronzi durchgesetzt. Der 76-jährige Geronzi reichte am Mittwoch seinen Rücktritt ein. Investoren reagierten erleichtert: Die Aktie legte um drei Prozent zu. Auch im Management gab es positive Stimmen. "Das war gut für das Versicherungsgeschäft und die globale Ausrichtung der Gruppe", sagte ein Manager. Geronzi sei nie richtig bei dem Versicherer angekommen.
Der Rücktritt wird den Bemühungen des Konzerns, seine Strukturen zu modernisieren, einen Schub zu geben. Die Entscheidungsprozesse bei Generali werden von Experten traditionell als undurchsichtig kritisiert. So hatte schon Geronzis Vorgänger Antoine Bernheim trotz formell geringer Kompetenzen die Konzernstrategie maßgeblich bestimmt. Geronzi soll versucht haben, sich ein Beispiel zu nehmen. Mit seinem Fokus auf Italien und seine Finanzbranche habe Geronzi der Generali im europaweiten Wettbewerb mit Allianz  und Axa  geschadet, sagte ein Unternehmensinsider.
Interimspräsident ist nun der bisherige Vizepräsident 68-jährige Francesco Gaetano Caltagirone. Er ist zudem Chef einer Industriegruppe, zu der diverse Bauunternehmen sowie die Zeitung "Il Messaggero" gehören. Konzernchef Giovanni Perissinotto könnte schon bald zusätzlich zu seiner Managementrolle den Vorsitz des Verwaltungsrats übernehmen, hieß es in Unternehmenskreisen. Die nächste Hauptversammlung hält das Unternehmen am 30. April ab.
Eine Liste möglicher Kandidaten soll Generali-Hauptaktionär Mediobanca  aufstellen. Nach Aussagen italienischer Medien hatte die mangelnde Unterstützung durch Mediobanca maßgeblich zum Rücktritt Geronzis geführt. Geronzi stand dem Institut bis Anfang 2010 selbst vor - und hatte sich dort einen Machtkampf mit dem Management geliefert.
Investoren begrüßen den Machtwechsel im Verwaltungsrat von Generali   Investoren begrüßen den Machtwechsel im Verwaltungsrat von Generali
Den Angriff gegen Geronzi führte am Mittwoch Verwaltungsratspräsident Diego Della Valle an. Er ist Chef der norditalienischen Modemarke Tod's. Elf Verwaltungsräte sprachen Geronzi ihr Misstrauen aus, der davon am Mittwoch völlig überrascht wurde. Zu den wenigen Verwaltungsräten, die zu ihm hielten, zählten Caltagirone, Alessandro Pedersoli sowie Paolo Scaroni , Chef des Öl- und Gaskonzerns Eni .
Geronzis Mehrheit dürfte auch dadurch ins Kippen geraten sein, dass am Montag Verwaltungsrätin Ana Patrizia Botín ihren Rücktritt als Vertreterin der spanischen Bank Santander  einreichte. Sie begründete den Schritt offiziell mit Zeitproblemen. Schon im Februar hatte Leonardo Del Vecchio, Gründer des weltgrößten Brillenkonzerns Luxottica, das Gremium mit der Begründung verlassen, es würden dort keine strategischen Entscheidungen mehr gefällt. Generali gilt als eine Machtbastion in Italien. "Wer Generali kontrolliert, kontrolliert halb Italien", sagte Gian Maria Fara, Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts Eurispes in Rom.
Die Investoren begrüßt den Rücktritt Geronzis. "Am Markt kann man die Entscheidung nur positiv bewerten", sagte Guido Giubergia, Corporate-Governance-Experte der Vereinigung der Finanzinvestoren Assogestioni. Diese hatte die Einberufung der Sondersitzung des Verwaltungsrats befürwortet, auf dem die Kompetenzen Geronzis besprochen werden sollten. "Das ist ein großer Schritt voran. Das erleichtert die Kommunikation innerhalb der Gesellschaft und mit den Aktionären", sagte auch Stefano Mach, Fondsmanager von Azimut.
Generali war in den vergangenen Tagen durch einen beispiellosen Führungsstreit in die Schlagzeilen geraten. Auslöser war ein Interview mit der Financial Times, in dem Geronzi Investitionen in Infrastrukturprojekte wie die Brücke über die Meerenge von Messina sowie in krisengeplagte italienische Banken befürwortete. Das war als Versuch gewertet worden, eine Investitionspolitik im Sinne der Regierung in Rom durchzusetzen.
  • © 2011 Financial Times Deutschland
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