U-Bahn-Kameras: Fluch und Segen
Die Kriminalität in der U-Bahn sinkt. Die intensivere Videoüberwachung sorgt aber für immer mehr Horror-Schlagzeilen.
Letztes Update am 08.05.2011, 16:51
Auch die Zugänge zur U-Bahn sind bereits bestens überwacht.
Pärchen als Serienräuber in der U-Bahn oder Sex-Gangster in der U-Bahn. So lauten seit Wochen die Schlagzeilen am Boulevard. An manchen Tagen überschlagen sich die Meldungen über kriminelle Taten im Untergrund.
Auch die permanenten Durchsagen über Lautsprecher in den U-Bahnstationen, die davor warnen, dass man seine Sachen im Auge behalten soll, zeigten zuletzt unter einigen Fahrgästen Wirkung.
"In Rio de Janeiro könnte es nicht schlimmer sein, wenn man das sieht und hört", meinte zuletzt eine Anruferin beim KURIER. Sie will sich sogar einen Pfefferspray zulegen.
Panikmache
Ist Wiens Metro wirklich so unsicher? Der KURIER wollte es genau wissen und begab sich in die U-Bahn auf Lokalaugenschein (siehe auch Frage zum Tag) . Fazit: Der Großteil der Fahrgäste fühlt sich sicher.
Denn Experten sehen weniger die (eigentlich nicht) steigende Kriminalität im Untergrund als die steigende Berichterstattung als möglichen Unsicherheitsfaktor. Ein Auslöser in den vergangenen Monaten ist die steigende Zahl der Überwachungskameras.
"Jeden Tag gibt es Dutzende Überfälle in Wien, ein Mal pro Woche in der U-Bahn und dort gibt es dann ein Foto, das in den Medien veröffentlicht wird", sagt Wiener-Linien-Sprecher Answer Lang. So ergibt sich oft ein schiefes Bild in der Öffentlichkeit. "Dabei ist es in der U-Bahn eigentlich sicherer als überall sonst."
15 Überfälle in drei Monaten
1600 Videokameras in U-Bahnzügen und Stationen liefern täglich Bilder."Die Quantität ist nicht das Problem, aber Einzelfälle stechen heraus", erklärt Christof Hetzmannseder von der kriminalpolizeilichen Abteilung der BPD Wien. Von Jänner bis März etwa gab es in allen öffentlichen Verkehrsmitteln Wiens gerade einmal 15
Überfälle (inklusive Handyraube unter Jugendlichen). Die Taschendiebstähle gingen im Vergleich zum Vorjahr sogar um 16,4 Prozent (auf aktuell 1992 Fälle) zurück. Seit Beginn der Kamera-Aufzeichnungen in Wiens U-Bahn-Zügen hat die Polizei 1500-mal Videoaufzeichnungen von den Wiener Linien angefordert. "Das muss aber nicht bei uns passiert sein. Wenn ein Räuber in der Kärntner Straße etwas erbeutet und dann in die U 1 einsteigt, dann stellen wir die Fotos auch zur Verfügung", erklärt Lang.
Momentan sind etwa 65 Prozent der insgesamt 1600 Kameras im Untergrund "scharf", heißt es. Mehr als 1000 Straftaten konnten damit aufgeklärt werden. Wie weit sich die Kameraüberwachung allerdings direkt auf die Kriminalität auswirkt, weiß niemand. Untersuchungen in Großbritannien haben ergeben, dass es zunächst zur Verdrängung Krimineller auf andere Plätze kommt. Nach einiger Zeit ist die Lage aber wieder genauso wie ohne Kameras. Einzig fix ist jedenfalls nur, dass die Zahl der Berichte über Straftaten in der U-Bahn steigt.
Letztes Update am 08.05.2011, 16:51
Postings (Netiquette)
Um einen Artikel kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Die Registrierung/Anmeldung auf KURIER.at ist kostenlos, ermöglicht Ihnen aber die Nutzung praktischer Funktionen – zum Beispiel:
- Erinnerung an den Beginn Ihrer TV-Lieblingssendungen
- Aktivieren von Merklisten und Suchagenten für immoKURIER
- Posten von Kommentaren
- Teilnahme an Gewinnspielen oder
- Empfang von Newslettern
Kommentare werden geladen...