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Merken   Drucken   28.08.2011, 21:00 Schriftgröße: AAA

Bilanz der Krisenfusionen: Rettung am Zuckerhut

Premium Zukäufe in Lateinamerika halfen der spanischen Bank Santander durch die Krise. Doch nun erlahmt der Expanionsdrang in der Region. von Birgit Jennen, Madrid
Kurz nach der Eskalation der Finanzkrise im Herbst 2008 macht sich Emilio Botín auf den Weg nach São Paulo. Der Chef von Spaniens größtem Geldhaus Santander  ist in Expansionslaune: "Ich habe keinen Zweifel, dass wir die stärkste Bank in Brasilien werden. Brasilien bietet für die kommenden Jahrzehnte die besten Wachstumschancen. Das wappnet uns für eine ungünstige internationale Marktlage."
Gerade erst ist er in Großbritannien auf Einkaufstour gegangen, nun steuert der 76-Jährige sein zweites Wachstumsprojekt in Lateinamerika an. 2009 bringt er einen Teil der Brasilien-Tochter an die Börse, um den Wachstumskurs finanzieren zu können. Ein Jahr später geht er in Mexiko einkaufen und übernimmt von der Bank of America  für 2,5 Mrd. Dollar deren Mexiko-Tochter komplett.
Marktanteile am Kredit- und Leasinggeschäft in Brasilien 2010   Marktanteile am Kredit- und Leasinggeschäft in Brasilien 2010
Sein Ziel, die Nummer eins in Brasilien zu werden, hat Botín zwar nicht erreicht: Santander rangiert heute auf Platz drei der brasilianischen Privatbanken. Aber der Wachstumsplan ging auf. "Es ist dem starken Brasilien-Geschäft zu verdanken, dass Santander die Krise so glimpflich überstanden hat", sagt Konrad Becker, Analyst bei Merck Finck. Die jüngsten Halbjahreszahlen belegen das starke Wachstum in der Region: In Lateinamerika zog der Gewinn um 16 Prozent an. Fast die Hälfte des Gesamtgewinns erwirtschaftet Santander mittlerweile in der Region. Lateinamerika ist damit Santanders große Erfolgsgeschichte.
Schon 2000 hatte Botín Brasilien entdeckt. Damals kaufte Santander für 4,8 Mrd. Dollar die Banco do Estado de São Paulo. 2007 setzten die Spanier die Expansion fort, indem sie sich das Brasiliengeschäft von ABN Amro  einverleibten - das Filetstück. Während die Royal Bank of Scotland  und die belgische Fortis, mit denen Santander das niederländische Haus kaufte und aufteilte, in der Krise Schiffbruch erlitten und wenig Glück mit ihren ABN-Teilen hatten, rettete sich Santander mit ABNs Brasilien-Geschäft.
Doch die Expansion in Lateinamerika gerät ins Stocken. Um das Finanzpolster zu stärken, plante Santander wie schon mit dem Brasilien-Geschäft vor drei Jahren, die Tochter in Argentinien an die Börse zu bringen. Doch wegen anhaltender Turbulenzen an den Märkten wurde der Börsengang vertagt.
"Und auch die Dynamik, mit der Santander noch im vergangenen Jahr auf Shoppingtour gegangen ist, hat in jüngster Zeit deutlich nachgelassen", sagt Becker. Als Käufer trat Santander im ersten Halbjahr 2011 gar nicht mehr auf - stattdessen als Verkäufer: Anfang des Jahres überließ Santander die Versicherungssparte in Lateinamerika für 1,7 Mrd. Dollar dem Rivalen Zurich Financial Services. Und weil auch die Gewinne im zweiten Quartal mit 913 Mio. Dollar gegenüber gut 1 Mrd. Dollar im ersten Quartal nicht mehr so sprudeln, zieht sich Fabio Barbosa Mitte September als Santander-Chef in Brasilien zurück. Botín überlässt nun einem Brasilianer, Celso Clemente Giacometti, die Aufgabe, Santander zur Nummer eins zu machen.
  • Aus der FTD vom 29.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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