Donnerstag, 14. April 2011

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In 80 Arbeitstagen um die Welt - Extra zur Serie Weblog

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Welt-Reise, Tag 80 - Deutschland

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Wenige Symbole der DDR haben außerhalb der geschützten Ostalgie-Shops überlebt. Eines ist das Berliner Ampelmännchen. Das wurde im Jahr 1961 vom "Medizinischen Dienst des Verkehrswesens der DDR" in die Welt des Arbeiter- und Bauernstaats gesetzt. Sein Vater, der Verkehrspsychologe Karl Peglau, wollte mit dem Ampelmännchen eine möglichst prägnante Figur schaffen. Nach der Wende sollte die gern gesehene Symbolfigur der Ostberliner wie so vieles ganz von der Bildfläche verschwinden. Doch da hatte die Stadtpolitik die Rechnung ohne die Berliner aus Ost und West gemacht. Und so ist das Ampelmännchen heute eines von ganz wenigen Überbleibsel aus jenem anderen Deutschland, das man im Westen auch "Zone" genannt hat.

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Welt-Reise, Tag 79 - Deutschland

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Curry 36, Ecke Mehringdamm, Gneisenaustraße: In Westberlin, genauer gesagt in Kreuzberg, angeblich die angesagteste Adresse, um eine Currywurst standesgemäß runterzuschlingen (in Ostberlin wäre es "Konnopke's Imbiß" in der Schönhauser Allee). Die These lässt sich allerdings auch hier nicht vom Tisch wischen: Diese Wurst benötigt Curry, dringend, weil sie alleine nur schwer zu genießen ist. Und doch. Ein Besuch in Berlin ohne eine Currywurst mit Pommes und Mayo ist ungefähr so wie ein Wien-Wochenende ohne die ebenso anstrengende Verdauung eines Burenhäutls. Mit 1,50 € ist man bereits mit dabei. Wie überhaupt auffällt, dass Berlin immer noch zu einer der günstigsten und dabei auch lebenswertesten Hauptstädten der Welt gezählt werden darf.

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Welt-Reise, Tag 78 - Großbritannien

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Mehr als nur Fassade: Das moderne, mehrstöckige Bürohaus gegenüber vom großen Eingang zur Victoria Station, gleich neben dem Apollo Theatre, trägt viel High-Tech aus Österreich in sich. Es wird als eines der ersten Niedrigenergie-Gebäude in der Londoner City gehandelt. Die Fassade aus Stahl, Aluminium und Glas stammt von der GIG Fassaden GmbH, die ihren Sitz in Attnang-Puchheim hat. Die speziellen Solarzellen-Module, die zwischen den Verbundglasscheiben eingelegt sind, kommen wiederum aus Amstetten, aus dem Werk von Ertex-Solar.

Das Bürohaus mit dem fetzigen Namen "The Peak@Victoria" und dem auffallend geschwungenen Dach ist längst in Funktion. Die Österreicher sind aber auch an anderen Großprojekten dran. "Wir haben derzeit mit dem Royal College of Art in London zu tun, und mit der Media City in Manchester", berichtet Fassadenbauer Anton Winkler. Außerdem sind 85 GIG-Mitarbeiter in den Bau von fünf Gebäuden im olympischen Dorf maßgeblich involviert. In der Kategorie Moderner Fassadenbau gelten die Oberösterreicher als weltweiter Technologieführer. Selbst der Stararchitekt Sir Norman Foster denkt, wenn er wieder einmal eine Aufsehen erregende Fassade plant, öfters an GIG.

"Unsere Technologie steckt unter anderem im Power Tower in Linz drinnen", erklärt der Gentleman nebenan, Dieter Moor von Ertex Solar. Außerdem hat man schon für REWE in Berlin gebaut, und auch die Twin Tower in den Slums der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Moor ist von der Sonnenenergie mehr denn je überzeugt: "Sie macht keinen Lärm, sie raucht nicht, sie stinkt nicht, sie kann auch nicht explodieren." Das Problem sind - immer noch - die wenig attraktiven Einspeistarife. Doch da könnte sich auch in Großbritannien in den nächsten Jahren einiges ändern.

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Welt-Reise, Tag 77 - Großbritannien

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Nike Town an der Ecke Oxford Street, Regent Street - eine Stadt in der Stadt. Nicht nur der größte Laden des US-Sportartikelkonzerns weltweit, inzwischen auch seine mit Abstand wichtigste Adresse. Ein Labor für seine Marketingprofis: Was hier von den Kunden gut angenommen wird, hat Chance, hinaus in die Welt und irgendwann auch einmal nach Österreich zu gelangen. Das Gleiche gilt für die Shop-Ausstattung.

"Die wird zu hundert Prozent in Österreich produziert", betont Roman Fußthaler, der in UK die Firmengruppe Umdasch vertritt. Das Amstettener Unternehmen zählt heute zu den größten Ladenbauern Europas. In London stattet man unter anderem das bekannte Kaufhaus Harrod's entsprechend aus, ebenso die Marken Ralph Lauren, Gant, Mulberry, Esprit sowie Abercrombie & Fitch. Bekannteste Kunden in Österreich: Kastner & Öhler, Intersport Eybl, Blue Tomato.

Die schnellen Beats aus den Lautsprechern, die in Nike Town wie belastete Herzen von schnellen Läufern schlagen, prallen ebenso schnell von den rustikal wirkenden Holzwänden zurück. Der Innenausbau-Ingenieur aus Purgstall bei Scheibbs lächelt. "Das waren früher Fußböden - in Turnsälen im Mostviertel."

Er selbst ist hier am Puls der Sportartikelindustrie. Leitet alle Ideen, welche die Kreativen von Nike an ihn herantragen, an seine Kollegen in Amstetten weiter. Und die schaffen dann binnen kürzester Zeit das scheinbar Unmögliche. Vorgefertigt kommen die Shop-Teile dann nach London, wo sie von den 15 Umdasch-Mitarbeitern - im ständigen Wettrennen mit der Zeit - montiert werden.

Das Kalkül dabei ist sonnenklar: Nike will, darf keine Zeit verlieren. Im Moment wird auch hier die Nachhaltigkeit groß geschrieben. Nach all den Jahren, in denen Sportschuhe als reine Wegwerfprodukte gehandelt wurden. Doch auch die Lauf-Kundschaft ist kritischer geworden. Daher auch das wiederverwertete Holz aus dem Mostviertel.

Das Erfolgsrezept seiner Firma beschreibt Fußthaler so: "Wir arbeiten wie ein gut aufgestelltes Fußballteam. Jeder macht das, was er am Besten kann." Nike Town ist für den Niederösterreicher auch ein Prüfstein: "Wenn wir das hier gut hinbekommen, wenn wir hier alle Baugenehmigungen bekommen, dann trauen wir uns auch zu, so ein Haus in Sankt Pölten zu bauen." Er ist bereits seit zehn Jahren im Geschäft. Ist seither gefordert wie ein Marathonläufer, der zwischendurch öfters zum Sprint ansetzen muss. Mag die Arbeit mit den Profis der Vermarktung noch so spannend sein, genau darin liegt auch die Anstrengung.

Der Rastlose sagt: "Das ist hier ein reines Projektgeschäft. Wir sind getrieben vom Kunden. Definieren uns durch die Qualität in der Zeit." Bisher mit Erfolg: Vor sechs Jahren haben seine Kollegen die erste Abteilung umgebaut. "Inzwischen jede Abteilung zwei Mal." Wie hoch das Tempo in London sein muss, geht aus folgender Beobachtung des Geschäftsführers hervor: "Wenn ich wieder einmal heim nach Purgstall komme, dann habe ich das Gefühl, dass die Welt stehen geblieben ist."

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Welt-Reise, Tag 76 - Großbritannien

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Wer mit British Airways fliegt, landet in London Heathrow, am neuen, hochmodernen Terminal 5. Dort steckt auch einiges an Technologie aus Österreich drinnen: Von der Beleuchtung über Kommunikations- bis hin zu Kontrollsystemen. Gerne hätte man sich bald nach der Landung in London mit Vertretern der österreichischen Firmen getroffen. Doch auf Flughäfen ist heute nichts mehr einfach.

Macht nix. Unweit des Flughafens im Südwesten der Stadt, in Slough, tut sich ein ganz anderer Österreich-Bezug auf. Stolz führt dort der Operation Manager des privaten Müllentsorgers Grundon durch die neue Sortieranlage. Papier, Metall, Plastik, auch Glas: In einer Stunde können hier 25 Tonnen Müll getrennt werden. Die High-Tech-Anlagen mit ihren speziellen Infrarot-Kameras kommen von der Firma BT Wolfgang Binder GmbH aus Gleisdorf in der Steiermark.

Das United Kingdom gilt heute als ein gesättigter Markt. Exporteure benötigen hier einen langen Atem, um Fuß zu fassen. Und ein Produkt, mit dem sie den Hiesigen ebenso wie den Konkurrenzfirmen um Längen voraus sind. Sehr gefragt ist weiterhin Umwelttechnologie aus Österreich.

Manuela Suttnig, die den steirischen Anlagenbauer in Nordeuropa vertritt, erklärt beim Rundgang durch das neue Zauber-Werk, dass hier sieben Sortieranlagen mit dem klingenden Namen Redwave in Betrieb sind. Diese laufen sieben Tage - Woche für Woche.

Hin und weg sind die britischen Geschäftspartner von der Option, dass sie mit den Anlagen aus Österreich auch Glas aussortieren können. Was in Österreich nicht weiter als Besonderheit gilt, bedeutet hier einen enormen Wettbewerbsvorteil: Das getrennte Glas kann der Firma, wenn der Preis passt, zusätzlich Geld bringen, während die Mitbewerber für dessen Entsorgung teuer blechen müssen.

Die junge Umwelttechnikerin aus Bad Kleinkirchheim sitzt viel im Flugzeug. Doch ihr Einsatz macht sich bezahlt: Der Markt benötigt weiterhin Recycling-Anlagen. Die Europäische Union verlangt von ihren Mitgliedsländern, möglichst viele Rohstoffe zur Wiederverwertung aus dem Müll heraus zu holen. Ihre Firma, die sich ursprünglich mit Mischanlagen für die Bauindustrie einen guten Namen gemacht hat, beschäftigt heute 65 Mitarbeiter.

"Der Müll verändert sich", erzählt Manuela Suttnig von einer Sonderform der Soziologie. "Er lebt mit den Menschen." Wer hätte noch vor ein paar Jahren gedacht, dass täglich Millionen leerer Espresso-Kapseln den Müllberg anwachsen lassen? Und wer denkt heute daran, dass diese Kapseln die Entsorger vor neue Aufgaben stellen?

Die nächste Herausforderung für die Verdau-Maschinen ist hingegen vorprogrammiert: In vier Wochen heiratet in London ein Prinz namens William. Und da wird wieder extrem viel Papier an- bzw. abfallen - für die Sonderausgaben der Yellow Press. Auch sie werden dort enden, wo alle enden - in jener Redwave-Maschine, die sie aussortiert und zu Papier-Ballen presst.

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Welt-Reise, Tag 75 - Bosnien und Herzegowina

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Die selbe Sprache, aber doch eine andere Mentalität. Michael Müller weiß, wovon er spricht. Er hat das Giebelkreuz ab Mitte der 1990er-Jahre in Kroatien bekannt gemacht, und seit mehr als elf Jahren leitet er die Geschäfte von Raiffeisen in Bosnien und Herzegowina. Es gibt wenige österreichische Geschäftsleute in Sarajevo, die in der Region mehr Erfahrung gesammelt haben als er.

"Die Menschen sind hier viel offener und zugänglicher als beispielsweise in Zagreb", erläutert der 50-jährige Banker aus Graz. "Das hat allerdings den Nachteil, dass sie sehr schnell sehr distanzlos werden können." Und auf noch etwas sei unbedingt zu achten: "Man kann hier sehr schnell jemanden beleidigen, ohne dass man das sofort merkt." Ein eigenes interkulturelles Seminar für Österreicher hält Müller allerdings nicht für notwendig. Er zitiert lieber den alten Metternich, der seinerzeit schon davon ausgegangen ist, dass der Balkan am Rennweg beginnt. Noch dazu sei man als Österreicher in Sarajevo gut angeschrieben: "Es herrscht fast eine verklärte Liebe zu unserem Land."

Müller hat an der Universität in Graz Rechtswissenschaften studiert. Nach dem Gerichtsjahr begann er bei der Zentralsparkasse in Wien zu arbeiten. Ein Kulturschock, wie er heute sagt: "Schon am Vormittag hat man sich mit ,Mahlzeit' gegrüßt." Nach einem Jahr wechselte er von der Z zur RZB. Das ist ein wenig vergleichbar mit einem Fußballer, der in Wien von Rapid zur Austria wechselt - vielleicht nicht ganz so lukrativ.

In Sarajevo hat Raiffeisen zur Jahrtausendwende die Market Banka übernommen. Heute ist man mit 90 Filialen, 1650 Mitarbeitern und einem Marktanteil von zwanzig Prozent Marktführer im Land. Kritiker werfen der Bank vor, dass sie ausgerechnet den kleinen Leuten, die auch nach dem Krieg hart ums Überleben kämpfen, zu hohe Kreditraten abverlangt. Der Bankdirektor hat andere Sorgen. Die Wirtschaftskrise hat den Bankensektor in BiH zuletzt ordentlich aufgemischt, seine Bank blieb von der Strukturkrise einigermaßen verschont. Er sagt: "Wir müssen zufrieden sein, obwohl wir es natürlich nicht sind."

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Welt-Reise, Tag 74 - Rumänien/BiH

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Streng genommen ist das eine große Sauerei: Dass ausgerechnet ein Wiener so viel von der Schweinezucht versteht, und dass ausgerechnet ein Wiener sein Wissen auch rumänischen Bauern frei Haus liefert. Martin Prissnitz lacht verschmitzt. Ja, es stimmt, er ist an in Wien-Döbling aufgewachsen, im Bezirk der feinen Leute. Doch er kann alles erklären: "In den Sommerferien haben wir regelmäßig Urlaub auf dem Bauernhof gemacht." Als Stadtkind konnte er sich im oststeirischen Sankt Jakob im Walde nicht nur mit dem Bauernsohn, sondern auch mit der Arbeit im Stall schnell anfreunden.

Gewiss hatten auch seine Eltern eine andere Idee. Doch was blieb ihnen anderes übrig? Sein Wunsch, in der Landwirtschaft zu arbeiten, war am Ende größer als ihre Vorbehalte. Und gut ist es gewesen. Denn wenn der Geschäftsführer von Pig.at über die Schönheit der Schweinezucht zu erzählen beginnt, dann steht außer Zweifel: So viel Leidenschaft wird mit Sicherheit belohnt.

Viele Produkte aus Österreich, auch Österreichs Säue, werden in einer Nische gehandelt. Auch sie werden in kleineren Mengen geliefert, haben ihren Preis, werfen dafür doppelt so viele Ferkel wie die Artgenossen aus Dänemark. Und wenn der Eber einmal nicht springen will (zur Befruchtung antritt), gibt der Pig.at-Mann wertvolle Tipps. Zum Beispiel: "Schweine sind keine Maschinen, man muss ihnen auch ein bisserl Zeit geben, dass sie sich an die neue Umgebung gewöhnen."

Wenn es sein muss, stellt der Vertreter vom nö. Züchterverband die Schweine auch persönlich zu. Mit dem eigenen Anhänger. Dabei betont er, dass bei den Transporten von Österreich nach Rumänien "noch nie ein Tier gestorben ist und auch noch kein einziges verletzt wurde". Wichtig ist ihm auch folgender Hinweis: "Die Rumänen haben genauso viel Angst, von uns über den Tisch gezogen zu werden, wie wir von ihnen." Prissnitz spricht inzwischen gut Rumänisch, und die Bauern haben zu ihm Vertrauen: "Es ist schön, wenn man sein Wissen weitergeben kann."

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Welt-Reise, Tag 73 - Rumänien

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Putzfrauen für den Osten! Der Herr Kommerzialrat schaut heute wieder einmal in Bukarest nach dem Rechten. Er betont auch dort, dass er sich seit vielen Jahren bemüht, das ramponierte Image des Reinigungsgewerbes aufzupolieren. Dass er dafür auch schon die eine oder andere Auszeichnung bekommen hat.

Jahrzehntelang waren die Putzfrauen in Österreich in ein Schmuddeleck gedrängt. Zwar machten Betriebsräte und Gewerkschafter immer wieder darauf aufmerksam, wie schlecht die Frauen bezahlt wurden und unter welchen Bedingungen sie arbeiten mussten, doch das hat nur Wenige interessiert.

Kurt Wagner, der Kommerzialrat, hat einen Termin in der Petrom City, welche für die OMV in Bukarest gebaut wurde. Seine Putzbrigade ist auch hier im Einsatz. Seine Firma, die Reiwag-Gruppe macht heute nicht nur in Österreich einen Reibach. Im Moment ist sie in sechs Ländern in Mittel- und Osteuropa vertreten, beschäftigt 2600 Facility-Mitarbeiter, davon 507 in Rumänien.

Das Motto in seiner Firma lautet: Putzfrauen aus dem Osten - für den Osten. Wagner wird nicht müde zu betonen, dass man alle Mitarbeiter fair bezahlen und behandeln muss. Sein Geschäftsführer in Bukarest drückt dann allerdings lange herum. Bis er zugibt, dass die rumänischen Putzfrauen gerade einmal 150 € verdienen. Fair? Im Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern dürfen die Reiwag-Frauen mit einem ordentlichen Arbeitsvertrag, einer Krankenversicherung, einer eigenen Uniform, Aufstiegsmöglichkeiten und mit Gesundheit schonenden Putzmitteln rechnen.

Die Reiwag-Gruppe räumt den Markt in Rumänien derzeit ordentlich auf. Sie wird hier vor allem von ausländischen Firmen gebucht. Man bietet seine Dienstleistungen inzwischen in sechzig Gebäuden, unter anderem für die Erste Bank und für die Immo Finanz.

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Welt-Reise, Tag 72 - Russland

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Der eine hat einen Kropf, und der andere ist halt ein Burgenlandler. Humor ist auch ein Ventil, um seine gegenseitige Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. So ist erklärbar, warum der Burgenländer Christian Gabriel seinen netten Kollegen, den Steirer Anton Tischler, mit Hingabe auf die Schaufel nimmt, und warum der Kollege im nächsten Moment die Retourkutsche fährt.

Die Beiden haben gut lachen. Ihre Firma, Unger Stahl, ist auch in Russland exzellent unterwegs. Es ist bereits das neunte Autohaus, das der Leibnitzer Tischler hier plant. Es ist das größte in Europa. Der 58-jährige Bauingenieur sagt: "Die Russen bauen sich keine Autohäuser, die Russen bauen sich Paläste, mit denen sie sich gegenseitig übertreffen wollen." Ihm soll es recht sein. Je aufwändiger die Architektur und je komplizierter die Technik - umso mehr ist seine langjährige Erfahrung gefragt: "Was wir hier hier bauen, ist durchaus mit einer Hotelanlage zu vergleichen." Tischler ist ein echter Allroundler. Er hat auch schon für den Sultan von Oman in zweijähriger Kleinarbeit den Bau eines Segelschiffs aus Holz gemanagt.

Der Leiter der Unger-Niederlassung in Moskau, Christian Gabriel aus Eisenstadt, darf ebenfalls zufrieden sein. Sein Team verkauft in Russland nicht nur die klassischen Stahlgerüste, sondern übernimmt immer öfter auch die gesamte Bauleitung, inklusive Beratung. Inzwischen arbeiten für Josef Unger, den sie auch den "Stahlkönig von Oberwart" nennen, hundert Menschen alleine in Russland, mehr als die Hälfte sind Monteure. Die Wirtschaftskrise im Land hat man bei Unger so gut wie gar nicht gespürt.

Unglaublich, was die Firma hier schon alles gebaut hat: Neben den Autohäusern von Toyota, Lexus, Porsche, Volvo und Jaguar eine Zementfabrik sowie eine Müllverbrennungsanlage für die Stadt Moskau. Zudem eine Art Aufsatz für eine Skipiste, die sich ein Moskauer Milliardär in seinem Garten bauen ließ. Weil er sich einbildet, dass er in seinem Garten Ski fahren muss. Auf seinen Privatberg hinauf zieht ihn angeblich ein Vorarlberger Doppelmayr-Schlepplift.

Christian Gabriel hat indes in Eisenstadt die Fachhochschule für internationale Beziehungen besucht - mit einem Schwerpunkt auf Osteuropa. Seit vier Jahren arbeitet er für Unger in Moskau, und ist dort mehr als nur zufrieden: Mit den Erfolgen seiner Firma, seinen Mitarbeitern, seinem Chef, der Stimmung im Team, auch mit dem Bauleiter aus der Steiermark, der eigentlich nur einen Fehler haben soll: "Dass er nicht die gleiche Muttersprache spricht wie ich." Auch diese Ansicht beruht naturgemäß auf Gegenseitigkeit.

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Welt-Reise, Tag 71 - Russland

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Weltanschaulich liegen sie ja nicht unbedingt auf einer Linie. In Moskau begegnen sie sich dennoch beinahe auf Augenhöhe: Rudl, das Exportpferd der Österreicher, und Marx-Karli, der alte Bezweifler des Kapitalismus. Heute dient er in erster Linie als Fotomotiv. Heute wissen wir: Die klassenlose Gesellschaft ist eine nette Idee. Eine Utopie. Das schöne Leben können sich in Russland weiterhin nur ganz Wenige leisten. Nirgendwo ist die Klassengesellschaft offensichtlicher als in Moskau: Während auf den Straßen der neuen Hauptstadt der Superreichen unzählige Protzautos kreuzen, sind auf eben diesen in diesem Winter schon 98 Menschen erfroren.

"Und dann ist der Kapitalismus mit dem Arsch voran nach Russland gekommen", poltert der Autor des "Russendisko"-Romans, Vladimir Kaminer, in einem Interview für die "Basler Zeitung". Dem Herrn Karl Marx bleibt da nur mehr seine versteinerte Miene. Unter den 100 reichsten Menschen der Welt befinden sich laut aktueller Forbes-Liste auch 15 Russen. Alleine in Moskau leben 79 Dollar-Milliardäre. Die Zahl der Millionäre ist dementsprechend höher.

So wenig sympathisch das klingen mag, aber die sind für österreichische Exporteure besonders interessant. Überall im Stadtbild Moskaus sind die gelben Werbetafeln der Raiffeisen-Bank präsent. Auch wenn es noch immer ausreichend Österreicher gibt, die ihre Nase in Richtung Osteuropa rümpfen, seit dem Fall des Eisernen Vorhangs hat Österreich hier bestens verdient. Der Reichtum der Republik basiert nicht zuletzt auf den guten Geschäften mit den Nachbarn im Osten.

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Welt-Reise, Tag 70 - Lettland/Russland

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Aufstehen wieder einmal um drei Uhr in der Früh. In einer Stadt, deren Namen man über Nacht vergessen hat. In einem Hotelzimmer, dessen Nummer einem nicht mehr einfallen will. Ohne Frühstück zum Taxi, ohne Esprit auf einem weiteren Flughafen ohne Gesicht. Weltreisen in dieser Form ist nicht Urlaub, sondern hartes Business, das am 70. Arbeitstag dieser Weltumrundung die Reserven anknabbert. Man hat jedenfalls schon einmal mehr gelacht ...

Nette Überraschung beim Check-In auf dem Flughafen in Riga (jetzt hat er's - so heißt die Stadt, der man heute den Rücken kehren muss): Die Air Baltic gewinnt frühzeitig den Preis der "most unfreundlich Fluglinie". Mit frecher Bestimmtheit erklären die Offiziere am Schalter allen Fremden, dass diese eine Extra-Gebühr für das Gepäck zu entrichten haben. Protest zwecklos. Die kühlen Geldnehmer verweisen geschult auf angeblich Kleingedrucktes. Man ist ihnen hilflos ausgeliefert: Zahlen oder nicht mitfliegen - mehr Optionen gibt es nicht. 85 € wechseln wortreich den Besitzer. Dafür dürfen sich die Aufzahler bei der Air Baltic (Member of Star Alliance) nicht einmal den Sitzplatz aussuchen. Von einem Frühstück reden wir gar nicht.

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Welt-Reise, Tag 69 - Lettland

Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Mario Lang Zum Glück ist Hermine Popeller auch in wirtschaftlichen Angelegenheiten bestens informiert. Die österreichische Botschafterin in Riga sprang heute unbürokratisch für ihren geschätzten jungen Kollegen, den Wirtschaftsdelegierten, ein. Der musste aus privaten Gründen kurzfristig nach Österreich fliegen. Die Diplomatin zeigt sich durchaus besorgt. Sie sieht Lettland schon seit mehreren Monaten leiden: "Die Wirtschaftskrise hat dieses Land wirklich sehr hart getroffen."

Nachdem der Staat den Crash der größten lettischen Bank gerade noch abfangen konnte, zahlen wieder einmal die Bürger drauf: "Die meisten Familien mussten Einkommensverluste bis zu dreißig Prozent hinnehmen." Zu Jahresbeginn wurde zudem die Mehrwertsteuer auf 22 Prozent erhöht. Und Popeller wundert sich, wie ruhig und phlegmatisch die Letten jede weitere Hiobsbotschaft zur Kenntnis nehmen. Die Herangehensweise der Leute hier ruft neben Ver- auch Bewunderung hervor: "Es ist in der europäischen Geschichte wohl einzigartig, wie dieses Land versucht, seine Probleme alleine zu lösen."

Österreichische Firmen profitieren im Baltikum indes von ihrem guten Ruf. Ihr Problem ist allerdings, dass die Märkte und auch die finanziellen Möglichkeiten im Vergleich zu Skandinavien deutlich limitiert sind. Interessant sollte in den nächsten Jahren vor allem das Holz-Geschäft werden: Das Holz aus den lettischen Wäldern soll als Baustoff und als Biomasse verwertet werden, Firmen aus Österreich besitzen in diesem Bereich viel Know-how. Österreichischer Wein wird in kleineren Mengen in einer Art Wein-und-Co-Kette in Riga vertrieben.

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Foto vom Autor Digital Workroom Administrator Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt.
Uwe Mauch (Text) und Mario Lang (Bilder) berichten in ihrem täglichen Blog über österreichische Exporteure.






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