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Merken   Drucken   07.04.2011, 14:26 Schriftgröße: AAA

   

Versicherungskolumne: Der zwitschernde Mitarbeiter

Kommentar In sozialen Netzwerken, Blogs und Internetforen geben Angestellte häufig unbedarft unternehmensrelevante Informationen preis. Firmen sollten das Thema gezielt ansprechen, um die nötige Sensibilität herzustellen. von Hans-Jürgen Allerdissen 
Hans-Jürgen Allerdissen ist Geschäftsführer der Deutschen Verkehrs-Assekuranz-Vermittlungs-GmbH
In unserer modernen Wissensgesellschaft sind die Mitarbeiter in den Unternehmen das eigentliche Kapital. Das wird jedenfalls häufig von den Unternehmensverantwortlichen öffentlich so geäußert, selbst wenn der ein oder andere sich dann doch nicht entsprechend verhält.
Ich möchte das Augenmerk darauf lenken, dass diese Mitarbeiter in zunehmendem Maße auch das eigentliche Risiko darstellen können, ohne dass dies allen bewusst ist.
Wir haben erlebt, wie in den letzten Wochen in Nordafrika, im Mittleren Osten, aber auch in China das Internet die Mächtigen in helle Aufregung versetzt oder sogar in den Abgrund geführt hat: Die sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, Xing und eine Vielzahl von Blogs und Foren waren das eigentliche Rückgrat der Umwälzungsprozesse. Der nicht kontrollierbare Austausch von sonst verborgenen Informationen, die gemeinsame Strategieentwicklung in diesen Netzwerken und die unzensierte Berichterstattung von den Ereignissen vor Ort waren der Treibstoff für die Implosion von jahrzehntealten Systemen. Also ein mächtiges Instrument mit Zugriffsmöglichkeiten für Jedermann.
Zusätzlich sei darauf hingewiesen, dass die Peinlichkeit mancher Internetprofile und Beiträge auf die Unbedarftheit der Einsteller schließen lässt. Sie scheinen überhaupt nicht ins Kalkül zu ziehen, dass das Internet nie etwas vergisst und Informationen jedem Interessierten offenbart.
Wenn man diese bekannten Umstände zusammenfassend würdigt, muss man sich fragen, ob in den Unternehmen das mögliche Risiko "eigene Mitarbeiter" richtig eingeschätzt wird. Ich habe im Internet Diskussionsforen und Aussagen in sozialen Netzwerken gefunden, in denen - sei es aus Einfältigkeit, falsch verstandener Hilfsbereitschaft oder Wichtigtuerei - unternehmensrelevante Informationen von hoher Sensibilität ausgeplaudert werden. "Experten" helfen sich gegenseitig bei der Abarbeitung aktueller Problemfelder unter Verwendung von Firmenwissen. Lösungsansätze für aktuellste Themen werden munter weitergegeben, Organisationsstrukturen offen gelegt und Beschaffungs- oder Absatzmärkte ausgetauscht. Die Reputation von Unternehmen ist ein häufiges Thema.
Das geschieht unter Dialogpartnern, die sich - außer über das Internet - persönlich nicht kennen, einsehbar für eine beliebige Anzahl von Dritten, die nur in dem entsprechenden Netzwerk legitimiert sein müssen. Die vermeintliche oder tatsächliche Anonymität unter den Dialogpartnern schafft wahrscheinlich sogar noch eine erhöhte Bereitschaft zur Auskunftserteilung. Und das Ganze womöglich auch noch während der Arbeitszeit.
Letztlich kann man der Weitergabe von Informationen nur dann einen Riegel vorschieben, wenn man die Teilnahme an diesen Netzwerken überhaupt nicht zulässt. Die Maßnahme wäre jedoch mehr als zweischneidig, denn gerade die jungen, findigen und wissensgetriebenen Mitarbeiter werden sich überlegen, ob das Unternehmen dann für sie weiterhin attraktiv ist. Außerdem sind Mitarbeiter, die sich mittels Internet vernetzen und Informationen austauschen, wertvoll für das Unternehmen. Da ist es erstaunlich, wenn nach einer aktuellen Studie von Ernst & Young nur 51 Prozent der befragten Unternehmen angeben, dass sie Filterprogramme und Contentmonitore (offen) einsetzen, wenn sie ihren Mitarbeitern am Arbeitsplatz die Kommunikation in derartigen Netzwerken erlauben.
Eine Patentlösung gibt es also nicht, selbst wenn es EDV-technische Hilfen und Protokollierungsmöglichkeiten gibt. Viel wichtiger erscheint eine gezielte Ansprache des Themas bei den Mitarbeitern, damit am Arbeitsplatz, aber auch am häuslichen PC die nötige Sensibilität herrscht. Vielleicht ein neues Betätigungsfeld für Unternehmensberater.
  • © 2011 Financial Times Deutschland
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