FTD.de » Sport » Fußball » Der "irre Lehmann" will nicht auf die Couch

Merken   Drucken   07.04.2011, 12:42 Schriftgröße: AAA

   

Torhüter im Rechtsstreit: Der "irre Lehmann" will nicht auf die Couch

Mit Jens Lehmann und Tim Wiese treffen erstmals zwei Bundesliga-Profis in einem staatlichen Gerichtsprozess aufeinander. Die Reizfiguren streiten über ein Wortgefecht vom Herbst letzten Jahres - und um Öffentlichkeit in Zeiten der sportlichen Talfahrt.
© Bild: 2011 dapd
Mit Jens Lehmann und Tim Wiese treffen erstmals zwei Bundesliga-Profis in einem staatlichen Gerichtsprozess aufeinander. Die Reizfiguren streiten über ein Wortgefecht vom Herbst letzten Jahres - und um Öffentlichkeit in Zeiten der sportlichen Talfahrt. von Fabian Albrecht
Es gibt wenige Spitzensportler, deren Wesen oder Heldentaten permanent mit Begriffen aus der Psychiatrie beschrieben werden. Einer von ihnen ist der frühere Nationaltorhüter Jens Lehmann. So in etwa: Mit seinen irre guten Glanzparaden, aber auch seinen verrückten Aussetzern trieb der Besessene seine Gegner in den Wahnsinn.
Sucht man bei Google mit den Worten "Lehmann + irre" oder "Lehmann + verrückt", bekommt man jede Menge Treffer. In Foren wird gefragt: "Was ist mit Jens Lehmann los? Ist der depressiv oder midlife-crisis?" Oder einfach nur festgestellt: "Jens Lehmann ist irre... Aber solch irre Typen braucht der Fußball!" Oder: "Der ist doch langsam total gestört!"
Werder Torwart Tim Wiese   Werder Torwart Tim Wiese
Auch die Presse berichtet über einen gewissen Hang zum Überschwang. So war Anfang 2009 in der "Welt" zu lesen: "Seit Wochen wird er charakterisiert als 'aggressiver Rüpel' mit 'üblen Manieren', der in Form von 'Lausbubenstreichen' und 'unsportlichen Mätzchen' notorisch 'über die Stränge schlägt' - und gerade hat auch noch der alte Dortmunder Weggefährte Fredi Bobic vor der Gefahr gewarnt, dass Lehmann nicht nur 'arrogant rüberkommt', sondern vollends 'überdreht'."
Der Kölner Stadtanzeiger kommentierte Ende 2009: "Er tut Dinge, die Torhüter nicht tun sollten, mit einer beeindruckenden Konsequenz. Als der völlig verrückte Herr Lehmann wird er uns in Erinnerung bleiben. Halb Rowdy, halb Supermann."
Und schließlich nannte Herr Lehmann sein Buch über das Leben als Fußball-Profi: "Der Wahnsinn liegt auf dem Platz".
Aber Gnade Gott, wenn es ein anderer Torhüter wagt, seinen Kollegen zum Wahnsinnigen zu erklären - dann wird Herr Lehmann fuchsig und fängt einen Rechtsstreit an. Der Zwist begann mit einem Eigentor. Am 14. September vergangenen Jahres lenkte Werder Bremens Petri Pasanen im Champions-League Spiel gegen Tottenham Hotspur (2:2) den Ball ins eigene Tor.
"Mad Jens" Lehmann   "Mad Jens" Lehmann
Ex-Nationalkeeper Lehmann bewertete die Szene in seiner Eigenschaft als Gastkommentator beim Bezahlsender Sky und machte Werder-Torhüter Tim Wiese für das zwischenzeitliche 0:1 verantwortlich: "Wenn er einen Schritt rausgeht, kann er den Ball abfangen. Er hätte sich nicht an den Pfosten klammern, sondern mutiger rausgehen sollen. Er kann es auf jeden Fall besser machen", sagte Lehmann, der bei der WM 2006 im Viertelfinale im Elfmeterschießen Deutschland den Sieg gegen Argentinien sicherte und zum Held aufstieg.
Den Befund Lehmanns wollte Wiese nicht auf sich sitzen lassen und konterte in der "Bild"-Zeitung: "Der Lehmann soll in die Muppet Show gehen. Der Mann gehört auf die Couch. Vielleicht wird ihm da geholfen. Einweisen - am besten in die Geschlossene!". Wüssten die Produzenten der Muppet Show von dem Streit, hätten sie ihnen vielleicht einen Gastauftritt auf der Loge von Statler und Waldorf angeboten.
Doch einstweilen wird der Zoff hierzulande ausgetragen. "Der Lehmann" fand den Vorschlag nämlich überhaupt nicht lustig und zog vor Gericht. Er könne es nicht hinnehmen, als geistesgestört hingestellt zu werden, sagte der Kläger der "Bild" und fordert 20.000 Euro Schmerzensgeld. Wiese hat Klageabweisung beantragt. "Ich habe einen guten Anwalt, kann darüber nur schmunzeln." Sein Verein Werder Bremen äußerte sich vorläufig nicht dazu. Eigentlich sollte der Prozess am Donnerstag beginnen. Doch auf Wunsch Lehmanns wurde die Verhandlung auf 14. Juli vertagt.

Teil 2: Fans nennen Rückkehr zu Arsenal "verrückt"

  • © 2011 Financial Times Deutschland
Jetzt bewerten
Bookmarken   Drucken   Senden   Leserbrief schreiben   Fehler melden  
Tipp it, kick it: Die Bundesliga-Tipprunde der FTD
Tipp it, kick it: Die Bundesliga-Tipprunde der FTD

Tippen Sie mit - ohne Wetteinsatz - alle Begegnungen der 48. Bundesligasaison. Ein Einstieg ist jederzeit möglich. mehr

Schlagzeilen
FUSSBALL

mehr Fussball

MOTORSPORT

mehr Motorsport

RADSPORT

mehr Radsport

TENNIS

mehr Tennis

SPORTMIX

mehr Sportmix

 
© 1999 - 2011 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen

Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!

Über FTD.de | Impressum | Datenschutz | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet

VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer
G+J Glossar
Partner-Angebote