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17.08.2011, 10:35
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Kampf mit Air Berlin:
Die Macht der Lufthansa
© Bild:
2010 Lufthansa
Der deutsche Marktführer verteidigt seinen Status als Branchenprimus auf wichtigen Strecken im Heimatmarkt. Dem Rivalen Air Berlin geht bei den heftigen Preiskämpfen langsam die Puste aus. Eine Analyse.
von Jennifer Lachman Hamburg
Ihren Sieg feiern die Lufthanseaten lieber im Stillen. Nein, zu dem Rückzug des Rivalen
Air Berlin von der lukrativen Strecke zwischen Hamburg und Frankfurt wolle man sich nicht äußern, heißt es, wenn man dieser Tage bei Deutschlands größter Fluggesellschaft nachfragt. Was für ein Wechsel in der Tonalität!
Vor gut zwei Jahren, als der kleinere Wettbewerber ankündigte, der
Lufthansa auf ihrer prestigeträchtigen Monopolstrecke Konkurrenz machen zu wollen, schlug diese noch öffentlich und laut Alarm. Von einem "Frontalangriff" war die Rede: Air Berlin eröffne "einen Kampf, (...) der die Lufthansa-Ergebnisse auf dieser Hub-Zubringerstrecke massiv unter Druck setzen wird", hieß es warnend in der Konzernzeitung. Hamburg-Frankfurt ist nach München-Berlin und München-Hamburg die innerdeutsche Strecke mit den meisten Passagieren - und ist auch deswegen besonders wichtig, weil sie über das größte Lufthansa-Drehkreuz führt.
Passagiere auf den am stärksten frequentierten innerdeutschen Flugstrecken, März 2011
Der martialische Marschaufruf hat gewirkt: Im Oktober räumt Air Berlin das Feld. Bestätigen will das ein Sprecher zwar nicht, aber online werden in den kommenden Wochen nur wenige Verbindungen angeboten, ab November keine mehr. Die Strecke ist dem Sparkurs zum Opfer gefallen: Eine Million Sitze will die schwächelnde Fluglinie streichen, die im vergangenen Quartal bei 1,1 Mrd. Euro Umsatz unter dem Strich knapp 44 Mio. Euro verlor. Welche Strecken noch betroffen sind, wird Air-Berlin-Chef
Joachim Hunold am Donnerstag präsentieren.
Kursinformationen und Charts
Der Rückzug der Berliner ist ein Exempel dafür, wie mächtig die Lufthansa auf ihrem Heimatmarkt noch immer ist - und dass es ihr selbst in Zeiten des freien Wettbewerbs gelingt, auf bestimmten Strecken Rivalen wegzubeißen und sich so Monopole zu sichern. Nur einmal zuvor, und das auch schon Ende der 90er-Jahre, traute sich die deutsche Tochter von
British Airways , DBA - die inzwischen Air Berlin gehört -, auf eine der "Trunk Routes", die der Lufthansa besonders viel Umsatz und Umsteigerpassagiere bringen. Bald aber gaben die Briten entnervt auf und überließen dem Marktführer die Strecke Frankfurt-München: Die Lufthansa senkte die Preise derart, dass es sich für den Rivalen, der mitziehen musste, nicht rechnete. Auch bei Air Berlin heißt es: Die Auslastung zwischen Hamburg und Frankfurt war okay. Der durchschnittliche Erlös: ein Albtraum.
Teil 2: Lufthansa kann bei Vielfliegern punkten
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Aus der FTD vom 17.08.2011
© 2011 Financial Times Deutschland,
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