Niedergang eines Weltmarktführers: Nokias Abstieg nimmt kein Ende
Hiobsbotschaften sind die Finnen gewohnt. Nun erwischt es den Konzern innerhalb weniger Stunden gleich drei Mal knüppeldick: Eine Ratingagentur stuft die Kreditwürdigkeit herab, der Technikchef geht, und ein Chiplieferant nennt Nokia als Hauptursache für sein schleppendes Geschäft.Die schlechten Nachrichten bei Nokia reißen nicht ab: Nur wenige Tage nach einer üppigen Gewinnwarnung stufte am Donnerstag die Ratingagentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit des Handyherstellers herunter - von "A-" auf "BBB+". Am Dienstag hatte bereits Fitch das Nokia-Rating gesenkt. Zudem gab Nokia bekannt, Technikchef Richard Green habe sich auf unbestimmte Zeit beurlauben lassen.
Damit dünnt sich die Managementriege, die Nokia aus der Krise führen soll, nochmals aus. Die Anleger sind schlechte Nachrichten inzwischen gewohnt: Die Aktie schloss unverändert bei 4,29 Euro. Der niedrige Börsenwert schürt jedoch Übernahmegerüchte. Konzernchef Steven Elop sah sich am Donnerstag dazu genötigt, persönlich Spekulationen zu dementieren, wonach der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung sich die Finnen einverleiben wolle. Vor Kurzem war bereits ein Kauf durch Softwarepartner Microsoft kolportiert worden.
Die einst unbestrittene Nummer eins auf dem Mobilfunkmarkt hat über Jahre den Trend zu lukrativen Smartphones verschlafen. Elop, der erste Ausländer an der Spitze der finnischen Vorzeigekonzerns, zwingt Nokia nun zu drastischen Schritten, um den Abstieg in die Bedeutungslosigkeit zu verhindern. Im Februar verkündete er eine enge Partnerschaft mit dem US-Konzern Microsoft, dessen Betriebssystem Windows Phone 7 künftig auf Nokias Smartphones laufen wird.
So soll der Konzern den technischen Rückstand zu Apples iPhone und Modellen mit Googles Betriebssystem Android aufholen. Die eigene, veraltete Software Symbian lagerte Nokia im April an den IT-Dienstleister Accenture aus. Erste Modelle mit Microsofts Plattform kommen frühestens Ende des Jahres auf den Markt - eine lange Zeit in der schnelllebigen Smartphone-Branche. Auch ist völlig unklar, ob Nokias Kunden das neue Betriebssystem annehmen werden.
Seit Elop den Mitarbeitern im Februar in einem Brandbrief Nokias dramatisch schlechte Lage vor Augen geführt hatte, hat sich der Wert des Unternehmens auf 17 Mrd. Euro halbiert. Trotz des niedrigen Preises bezweifeln Analysten, dass das Unternehmen ein attraktives Übernahmeziel darstellt. Samsung und Microsoft verfügen zwar über die finanziellen Mittel - allein die Südkoreaner haben Barreserven in Höhe von 14,2 Mrd. Euro.
Einen ausreichenden Mehrwert habe Nokia jedoch für keinen der beiden Konzerne, sagte Pete Cunningham, Analyst beim IT-Marktforscher Canalys. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen Banker mit dem Worten: "Es wäre, als spränge man ohne Rettungsweste 500 Fuß tief ins Meer. Niemand steuert die Strategie, die meisten Topmanager sind weg." Unter anderem verließ nach Elops Ernennung Anssi Vanjoki, Chef der Sparte Smartphones und Internetdienste, den Konzern.
Auch Technikchef Green komme nicht wieder, schreibt die finnische Zeitung "Sanomat". Grund für seine Auszeit seien nicht - wie von Nokia mitgeteilt - persönliche Gründe, sondern Differenzen über die strategische Ausrichtung des Konzerns. Green habe sich vor allem darüber geärgert, dass Nokia das Betriebssystem Meego nicht weiterentwickelt.
Teil 2: Langes Warten auf Windows Phone 7
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FTD.de, 10.06.2011
© 2011 Financial Times Deutschland
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