Justiz durchleuchtet Flughafen-Deal

Hausdurchsuchung bei Ex-Flughafen-Vorstand Christian Domany und Vermittler Prisma. Im Fokus: die Beteiligung an Friedrichshafen.

Letztes Update am 12.04.2011, 20:35

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Die börsenotierte Flughafen Wien AG beschäftigt nicht nur mit dem Skylink-Desaster die Justiz, sondern auch in Zusammenhang mit ihrer Beteiligung am Regional-Flughafen Friedrichshafen in Baden-Württemberg (25,15 Prozent). Am Dienstag, 6 Uhr früh, läuteten die Ermittler zu vier Hausdurchsuchungen an: Bei den beiden Wohnungen des ehemaligen Flughafen-Vorstands Christian Domany in Wien und NÖ sowie im Wiener Büro des Vorarlberger Standort-Entwicklers Prisma und der Privatwohnung von Prisma-Vorstand Bernhard Ölz.

Konkret geht es um einen Vertrag zwischen Prisma und Wien. Prisma erhielt für die Vermittlung der Beteiligung an Friedrichshafen vom Wiener Flughafen zwei Prozent des Verkaufspreises als Erfolgsprovision (Success Fee), machte samt Mehrwertsteuer 180.000 Euro.

Was die Staatsanwaltschaft nun interessiert: Der Vertrag mit Prisma war mit 9. März 2007 datiert, obwohl bereits im Dezember 2006 die Absichtserklärung zwischen den beiden Airports unterschrieben worden war. Außerdem seien bis auf ein einziges E-Mail bei den bisherigen Erhebungen keine Unterlagen über die von Prisma erbrachten Leistungen gefunden worden. Der Verdacht: Sollten der Provision keine gleichwertigen Gegenleistungen von Prisma gegenüber stehen, könnte es sich um Untreue zum Nachteil des Flughafen Wien handeln.

Schlagabtausch

Ex-Flughafen-Vorstand DomanyDen Provisionsvertrag hatten der damalige Flughafen-Vorstand Christian Domany, der 2009 wegen des Skylink gehen musste, und Ölz unterschrieben. Domany, Aufsichtsrat einer Prisma-Beteiligung, hatte das Projekt im Flughafen-Vorstand vorgeschlagen. Domany-Anwalt Martin Nemec sagte, sein Klient sei "überrascht" und "völlig schuldlos", es habe keine illegalen oder überhöhten Provisionszahlungen gegeben.

Nemec spart nicht mit Kritik an der Justiz, bei der bereits im Herbst 2010 eine anonyme Anzeige zur Causa eingegangen war. Er spricht von "Aktionismus an einer Nebenfront", nachdem beim Skylink bis dato nichts gefunden worden sei. Die Justiz wolle ihre eigenen Versäumnisse kaschieren. Obwohl er regelmäßig angeboten habe, Domany einzuvernehmen, "ist das bis heute nicht geschehen. Stattdessen kommt man mit einer Hausdurchsuchung". Domany wird am Donnerstag einvernommen.

Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg, kontert: "Es entspricht kriminaltechnischen Grundsätzen, zuerst Beweismaterial zu sammeln und anschließend dem Beschuldigten bei seiner Vernehmung Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben".

"Froh darüber", endlich einen Ansprechpartner in der Justiz zu haben, gibt sich Ölz. Die Success-Fee sei Mitte 2006 mündlich vereinbart worden, seit damals sei Prisma auch tätig gewesen. Der Bürgermeister von Friedrichshafen habe ihn gebeten, in Österreich Partner zu suchen und der Flughafen Wien habe großes Interesse an Beteiligungen gehabt. Er habe den Ermittlern alle Unterlagen gegeben.

Die 7,5 Millionen Euro teure Beteiligung in Friedrichshafen erwies sich für Wien als wirtschaftlicher Flop. Ex-Flughafen-Chef Herbert Kaufmann hatte von zweistelligen Zuwachsraten und "viel Potenzial" geschwärmt. Gewachsen sind nur die Verluste. 2008 noch 1,15 Millionen Euro, 2009 bereits 2,55 Millionen Minus und im Vorjahr 2,94 Millionen Verlust - bei 10,66 Umsatzmillionen. Erst für 2012 wird auf schwarze Zahlen gehofft.