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Merken   Drucken   27.08.2011, 17:37 Schriftgröße: AAA

Exzenztrischer Diktator: Die Überreste von Gaddafis Macht

Das Anwesen der Familie Gaddafi ist zum Symbol für den Triumph der Rebellen geworden. Von dem Luxus des Herrschers ist nur noch wenig zu sehen. Nur einige Funde verweisen auf die Exzentrik Gaddafis - zum Beispiel ein Album mit Fotos von Condoleezza Rice. von Daniel Etter, Tripolis
Mahmoud Grengo ist mit einer Mission nach Bab al-Azizyia gekommen. Er ist auf der Suche nach einer Waffe. Mahmoud - 50 Jahre alt, ein eher gesetzter Rebell - meint man müsse vorbereitet sein. Auch wenn Gaddafis Ende unausweichlich erscheint gebe es immer noch Getreue seines Regimes, die Widerstand leisten. Eine Waffe muss her. Nicht, dass sie hier knapp wären, aber wie kommt man da dran? "Das ist sehr einfach hier", sagt Mahmoud, man müsse einfach irgendwen fragen, den Taxifahrer zum Beispiel, der mit einem Maschinengewehr über der Schulter an seinem Auto lehnt. Aber der kann Mahmoud gerade nicht weiter helfen.
Vor ein paar Tagen noch, hätte er sich hier bedienen können. Die Lager von Muammar Gaddafis riesigem Wohnkomplex waren voll. In den Straßen Tripolis prahlen Rebellen mit modernsten Maschinengewehren, die sie in Bab al Aziziya geplündert haben. An einem Checkpoint reicht ein Rebell ein Heckler und Koch G36 umher. Es ist das Standardgewehr der Bundeswehr.
Tag der offenen Festung Zu Gast bei Gaddafis
Doch inzwischen haben die Rebellen alles mitgenommen, was irgendwie nützlich erscheint. Zurück geblieben sind zerschnittene Gemälde, zerstörte Möbel, zerschossene Limousinen. Von Gaddafis Zelten sind nur noch die verkohlten Umrisse im Rasen zu sehen.
Bab Al Aziziya war das Zentrum seiner Herrschaft über Libyen. Ein riesiger Wohn- und Verwaltungskomplex im Zentrum Tripolis. Nun ist es zum Symbol seines Niedergangs geworden, zum Symbol für den Triumph der Rebellen.
Neben den niedergebrannten Zelten ist das Haus, in dem Gaddafi Gäste empfangen hat. Es ist ein Monument, dass an den amerikanischen Luftangriff 1986 erinnern sollte. Der Angriff war die Reaktion auf den Terroranschlag auf eine Berliner Diskothek hinter dem Libyen vermutet wurde.
Was folgt auf Gaddafi?

 

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Das Haus wurde dabei zerstört. Gaddafi hat es nie in Stand gesetzt. Es sollte Gästen die von ihm empfunden Grausamkeit der Amerikaner vor Augen führen. In der Eingangshalle sind die Überreste von Bomben und Raketen, die damals angeblich verwendet wurden. Im Chaos auf dem Boden liegt ein Schild auf dem steht, dass die Nato jeden Tag Zivilisten töte.
Vor dem Haus ist eine Statue einer linken Hand, die ein amerikanisches Kampfflugzeug zerdrückt. Rebellen stehen Schlange, um darauf für Fotos zu posieren. Maschinengewehre und die Flagge der libyschen Opposition sind die beliebtesten Requisiten.
Was die Amerikaner 1986 nicht zerstört haben, übernehmen die Rebellen mit konzertiertem Maschinengewehr- und Flugabwehrsalven. Man lehnt sich nicht weit aus dem Fenster, wenn man behauptet, dass in Tripolis momentan mehr Kugeln in Freudenfeiern verschossen werden als in Kämpfen.
Die Paranoia Gaddafis Herrschaft zeigt sich auf dem Weg nach Bab al Aziziya. Die Straße ist auf beiden Seiten mit Blechzäunen blickdicht abgeriegelt. Die Bewohner sollten nicht sehen, wer nach Bab al Aziziya fährt. Gaddafi hat Wohnhäuser zerstören lassen, um den Zaun zu errichten. Jetzt ist er durchlöchert und zerborsten vom Kampf um das Gelände.

Teil 2: Fotoalbum von Condoleezza Rice

  • FTD.de, 27.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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