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Merken   Drucken   05.08.2011, 10:00 Schriftgröße: AAA

   

DAS ZWEITE QUARTAL: Eine Nummer größer

05.08.2011 - Discovergy: Der erste Schwung Stromzähler muss verkauft werden. Kein Problem für die Discovergy-Gründer. Sie müssen nur noch schnell ein paar Leute einstellen: Die Reportage über das erste Quartal des enable2start-Siegers Discovergy. von Claus Hornung
Ganz schön eng hier. Nikolaus Starzacher und Ralf Esser stehen im Keller unter dem Büro, das Esser vor wenigen Wochen im rheinischen Stolberg bezogen hat. Die halbrunden Decken sind niedrig, der Raum wurde im späten Mittelalter gebaut. Jetzt stapelt sich hier High-Tech aus dem 21. Jahrhundert. Graue Kartons, vollgestopft mit Chips, Prozessoren, Kabelbrücken und Kunststoffgehäusen. Viel mehr passt nicht hinein. Aber irgendwo müssen die Sachen ja hin.
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500 Stromzähler werden die Gründer aus diesen Komponenten zusammenbauen - intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meters. Die nicht wie ihre mechanischen Vorgänger einmal im Jahr abgelesen werden, sondern in Kurven und Graphen konstant anzeigen, wie viel Strom gerade der Fernseher oder die Kühltruhe verbraucht. Solche Smart Meter sind das Geschäft von Starzachers und Essers Unternehmen Discovergy. Sie produzieren eigene Smart Meters. Sie bringen sie bei Kunden an, lesen sie aus und beraten sie beim Wechsel zu günstigeren Stromanbietern.
Hat 500 Stromzähler im Keller: Ralf Esser   Hat 500 Stromzähler im Keller: Ralf Esser
Seit Ende vergangenen Jahres machen sie das. Aber bis zum Frühjahr 2011 haben sie gerade mal 100 Zähler verkauft. Es gab ja noch so viel anderes zu tun. Rahmenverträge mit den 800 deutschen Energieversorgern abschließen, damit Discovergy deren Zähler austauschen darf. Eine Software entwickeln, die diesen Wechselvorgang erleichtert. Mechaniker finden, die die Zähler anbringen können. Und Büroräume in Starzachers Wohnort Heidelberg finden. Und dazu die Möbel. Hier ein bisschen Klein, da ein bisschen Kram.
Und jetzt stehen da auf einmal 500 Zähler im Keller. Die müssen sie loswerden. "Das ist ein ganz schöner Brocken", sagt Starzacher, "aber wir haben es ja so gewollt." Sie wollten es so, weil die Produktionskosten bei dieser Stückzahl deutlich niedriger liegen als bei einer neuen 100er-Auflage. Und weil im April mehrere Immobilienverwalter Interesse gezeigt haben. Jeder einzelne davon wäre ein potenzieller Abnehmer von mehreren hundert Zählern. "Eigentlich wollten wir Geschäftskunden erst später ansprechen", sagt Starzacher.
AUSGABEN, EINNAHMEN, KAPITAL, SCHULDENSTAND
Hier steht die Bilanz von Discovergy für April bis Juni 2011
So gross war das interesse der Immobilienverwalter dann doch nicht. Jedenfalls war es nicht dringend. Bis heute sind die Gründer über den Verhandlungsstatus nicht hinauskommen. Macht aber nichts, denn es gibt Alternativen.
Eine davon ist ein Energieberater mit 20 000 gewerblichen Kunden, darunter Supermärkte und Kühlhäuser. "Die geben ihm pauschal den Auftrag: Spar mir Energie ein", sagt Esser, "dafür will er unsere Zähler einsetzen." 50 Stück, um genau zu sein. Das steht in einer Absichtserklärung, die der Berater unterschrieben hat. Darin steht auch: Funktionieren die ersten Zähler ordentlich, ordert er nach, und zwar deutlich mehr.
Weitere 50 Zähler hat ein selbstständiger Vertriebler bestellt. Der beliefert unter anderem Bäckerei-Ketten mit Equipment, die es auf zehn bis 15 Filialen bringen. "Große Ketten haben oft eigene Stromversorger", sagt Esser, "Unternehmen dieser Größenordnung aber benutzen meist die gleichen Stromzähler wie Privatkunden. Da tut sich eine Nische auf."
Für die intelligenten Stromzähler interessieren sich verschiedene ...   Für die intelligenten Stromzähler interessieren sich verschiedene Kundengruppen
Auch die Wissenschaft will Smart Meter. 100 Zähler haben die Gründer im Juli der Universität Karlsruhe verkauft. Die machen eine Studie über "Ambient Assisted Living". Das heißt, sie untersuchen, wie man Wohnungen von älteren Menschen sinnvoll mit Technologie aufrüsten kann. Smart Meter könnten dabei als Warnsystem dienen, sagt Esser: "Geht bei Omi nachts das Licht nicht aus oder morgens die Kaffeemaschine nicht an, weiß man: Da stimmt was nicht. Damit erschließt Discovergy nebenbei eine völlig neue Kundengruppe", sagt Starzacher. "Bislang interessieren sich vor allem junge internetaffine Menschen für uns. So erreichen wir erstmals auch Ältere." Er lächelt zufrieden. "Wenn das so weitergeht, sind wir die 500 Zähler schnell los."
Dafür müssen sie aber dringend ihre Software aufrüsten. Sie brauchen ein System für die Datenverwaltung. Schließlich misst Discovergy im Sekundentakt den Stromverbrauch. "Wenn wir einmal 10 000 Zähler betreiben, kommen bei uns mehr Daten an als bei Twitter oder Facebook", sagt Starzacher.
Sie brauchen ein Kundenmanagement-System, damit sie nicht mehr alle Vertragsdaten von Hand eintippen zu müssen. Und sie müssen die Kundendaten präziser darstellen können. "Da gibt es noch einige Schönheitsfehler", sagt Starzacher. So geht die Verbrauchsskala bislang bis maximal 4000 Watt. Schon jetzt gibt es aber Kunden mit Ausschlägen von bis zu 7000 Watt. Klar, man könnte die Skala einfach vergrößern. "Aber dann würden die Balken bei Kunden mit niedrigem Verbrauche winzig werden", sagt Starzacher, "da müssen wir uns was einfallen lassen."
Discovergy Gründer Nikolaus Starzacher sucht Mitarbeiter   Discovergy Gründer Nikolaus Starzacher sucht Mitarbeiter
Wir - das sind bislang Starzacher und zwei Programmierer, die auf Honorarbasis für Discovergy arbeiten. Aber diese Zahl soll sich erhöhen. Sieben bis acht IT-Spezialisten will Starzacher fest einstellen. "Am besten wäre das schon vor zwei Monaten passiert", sagt er leicht verlegen und fügt schnell hinzu, "aber inzwischen haben wir die ersten Bewerbungsgespräche geführt."
Es gibt halt noch so viel anderes zu tun. Wo wir gerade darüber sprechen: Ein größerer Lagerraum wäre auf Dauer auch nicht schlecht.
  • FTD.de, 05.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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