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Merken   Drucken   12.08.2011, 10:00 Schriftgröße: AAA

Niedrige Erwerbslosenquote: Glückliche deutsche Jugendliche

Leitartikel An diesem Freitag ist der Internationale Tag der Jugend. Einer dieser unzähligen Aktionstage der Vereinten Nationen, die niemand wirklich interessieren.
Motto in diesem Jahr: "Verändere die Welt." Das hat angesichts der Krawalle in Großbritannien plötzlich einen sehr bizarren Klang. Die Jugend dort verändert ja gerade die Welt - nur nicht so, wie wir uns das wünschen.
Wer nach den Ursachen dieser überbordenden Frustration vieler junger Menschen in Europa sucht - und der relativen Ruhe in Deutschland -, sollte sich auch die Zahlen anschauen, die das Statistische Bundesamt in dieser Woche veröffentlicht hat: In Spanien sind 45,7 Prozent der Jugendlichen arbeitslos, in Griechenland zuletzt 38,5 Prozent und in Großbritannien 19,6 Prozent. EU-weit ist jeder fünfte Mensch zwischen 15 und 24 Jahren ohne Arbeit. Deutschland dagegen steht mit 9,1 Prozent Jugendarbeitslosigkeit besser da als noch vor der Finanzkrise - und hat eine der niedrigsten Quoten in Europa.
Das ist natürlich auch der komfortablen Position Deutschlands geschuldet: ein Land, das wie kaum ein anderes in Europa von der weltweiten wirtschaftlichen Erholung profitiert hat, mit Unternehmen, deren Auftragsbücher immer noch prall gefüllt sind und die inzwischen händeringend nach Fachkräften suchen. Ein Land auch, wo nicht drastische Sparprogramme den politischen Handlungsspielraum so stark einschnüren - hier konnte und kann man mit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gelegentliche Spitzen abfedern.
Jenseits dieser naheliegenden Vorteile Deutschlands gibt es zudem aber fundamentale Gründe, warum die Jugendarbeitslosigkeit so unterschiedlich ausfällt. In vielen Ländern mit hoher Quote, wie zum Beispiel in Spanien, stürzen die Jugendlichen - falls sie eine nicht-akademische Laufbahn einschlagen - von der Schule unvermittelt in die Berufswelt. "Learning on the job" nennt sich das dann. Wenn er denn da ist, der Job.
Das System der dualen Berufsausbildung, also die Verbindung von Schule und praktischer Ausbildung, wie es in Deutschland etabliert ist, trägt stärker und nachhaltiger. Deshalb müsste es eigentlich auch für andere europäische Länder attraktiv werden. Kein Land kann es sich auf Dauer leisten, dass sich seine Jugend in eine postindustrielle Reservearmee verwandelt.
In Deutschland gibt es jedenfalls Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs. Deshalb sollte alles dafür getan werden, dass der Austausch erleichtert wird. Und Sprachhindernisse aus dem Weg geräumt werden. Keine Lösung ist es, angesichts horrender Arbeitslosenzahlen mal kurz - wie gerade in Spanien geschehen - die Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus einem anderen (noch ärmeren) EU-Mitgliedsland zu kassieren.
  • Aus der FTD vom 12.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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Kommentare
  • 14.08.2011 19:10:54 Uhr   Schorsch44: Globalisierung

    Sie haben da etwas aussenvor gelassen:
    Seit dem Lobgesang auf die sog. Globalisierung sieht es überhaupt nicht mehr gut aus für den Faktor Arbeit.
    Viel wichtiger wurde der 'yield' ! Die Gewinnmarge ist allein ausschlaggebend.
    Die muss her. Auf Deivel komm raus.
    Daher haben wir in der Vergangenheit (letzten 15 Jahre) öfter solche masslosen und zynischen News gelesen über Massenentlassungen in Grossbetrieben von 5000, 8000, 12000 Arbeitnehmern. Und das wurde dann noch obendrein an der Börse von den Heuschrecken entsprechend gefeiert. Da gingen sogar Feuerwerkskörper hoch.
    Und das rächt sich nun; Nordafrika hat den Anfang gemacht, London war nur der zweite Teil. M.E. ist jetzt die iberische Halbinsel dran (Lloret de Mar war nur ein erster Hinweis).
    Das dümmste allerdings ist dass diejenigen die hierfür verantwortlich zeichnen sich steckum aus der Affäre ziehen wollen und wenn es dann eng wird gleich nach dem Staat rufen.

  • 14.08.2011 01:42:24 Uhr   Schorsch44: Globalisierung
  • 13.08.2011 10:59:28 Uhr   Llarian: Re.: Unsinn!
  • 12.08.2011 13:10:20 Uhr   Molly: Unsinn!
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