Berggruen-Effekt: Karstadts Umsätze fallen
Exklusiv Nach überstandenem Insolvenzverfahren sinkt Karstadts Umsatz im ersten Halbjahr um vier Prozent. Die Zahlen werden teilweise durch die Schließung von Filialen verzerrt. Dennoch steht die Zukunft der Warenhauskette weiterhin auf dem Spiel.Karstadt kommt nicht in Schwung. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres sank der Umsatz nach Unterlagen, die der FTD vorliegen, um knapp vier Prozent auf 1,78 Mrd. Euro. Das Warenhausunternehmen war zum Oktober vergangenen Jahres aus der Insolvenz entlassen worden und sah sich nach der Übernahme durch den Investor Nicolas Berggruen eigentlich im Aufwind.
Zwar ist die Aussagekraft der Zahlen eingeschränkt, weil die Schließung von 13 Filialen dort offenbar nicht herausgerechnet ist. Dennoch erweist sich der sogenannte Berggruen-Effekt als weniger stark als von vielen erhofft. Unternehmenschef Andrew Jennings, der seit Monaten an neuen Konzepten bastelt, muss bis Oktober 2012 Einnahmen und Erträge deutlich steigern, um Karstadts Zukunft zu sichern. Dann enden befristete Lohnzugeständnisse der Arbeitnehmer, die dem Unternehmen Luft für Investitionen verschaffen.
Ein Karstadt-Sprecher sagte am Dienstag, die Entwicklung des Unternehmens entspreche der Planung. Unternehmenskreise präzisierten, dass Umsatz und Ertrag wie erwartet und der Bargeldbestand besser als erwartet seien. Die Zahlen zeigen aber, wie stark die Rückgänge dennoch ausfielen, auch im wichtigen Weihnachtsgeschäft.
So sank der Umsatz im Dezember um 3,8 Prozent, im Oktober um 5,3 Prozent. Das Rekordminus des März von 12,8 Prozent beruht auf verzerrten Zahlen, weil die Osterumsätze dieses Jahr später anfallen und damit im April verbucht werden. Die Entwicklung ist jedoch ernüchternd, da bereits die Vorjahreszahlen wegen Zurückhaltung der Kunden in der Insolvenzphase bereits schlecht waren.
In den vergangenen Wochen hatte sich Unruhe im Unternehmen breitgemacht, die im Rücktritt des erst vor einem halben Jahr angetretenen Aufsichtsratschefs Alain Caparros vor zehn Tagen kulminierte. Der hoch geachtete Chef des Einzelhändlers Rewe warf Berggruen vor, aktionistisch zu handeln, ohne ein Zukunftskonzept zu haben. Berggruen hatte angekündigt, Karstadt in drei Gesellschaften für Sporthäuser, Premiumgeschäfte und den großen Rest aufzuteilen.
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FTD.de, 20.04.2011
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