Umdenken bei ACS: Hochtief-Käufer sollte sich mäßigen
Kommentar Bisher mussten die Spanier im Kampf um die Macht bei Hochtief kaum Rücksichten nehmen. Doch jetzt sollte ACS ein wenig galanter mit den Essenern umgehen. Sonst dürfte ihnen ihr neuer Besitz wenig Freude machen.Lange hat Herbert Lütkestratkötter gekämpft und sich gegen die drohende Übernahme seines Arbeitgebers durch den spanischen Angreifer ACS gewehrt. Der Hochtief -Chef holte sich das Emirat Katar als starken Partner an die Seite. Er durchdachte etliche juristische Kniffe, um die Spanier aufzuhalten. Seine Mitarbeiter demonstrierten vor dem Kanzleramt.
All das nützte nichts: Hochtief wird bald seine Unabhängigkeit verlieren. Der Madrider Baukonzern ACS besitzt inzwischen mehr als 40 Prozent an dem deutschen Traditionsunternehmen. Die Übernahme der Mehrheit ist nur noch eine Frage der Zeit.
Probleme im Tagesgeschäft und der damit sinkende Aktienkurs von Hochtief spielen dem Angreifer in die Hände. Er kann günstig an der Börse Aktien kaufen und das deutsche Unternehmen nach und nach schlucken. Auf der Hauptversammlung nächsten Monat wird sich mit der Besetzung von Aufsichtsratsposten zeigen, wie mächtig die Iberer inzwischen in Essen sind.
Lütkestratkötter gibt in dieser Gemengelage seinen Chefposten auf. Für ihn ist es der letzte mögliche Moment des Abschieds ohne Gesichtsverlust. Sein Abgang zeigt: Hier geht einer, der mit aller Kraft seine Ziele verfolgte - und doch scheiterte. Versüßt wird ihm der Abschied mit einer Abfindung von mehr als 4 Mio. Euro.
Guckt man genau hin, zeigt Lütkestratkötters Schritt aber noch mehr. Denn der 60-jährige Manager bleibt dem Essener Unternehmen künftig als Berater erhalten. Und das bedeutet, dass die Spanier jetzt offenbar vorsichtiger vorgehen als zu der Zeit, in der es ihnen lediglich darauf ankam, möglichst viele Hochtief-Papiere einzusammeln.
In den nächsten Monaten braucht der künftige Eigentümer viel Fingerspitzengefühl, will er den deutschen Zukauf möglichst reibungslos und gewinnbringend in den Konzern integrieren.
Dazu soll Lütkestratkötter seinen Beitrag leisten. Denn technisches Wissen sowie Geschäftsverbindungen und politische Kontakte der Führungsleute sind wichtige Faktoren für den Erfolg eines Baukonzerns. Bleiben sie bei einer Übernahme auf der Strecke, verliert das gekaufte Unternehmen einen Teil seines Werts.
Sollten neben dem scheidenden Hochtief-Chef demnächst noch mehr Führungsleute gehen, wird ACS darüber vermutlich nicht jubeln. Denn mit ihnen ginge auch weiteres Wissen.
Für die Spanier brechen riskante Zeiten an. Sie müssen die Macht in Essen übernehmen, dürfen dabei aber nicht die Unternehmenskultur zerstören, die bei Hochtief binnen Jahrzehnten gewachsen ist. Denn sonst bekommen sie am Ende eine ganz andere Firma, als sie ursprünglich haben wollten.
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FTD.de, 11.04.2011
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