FTD.de » Wissen » Michael Hudson und die Schatten der Mathematik
  FTD-Serie: Neustart der Ökonomie

Von der Krise wurde die Zunft der Wirtschaftswissenschaftler mit wenigen Ausnahmen überrollt. Jetzt spüren einige Theoretiker wieder festeren Boden. Die FTD stellt die neuen Denker von nun an jeden Dienstag vor - in Kooperation mit dem Institute for New Economic Thinking.

Merken   Drucken   02.08.2011, 10:43 Schriftgröße: AAA

Neue Denker (64): Michael Hudson und die Schatten der Mathematik

Wirtschaftswissenschaften und Mathematik gehören heutzutage untrennbar zusammen. Michael Hudson warnt vor den Gefahren dieser engen Verbindung von Sandra Kaselow, Berlin
Mathematik ist aus der heutigen Wirtschaftslehre nicht mehr wegzudenken. Die Ausbildung moderner Volkswirte fußt auf höherer Mathematik, ökonomische Modelle werden zunehmend als zentrale Instrumente genutzt. Sie ermöglichen es, exakte Antworten auf wirtschaftliche Fragen zu erhalten. Doch der Zwang zur Formalisierung hat auch seine Schattenseiten - warnt Michael Hudson, Wirtschaftsprofessor an der University of Missouri: So würden die Modelle mitunter mehr darauf abzielen, mathematisch perfekt zu sein, als die Realität korrekt abzubilden.
Michael Hudson   Michael Hudson
Die Idee
Die Anwendung der Mathematik habe zu einer Verengung der Sicht geführt, so Hudson. Oft würden vereinfachte Annahmen nur getroffen, um eine eindeutige Lösung zu garantieren. Ein Beispiel sei die Entwicklung von Schuldenwachstum und Wirtschaftswachstum in einer Volkswirtschaft, sagt Hudson: So nehmen Schulden exponentiell zu - sie wachsen also mit der Zeit immer schneller. "In der Politik wird diese Art der Zunahme der Einfachheit halber auch auf Größen wie das Bruttoinlandsprodukt projiziert." Das suggeriert, dass die Schulden nicht über den Kopf wachsen, sondern zurückzahlbar sind. Laut Hudson eine irreführende und falsche Annahme: Denn Wirtschaften wachsen nicht exponentiell sondern in S-Kurven, langfristig also langsamer als die Schulden.
Was Praktiker daraus lernen
Anhand des Beispiels wird das Problem mathematischer Formalisierung deutlich. "Annahmen sollten nicht nur deswegen getroffen werden, weil sie die Berechnungen einfacher machen und schöne Ergebnisse garantieren", betont der Ökonom. Sonst mögen die Resultate zwar in der Theorie stimmen, in der Realität jedoch in die falsche Richtung führen. Ein realistisches Modell müsse Politiker und Investoren vielmehr davor warnen, mehr Schulden aufzubauen, als sie zurückzahlen können, so Hudson.
Wall-Street-Erfahrung
Praktiker Michael Hudson ist Professor an der University of Missouri in Kansas City. Außerdem arbeitet er als Berater an der Wall Street.
  • FTD.de, 02.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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