Montag, 2. Mai 2011

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Homöopathie: Der Blick auf das Ganze

Ihre Wirkung ist umstritten. Weshalb Univ.-Prof. Michael Frass trotzdem auf Globuli setzt, erzählt der AKH-Mediziner im Interview.

Letztes Update am 27.03.2011, 17:30

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Homöopathie Internist Frass: "Wir Homöopathen wissen, dass die Arznei wirkt. Das zeigen auch Studien."
Wirken die weißen Kügelchen tatsächlich oder ist alles nur Humbug? Die Gräben zwischen Homöopathie-Befürwortern und -Gegnern sind unüberbrückbar. Anlässlich der am Montag startenden "Woche der Homöopathie" stellt sich Univ.-Prof. Michael Frass den KURIER-Fragen. Der Internist leitet im Wiener AKH die Homöopathische Spezialambulanz für maligne (bösartige, Anm.) Erkrankungen.


Michael Frass, Internist Michael FrassKURIER: Warum ist Homöopathie so umstritten?
Michael Frass: In der Homöopathie behandeln wir nicht bestimmte Krankheiten , sondern den g anzen Menschen. Wir glauben, dass das dem Individuum gerechter wird. Aber es ist natürlich auch komplizierter. Ich bin zudem in der konventionellen Medizin - diese Bezeichnung ist mir lieber als Schulmedizin - ausgebildet. Dort verlassen wir uns aus meiner Sicht manchmal zu sehr auf messbare, quantitative Parameter.

Wäre da nicht ein Miteinander der beste Weg?
Natürlich. Ich habe kein Problem damit, beides zu kombinieren. Man muss immer schauen, was bei dem jeweiligen Patienten gerade angebracht ist. So können etwa negative Begleiterscheinungen von Chemotherapien mit Homöopathie gut ausgeglichen werden.

Globuli sind nur Placebo, sagen Kritiker.
Es leugnet niemand, dass Homöopathie wirkt. Wir Homöopathen wissen, dass die Arznei wirkt. Das zeigen Studien. Die Gegner meinen, der Effekt beruhe rein auf der Scheinwirkung und der ärztlichen Zuwendung. Dann müsste aber die gesamte moderne Medizin hinterfragt werden. Denn wenn das Placebo wirkt, muss man einwenden, wozu dann überhaupt Medikamente nötig sind. Und dass allein der Faktor Zeit heilt -, da würde ich erwarten, dass etwa Psychotherapeuten noch mehr Erfolge als bisher hätten. Der Kontakt ist dort wesentlich intensiver. Auch das Zufalls-Argument wird oft genannt. Gemeint ist, dass die Arznei zufällig zum Krankheitshöhepunkt gegeben wurde und deshalb eine Besserung eintrat. Ich frage mich, weshalb wir dann überhaupt behandeln, wenn eh alles von selbst besser wird.

Frauen stehen der Homöopathie offener gegenüber als Männer. Warum?
Ich glaube, Frauen haben mehr Hausverstand und denken oft ganzheitlicher als Männer, die vieles eher analytisch betrachten. Viele Mütter lassen ihre Kinder homöopathisch behandeln. Sie merken, dass sich auch das Verhalten des Kindes verändert. Das ist ein Zeichen dafür, dass der ganze Mensch behandelt wird.


Pro und kontra Globuli

Homöopathie Aktion von Homöopathie-Kritikern in WienDie Befürworter sind überzeugt, dass Homöopathie tatsächlich wirkt. Das wichtigste Prinzip ist, Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen. Auch die Selbstheilungskräfte sollen angeregt werden. Das ganze Individuum wird behandelt, nicht nur ein Symptom. Die Anamnese (Erfassung der Krankengeschichte, Anm.) ist sehr ausführlich, um das richtige Mittel für genau diesen Patienten zu finden. Die Arznei kann bei der gleichen Erkrankung unterschiedlich sein. Nach dem Homöopathiebegründer Samuel Hahnemann (1755-1853) verstärkt sich die Wirkung durch Verdünnung einer Substanz (Potenzierung).

Die Kritiker halten Homöopathie für wirkungslose Geschäftemacherei. Die verdünnten Substanzen enthalten keinen Wirkstoff, weshalb homöopathische Arzneien Scheinmedikamente sind. Ihre vermeintliche Wirkung beruht auf dem Glauben der Patienten, deren positiver Erwartungshaltung und der Zuwendung des Arztes, der sich Zeit für sie nimmt und zuhört. Viele Beschwerden und Krankheiten verschwinden von selbst, auch ohne Behandlung. Bessert sich der Zustand durch homöopathische Mittel, hat dies nichts mit dem Arzneimittel zu tun, sondern vielmehr mit dem Zeitpunkt der Einnahme.

Woche der Homöopathie

Vorträge Jedes zweite Jahr veranstaltet die "Österreichische Gesellschaft für Homöopathische Medizin" die "Woche der Homöopathie". Experten halten in Wien, NÖ, OÖ, Steiermark und Kärnten kostenlose Vorträge zu einem Schwerpunktthema. Heuer widmen sie sich der Frauengesundheit. Probleme
wie Prämenstruelles Syndrom, Wechselbeschwerden, Harnwegsinfekte können homöopathisch gut behandelt werden.

Geburtsvorbereitung Auch für Schwangerschaft und Geburt gibt es viele unterstützende Arzneien. Sie werden gern genutzt, da sie frei von Nebenwirkungen sind und so besonders sanft und schonend Babys helfen.

INFO
Das genaue Programm und die Veranstaltungsorte sind im Internet unter www.homoeopathie.at und unter 01/526 75 75 abrufbar.

Letztes Update am 27.03.2011, 17:30

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Artikel vom 27.03.2011 16:00 | KURIER | Ingrif Teufl | « zurück zu Gesundheit


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