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Merken   Drucken   22.08.2011, 15:33 Schriftgröße: AAA

Gastbeitrag: Globalisierung ist Goldgrube für Superreiche

Kommentar Von der Globalisierung haben Wohlhabende extrem profitiert. Europa und die USA bräuchten eine neue Wirtschaftsstrategie. Doch die Politiker reagieren völlig falsch - und verschrecken die Märkte. von Jeffrey Sachs, New York
Jeffrey Sachs ist Ökonom und Direktor des Earth Institute an der Columbia-Universität in New York.
Beinahe gleichzeitig ist das Vertrauen der Märkte in die Volkswirtschaften der Euro-Zone und die der USA eingebrochen. Ursache ist eine fehlgeschlagene Wirtschaftsstrategie und ein Versagen der Führung. Regierungen in Europa und Amerika waren nicht in der Lage, mit den Realitäten der weltweiten Kapitalmärkte und der Konkurrenz aus Asien fertig zu werden. Sie tragen die Hauptschuld.
Weder die USA noch Europa haben das Kernproblem richtig diagnostiziert: Beide werden von der Globalisierung bedrängt.
Jeffrey Sachs   Jeffrey Sachs
Arbeitsplätze für ungelernte Fließbandarbeitskräfte und neue Investitionen in die Industrie sind an die internationale Konkurrenz verloren gegangen. Die Beschäftigung in den USA und auch in Europa wurde nur durch den Wohnungsbau gestützt, der durch niedrige Zinsen und Deregulierung angekurbelt wurde - bis die Häuserblase platzte.
Besseres Fachwissen, mehr Exporte und mehr öffentliche Investitionen in Infrastruktur und CO2-arme Energien würden jetzt zu einer Erholung führen. Doch die USA und Europa bewegen sich zwischen ausweglosen konsumorientierten Konjunkturpaketen und Sparmaßnahmen hin und her, ohne jegliche Vision.
Diese Maßnahmen waren nicht nur wirkungslos, sie lassen auch soziale Werte außer Acht. Gute Sozialpolitik bedeutet nicht, hohe Defizite anzuhäufen. Sie erfordert ein völlig anderes Gleichgewicht zwischen Kürzungen der Sozialleistungen und Steuererhöhungen für Reiche.
Die Globalisierung hat sich als Goldgrube für die Superreichen dieser Welt erwiesen. Sie waren in der Lage, in gewinnbringende Projekte aus Schwellenmärkten zu investieren. Parallel schafften sie es, ihre Regierungen davon zu überzeugen, im Namen des Steuerwettbewerbs die Abgaben auf hohe Einkommen zu senken. Steueroasen schossen wie Pilze aus dem Boden - auch wenn die Politiker hin und wieder darauf schimpften. Am Ende litten die Armen doppelt: erst durch die globalen Marktkräfte, dann durch die Fähigkeit der Reichen, ihr Geld überall auf der Welt zu parken.

Teil 2: Ein paar Lösungsvorschläge

  • FTD.de, 22.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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Kommentare
  • 22.08.2011 22:52:12 Uhr   Klarspüler: bunt gewürfelt

    "Exportorientiertes Wachstum ist die zweite Notwendigkeit"
    Wenn alle nur exportieren, wer importiert dann?
    richtig, geht nicht!
    Es ist nur möglich Staaten dazu zu bewegen möglichst so zu wirtschaften, daß eine ausgeglichene Handelsbilanz erreicht wird.
    Was aber unbedingt notwendig ist, ist, das die Politik endlich wieder lernt ihre Richtlinienkompetenz, sowohl in gesellschaftspolitischer als auch in wirtschaftspolitischer Hinsicht wahrzunehmen und sich nicht zum Büttel der sogenannten "Finanzindustrie" machen zu lassen ( der Begriff Industrie impliziert die Entstehung von Gütern, im Bereich der sog.Finanzindustrie sehen wir eher das Gegenteil) .
    Die neurotisch nervösen "Märkte" die allenthalben als Entschuldigung für diese oder jene politische Entscheidung herhalten müssen, wären sehr schnell beruhigt wenn die Politiker dieser Welt sich auf allgemeine klare Regelungen einigen würden, was Banken dürfen und was nicht, womit Geld verdient werden darf und womit nicht, z.B. wegen Daseinsvorsorge oder wegen ethischer Gründe.
    Im Zweifelsfall einfach mal ein bisschen in der Vergangenheit stöbern, und überprüfen ob und in welcher Form die Deregulierungsmassnahmen früherer Regierungen rückgängig gemacht werden müssten.

  • 22.08.2011 21:59:33 Uhr   Autorenname: Wer sind die Gewinner
  • 22.08.2011 17:55:57 Uhr   Robert: Abgeschrieben?
  • 22.08.2011 17:28:30 Uhr   you64-91: Endlich mal eine richtige Analyse
  • 22.08.2011 16:38:24 Uhr   matthias boudik: Stimmt
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