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  FTD-Serie: Neustart der Ökonomie

Von der Krise wurde die Zunft der Wirtschaftswissenschaftler mit wenigen Ausnahmen überrollt. Jetzt spüren einige Theoretiker wieder festeren Boden. Die FTD stellt die neuen Denker von nun an jeden Dienstag vor - in Kooperation mit dem Institute for New Economic Thinking.

Merken   Drucken   20.07.2011, 09:00 Schriftgröße: AAA

Neue Denker (63): David Laibson und der unperfekte Konsument

Amerikas Schuldenfalle: Nur wer anerkennt, dass Konsumenten unperfekte Entscheidungen treffen, kann sie vor Fehlern schützen. Dafür kämpft Harvard- Ökonom David Laibson. von Martin Kaelble, Berlin
Nicht nur Amerikas Regierung, auch seine Bürger haben einen Hang zum Schuldenmachen. Das ist spätestens seit der Finanzkrise bekannt - dank massenhaft vergebener Hypothekenkredite an US-Hausbauer, die sich diese eigentlich nicht leisten konnten.
Banken lockten dabei oft mit Angeboten, bei denen die Zinslast in den ersten Monaten niedrig war, später aber deutlich anstieg - dies blendeten viele aus.
Es folgte das böse Erwachen. Dass Menschen so handeln, bleibt von der traditionellen Wirtschaftslehre aber unberücksichtigt. US-Ökonom David Laibson versucht, das zu ändern.
Die Idee
Die ökonomische Standardlehre geht davon aus, dass Menschen bei ihren wirtschaftlichen Entscheidungen immer auch an morgen denken und ihr Konsumverhalten entsprechend rational über den Zeitablauf verteilen.
David Laibson   David Laibson
Auf Lockangebote von Hypothekenanbietern dürften sie deshalb eigentlich nicht reinfallen. In der Realität kommen solche Verfehlungen aber häufig vor - vom Studenten, der das Lernen für die Klausur immer weiter aufschiebt, bis hin zum Arbeitnehmer, der nicht ans Sparen für die Altersvorsorge denkt. Laibson hat diese Fälle in seiner Forschung gesammelt und daraus eine Theorie entwickelt, um die Wirtschaftslehre näher an die Realität heranzurücken.
Was Praktiker daraus lernen
"Viele Menschen treffen regelmäßig ökonomisch schlechte Entscheidungen", sagt der Harvard-Professor. "Wenn man das anerkennt, kann man viele Probleme recht einfach lösen." Fast schon banal einfach.
So hat Laibson für das Hypothekenproblem nämlich einen denkbar simplen Vorschlag gemacht: Hypothekennehmern müsste grundsätzlich das Recht eingeräumt werden, den Kredit vorzeitig auf einen Schlag zurückzahlen zu können - ohne Strafzahlung.
Die Folge: Wenn die Kreditnehmer nach der Anfangsphase mit niedrigen Zinsen einfach aussteigen können, dürften Banken auf solche Lockangebote aus reinem Eigeninteresse künftig verzichten.

Grenzgänger
Realo David Laibson ist Wirtschaftsprofessor in Harvard. Der 45-Jährige verschmilzt Erkenntnisse aus Ökonomie und Psychologie.
  • FTD.de, 20.07.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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