Pressefotos: Iron Maidens sinnloser Zensurwahn
Journalisten müssen jedes Foto von einem Konzert der Heavy-Metal-Band Iron Maiden dessen Management vorlegen. Doch der Kontrollwahn der Musikbranche läuft ins Leere. Die Fans veröffentlichen eh, was sie wollen.Auf ihren Plattencovern springt ein Zombie herum, in den Songtexten geht es um historische Schlachten, in der Musik um messerscharfe Gitarrenriffs. Iron Maiden sind die Helden des Heavy Metal. Seit 36 Jahren zelebriert die britische Band alle gängigen Klischees, die man mit dem Genre verbindet: lange Haare, breitbeinige Rockerposen und martialische Bühnenshows mit aufwendigen Licht- und Pyroeffekten. Iron Maiden lässt kaum etwas unversucht, um die Bedürfnisse der konservativen Metalszene zu befriedigen.
So kompromisslos die Musiker ihren Rockerstatus pflegen, so hart greifen sie auch im Umgang mit den Medien durch. Fotografen, die auf den Konzerten der anstehenden Deutschland-Tournee Bilder machen wollen, dürfen nur während der ersten drei Lieder knipsen. Und: Jedes einzelne Foto muss vom Management der Band abgesegnet werden, bevor es veröffentlicht werden darf.
"Zensur in Reinform!", kritisiert deshalb Michael Konken, Chef des Deutschen Journalisten-Verbands. Die Redaktionen, nicht die Künstler müssten über die Veröffentlichung entscheiden. Das Management solle die Auflagen entschärfen.
Doch dass die Metal-Rocker einlenken, ist nicht zu erwarten. Denn was Iron Maiden verlangen, wollen immer mehr Künstler in der Musikbranche: totale Kontrolle über ihre Vermarktung. "Der Kontrollwahn hat in den vergangenen zehn Jahren extrem zugenommen", sagt Joachim Hentschel, stellvertretender Chefredakteur beim Musikmagazin "Rolling Stone". Die Musiker hätten Angst, dass unschöne Bilder im Internet landen, wo man sie nicht löschen könne. Es sei zwar üblich, dass Journalisten nur am Anfang der Konzerte Fotos machen dürften, "weil die Künstler dann noch nicht so derangiert sind". Dass eine Band so streng ist wie Iron Maiden, sei "eher ungewöhnlich".
Fraglich bleibt, ob die Fotozensur der Gruppe überhaupt irgendetwas nutzt. "Jeder Fan in der ersten Reihe kann mit seinem Handy Fotos machen und per Twitter in die ganze Welt verschicken", sagt Hentschel. Der Musikmanager Thomas Stein sieht das anders: "Die Künstler sind im eigenen Interesse zu schärferen Auflagen gezwungen worden, weil sie verhindern wollen, dass sie mit Momentaufnahmen ins falsche Licht gerückt werden." Sein Beispiel: die Sängerin Amy Winehouse. Wobei Winehouse mit ihren exzessiven Kneipentouren in den vergangenen Jahren reichlich Momente für peinliche Fotos bot.
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Aus der FTD vom 19.05.2011
© 2011 Financial Times Deutschland
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