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11.06.2011

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Ausland
Syrische Flüchtlinge als politisches Problem für die Türkei
Syrische Flüchtlinge auf dem Weg in die Türkei

Kein humanitäres, aber ein politisches Problem

Wegen der schweren Unruhen in ihrem Land flüchten immer mehr Syrer in die benachbarte Türkei. Binnen eines Tages seien 1050 Menschen aufgenommen worden, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Gleichwohl hält die Regierung in Ankara an ihrem freundschaftlichen Verhältnis zu Syriens Präsident Assad fest - noch. Denn sollte die Zahl der Flüchtlinge steigen, dürfte die Türkei vor einem politischen Problem stehen.

Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Seit Anfang der Woche wächst die Zahl der Menschen kontinuierlich, die infolge der Unruhen in der nordwest-syrischen Kleinstadt Dschisr al Schughur in die Türkei kommen. Nach türkischen Medienberichten überquerten allein in der Nacht zu Mittwoch 120 Flüchtlinge die Grenze. Im Laufe des Tages waren es dann noch einmal knapp 50. Und in der vergangenen Nacht kamen weitere hinzu.

Wie hoch mittlerweile ihre genaue Zahl ist, kann man nur schwer sagen. Das Außenministerium in Ankara sprach gestern Mittag von 420 Personen, die in der Türkei um Asyl nachgesucht hätten.

Türkei will die Grenze offen lassen

Syrische Flüchtlinge in einem Flüchtlingscamp in der Stadt Yayladagi Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Flüchtlinge aus Syrien in einem türkischen Hilfslager. ]
Glaubt man der türkischen Regierung, so wird die Grenze allen Syrern weiterhin offenstehen. Denn - so Außenminister Ahmet Davutoglu - die Türkei habe bereits seit Längerem mit dem Problem gerechnet: "Schon als die Unruhen in Syrien begannen hat sich die Türkei auf mögliche Entwicklungen wie eine Flüchtlingswelle eingestellt und sich entsprechend vorbereitet." Gleichzeitig habe man an der Frage gearbeitet, "wie man so einer Entwicklung vorbeugen könnte, das heißt, wie es in Syrien einen friedlichen Übergang zur Demokratie geben kann. Dass sich etwas im Land verändern muss, ist klar", so Davutoglu.

Die fliehenden Syrer bilden die erste Flüchtlingsbewegung in die Türkei seit Beginn der Proteste gegen die Regierung von Baschar al Assad. Bislang ist lediglich die Provinz Hatay um die Großstadt Antakya, direkt am Mittelmeer, betroffen.

Außenminister Davutoglu nimmt Assad weiter in Schutz

Ob sich die Bewegung ausweiten wird, ist zur Stunde offen. Sollten aber die Unruhen kurz hinter der syrisch-türkischen Grenze weitergehen und sollte die Zahl der Flüchtlinge steigen, könnte dies für die türkische Regierung zum Problem werden - weniger zu einem humanitären als zu einem politischen.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu (Foto: REUTERS) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Außenminister Davutoglu: "Eigentlich ist Assad immer noch anders." ]
Denn nach wie vor bezeichnet der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu den Machthaber in Damaskus als Freund und nimmt ihn in Schutz: "Am Anfang der Entwicklungen in Nordafrika und der Region war Baschar al Assad nicht zu vergleichen mit Gaddafi oder Mubarak. Eigentlich ist er immer noch anders: Er ist jung, welterfahren und hat im Westen studiert. Und mehrfach hat er den Wunsch geäußert, Syrien aus der Isolation zu befreien. Aber leider haben Sicherheitsbedenken und die Entstehung einer Gewaltsphäre Assad an einem zügigen Reformprozess gehindert."

Über kurz oder lang könnte sich die türkische Regierung allerdings gezwungen sehen, ihre Pro-Assad-Haltung zu ändern. Denn die Flüchtlinge aus Syrien dürften ihren Gastgebern durchaus mitteilen, dass das System in Damaskus weitaus repressiver ist, als es die poltische Führung in Ankara wahrhaben will.

Stand: 09.06.2011 06:03 Uhr
 

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