Dabei steckt in den Plänen der Kanzlerin und des französischen Präsidenten weit mehr Veränderungspotenzial für die Euro-Zone, als viele Beobachter vermuten.
Erstes Beispiel: der Vorschlag einer europäischen Wirtschaftsregierung. Bei aller berechtigten Häme, die man über ein Gremium ausschütten kann, das sich - mit noch völlig diffusen Vorgaben und Kompetenzen - zweimal im Jahr treffen soll, gilt auch: Allein die Tatsache, dass überhaupt einmal der Ausbau der politischen Union auf die Tagesordnung gesetzt wird, ist lobenswert. Es ist tatsächlich nach langer Zeit ein ernsthafter Versuch, einen der Geburtsfehler der Währungsunion zu beheben. Zu hoffen bleibt, dass diese Wirtschaftsregierung mehr wird als eine weitere unverbindliche Austauschrunde über divergierende europäische Interessen.
Zweites Beispiel: der Vorschlag einer Schuldenbremse in allen Euro-Mitgliedsländern, ähnlich dem deutschen Modell. Die einen (vor allem die Kritiker in Frankreich) sehen darin die Umsetzung eines deutschen Spardiktats für die Euro-Zone - ungerecht und selbstherrlich. Die anderen (vor allem die Kritiker in Deutschland) zweifeln, ob am Ende der Verhandlungen und der Ratifizierung durch die Parlamente der Euro-Mitgliedsländer tatsächlich noch so etwas wie eine Bremse übrig bleibt. Was aber bisher nicht so deutlich gesehen wurde: Dieser Vorschlag hat das Potenzial, die Euro-Zonen-Länder auf Kurs zu halten. Und zwar nicht durch die Ahndung einer inzwischen als lässlich angesehenen Sünde wider den Maastricht-Vertrag.