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Merken   Drucken   19.04.2011, 17:10 Schriftgröße: AAA

   

Portfolio: Erste Hilfe für Aussteiger aus geschlossenen Fonds

Wer vorzeitig aus einem geschlossenen Fonds aussteigen will, hat es schwer. Wie viel ist die Beteiligung wert? Zweitmarktanbieter wollen mehr Transparenz beim Handel mit geschlossenen Fonds schaffen. von Richard Haimann
Immer mehr Anteilseigner geschlossener Fonds suchen vorzeitig den Ausstieg aus ihrer unternehmerischen Beteiligung. "Vor allem finanzielle Engpässe führen dazu, dass viele Anleger vor Auflösung ihres Fonds aussteigen wollen", sagt Alex Gadeberg, Vorstand der Fondsbörse Deutschland, der Zweitmarkthandelsplattform der Börsen Hamburg, Hannover und München.
Zudem wollten Erben oft ihnen vermachte Anteile rasch versilbern. Bei der Fondsbörse Deutschland wechselten deshalb vergangenes Jahr Anteile im Nominalwert von 162,5 Mio. Euro den Besitzer - nach nur 84 Mio. Euro im Vorjahr.
Allerdings ist es für Käufer und Verkäufer der Fonds schwierig, den marktgerechten Wert der Anteile zu ermitteln. Um Transparenz zu schaffen, unterhalten die Fondsbörse Deutschland und die Zweitmarktplattform Deutsche Sekundärmarkt (DSM) deshalb eigene Researchabteilungen. Die Deutsche Zweitmarkt, ein weiterer Wettbewerber, lässt die Prognosen vom Dienstleister Deutsche Fondsresearch erstellen.
"Bei der Wertermittlung geht es vor allem um die Frage, welche Ausschüttungen ein Fonds voraussichtlich in Zukunft leisten wird", erläutert Gadeberg. Deshalb würden die Analysten künftige Kosten für Bankkredite und Instandhaltungen berücksichtigen. Zudem werde der voraussichtliche Verkaufserlös der Immobilien und Schiffe zum Zeitpunkt der Fondsauflösung prognostiziert.
Einige Parameter sind relativ leicht zu bestimmen: "Die voraussichtlichen Einnahmen bei einem Immobilienfonds lassen sich anhand der Restlaufzeit des Mietvertrags und der Bonität des Mieters prognostizieren", erläutert Gadeberg.
Bei Schiffsfonds hingegen "muss die Entwicklung des Welthandels ebenso berücksichtigt werden wie das Verhältnis von anstehenden Verschrottungen und Neubauten", sagt Deutsche-Zweitmarkt-Vorstand Björn Meschkat. Schwierig sind Aussagen zum späteren Verkaufserlös. Sowohl das maritime Handelsgeschehen als auch die Immobilienmärkte unterliegen zyklischen Schwankungen. Deshalb geben die Zweitmarktanbieter für den fairen Marktwert nur breite Spannen von rund zehn Prozentpunkten in Relation zum ursprünglichen Emissionspreis an. Meschkat: "Wir würden nicht sagen, ein Fondsanteil ist 75 Prozent des Ausgabepreises wert, sondern in diesem Fall die Spanne mit 70 bis 80 Prozent des Ursprungspreises beziffern."
Für Peter Lischke, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Berlin, sind diese Spannen "zu vage": "Anleger wissen so nicht, ob sie zu viel für einen Anteil zahlen oder beim Verkauf zu wenig Geld erhalten." Zudem haben Verkäufer keine Garantie, dass sie einen Preis innerhalb der Spanne erhalten. Denn anders als an Aktienbörsen gibt es beim Handel mit geschlossenen Fonds keinen Broker, der Anteile zu einem gestellten Kurs aufkauft. "Ein Handel kommt nur zustande, wenn sich Käufer und Verkäufer einig sind", so eine DSM-Sprecherin.
  • FTD.de, 19.04.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland
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