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Merken   Drucken   16.08.2011, 13:25 Schriftgröße: AAA

Wachstum: Europa hat jetzt auch noch ein Konjunkturproblem

Kommentar Lange hat sich die deutsche Wirtschaft resistent gegenüber den globalen Risiken gezeigt. Das ist offenkundig vorbei. Wenn die Angst der Märkte die Unternehmen erfasst, droht eine fatale Abwärtsspirale. von Mathias Ohanian
Die deutsche Wirtschaft ist im Frühjahr kaum gewachsen. Das vom Statistischen Bundesamt gemeldete Plus von 0,1 Prozent fällt enttäuschend und unter den Erwartungen aus, die schon schwach waren. Beunruhigender jedoch ist, dass viele der globalen Störfaktoren sich jetzt in der Realwirtschaft bemerkbar machen. Und dass die deutschen Verbraucher trotz steigender Beschäftigung im zweiten Quartal weniger konsumierten, trägt nicht zur Hoffnung bei, dass die Binnenkonjunktur eine globale Abschwächung in den kommenden Monaten adäquat abfedern könnte.
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Ein schmales gesamtwirtschaftliches Plus im zweiten Quartal war von Ökonomen prognostiziert worden. Zu stark hatte die Produktion am Bau dank der guten Witterung zum Jahresbeginn zugelegt. Ohne diesen Effekt wäre die deutsche Wirtschaftsleistung laut der Commerzbank im zweiten Quartal noch um 0,4 Prozent gewachsen. Doch das ist bereits Geschichte.
Größere Sorgen bereitet, dass die weltweiten Störfeuer erst jüngst Unternehmen und Haushalte belasten. Über Nacht hat sich die Krise gewandelt: Die Finanzmärkte haben nicht mehr Angst vor einer Staatspleite, sondern vor einer globalen Rezession.
Diesen Stimmungsumschwung der Anleger braucht man nicht verstehen - er ist auch kaum nachvollziehbar. Aber er ist gefährlich. Die verunsicherten Märkte schaffen so eine neue Realität. Der Angstfunke springt auf die Realwirtschaft über: Unternehmen stellen Investitionen zurück, Konsumenten schieben größere Anschaffungen auf.
Bestes Beispiel für die neu geschaffene Wirklichkeit sind Zahlen aus den USA vom vergangenen Freitag: Einerseits legte der Einzelhandel dort kräftig zu - fundamental scheint also alles halb so wild. Doch die Börsenabstürze trugen dazu bei, dass mit dem Verbrauchervertrauen der Uni Michigan ein wichtiger Stimmungsindikator auf den niedrigsten Stand seit über 30 Jahren fiel.
Sinken in den kommenden Wochen weitere Frühindikatoren, ist Vorsicht geboten. Eine starke Abschwächung der Weltkonjunktur würde besonders die deutsche exportorientierte Wirtschaft treffen. Das gilt umso mehr, als dass die heutige Mitteilung der Bundesstatistiker zeigt, dass der private Verbrauch den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal gebremst hat.
Konsumwunder: Fehlanzeige. Und dies trotz des kräftigen Aufschwungs am Arbeitsmarkt und steigender Löhne - und entgegen der Prognose vieler Fachleute. Bleibt die Hoffnung, dass das nur ein einmaliger Ausrutscher war. Zieht sich der Käuferstreik jedoch bis in diese Sommermonate hinein und greift die Finanzkrise tatsächlich umfassend auf die Wirtschaft über, müssten deutsche Ökonomen zu ihren Stiften greifen und neu rechnen. Erstmals seit der Finanzkrise werden sie dann ihre Prognosen wohl nach unten revidieren.
  • FTD.de, 16.08.2011
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Kommentare
  • 17.08.2011 08:12:30 Uhr   JayJay: Schließe mich an

    Kann dem Kommentar von @mcmaier nur zustimmen. Eins ist auch gewiss, es wird alles noch viel härter werden, für den deutschen Michl. Der Melkkuh der EU.

  • 16.08.2011 21:28:14 Uhr   Nils: Sparpolitik und unausgeglichener Handel
  • 16.08.2011 21:02:41 Uhr   DrBalthar: Tja dt. Sozial und Wirtschaftspolitik
  • 16.08.2011 20:53:03 Uhr   Kemal Müller-Kaiser: Lügendetektor entlarvt alles
  • 16.08.2011 15:57:35 Uhr   mcmaier: Europa hat jetzt auch noch ein Konjunkturprob...
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