Auf dem ersten Höhepunkt des Crashs vor drei Jahren wechselten große Banken über Nacht den Besitzer. Was die Notzusammenschlüsse gebracht haben, zeigt die FTD in einer mehrteiligen Serie.
Premium
Zukäufe in Lateinamerika halfen der spanischen Bank Santander durch die Krise. Doch nun erlahmt der Expanionsdrang in der Region. von Birgit Jennen, Madrid
Kurz nach der Eskalation der Finanzkrise im Herbst 2008 macht sich Emilio Botín auf den Weg nach São Paulo. Der Chef von Spaniens größtem Geldhaus Santander ist in Expansionslaune: "Ich habe keinen Zweifel, dass wir die stärkste Bank in Brasilien werden. Brasilien bietet für die kommenden Jahrzehnte die besten Wachstumschancen. Das wappnet uns für eine ungünstige internationale Marktlage."
Gerade erst ist er in Großbritannien auf Einkaufstour gegangen, nun steuert der 76-Jährige sein zweites Wachstumsprojekt in Lateinamerika an. 2009 bringt er einen Teil der Brasilien-Tochter an die Börse, um den Wachstumskurs finanzieren zu können. Ein Jahr später geht er in Mexiko einkaufen und übernimmt von der Bank of America für 2,5 Mrd. Dollar deren Mexiko-Tochter komplett.
Marktanteile am Kredit- und Leasinggeschäft in Brasilien 2010
Sein Ziel, die Nummer eins in Brasilien zu werden, hat Botín zwar nicht erreicht: Santander rangiert heute auf Platz drei der brasilianischen Privatbanken. Aber der Wachstumsplan ging auf. "Es ist dem starken Brasilien-Geschäft zu verdanken, dass Santander die Krise so glimpflich überstanden hat", sagt Konrad Becker, Analyst bei Merck Finck. Die jüngsten Halbjahreszahlen belegen das starke Wachstum in der Region: In Lateinamerika zog der Gewinn um 16 Prozent an. Fast die Hälfte des Gesamtgewinns erwirtschaftet Santander mittlerweile in der Region. Lateinamerika ist damit Santanders große Erfolgsgeschichte.
Schon 2000 hatte Botín Brasilien entdeckt. Damals kaufte Santander für 4,8 Mrd. Dollar die Banco do Estado de São Paulo. 2007 setzten die Spanier die Expansion fort, indem sie sich das Brasiliengeschäft von ABN Amro einverleibten - das Filetstück. Während die Royal Bank of Scotland und die belgische Fortis, mit denen Santander das niederländische Haus kaufte und aufteilte, in der Krise Schiffbruch erlitten und wenig Glück mit ihren ABN-Teilen hatten, rettete sich Santander mit ABNs Brasilien-Geschäft.
Doch die Expansion in Lateinamerika gerät ins Stocken. Um das Finanzpolster zu stärken, plante Santander wie schon mit dem Brasilien-Geschäft vor drei Jahren, die Tochter in Argentinien an die Börse zu bringen. Doch wegen anhaltender Turbulenzen an den Märkten wurde der Börsengang vertagt.
"Und auch die Dynamik, mit der Santander noch im vergangenen Jahr auf Shoppingtour gegangen ist, hat in jüngster Zeit deutlich nachgelassen", sagt Becker. Als Käufer trat Santander im ersten Halbjahr 2011 gar nicht mehr auf - stattdessen als Verkäufer: Anfang des Jahres überließ Santander die Versicherungssparte in Lateinamerika für 1,7 Mrd. Dollar dem Rivalen Zurich Financial Services. Und weil auch die Gewinne im zweiten Quartal mit 913 Mio. Dollar gegenüber gut 1 Mrd. Dollar im ersten Quartal nicht mehr so sprudeln, zieht sich Fabio Barbosa Mitte September als Santander-Chef in Brasilien zurück. Botín überlässt nun einem Brasilianer, Celso Clemente Giacometti, die Aufgabe, Santander zur Nummer eins zu machen.
Organisation am Arbeitsplatz, Neues zum Arbeitsrecht, Tipps und Tricks für den Büroalltag und Unterhaltsames für die Mittagspause finden Sie hier. mehr
Die wirtschaftspolitische Bedeutung des schwarzen Kontinents nimmt zu. Testen Sie Ihr Afrika-Wissen in Bezug auf Rohöl und Solarenergie, Schnittblumen und Basketball.
Während die scheidenden Partner Volkswagen und Suzuki öffentlich streiten, drängelt sich ein lachender Dritter in die Beziehung: Fiat bietet den Japanern ein neues Bündnis an. mehr
Der Vorstandsvorsitzende des Versicherers Frank Keuper hat angekündigt, seinen 2012 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Sein Nachfolger wird vor einer schwierigen Aufgabe stehen: Er muss das Vertrauen von Belegschaft und Vertrieb gewinnen und gleichzeitig die hohen Anforderungen der französischen Mutter erfüllen mehr
Nur die Unterstützung der US-Investorenlegende hatte den Industriekonzern während der Finanzkrise gerettet. Bei der Rückzahlung der Finanzhilfe muss GE einiges oben drauf legen. mehr
Das starke Engagement der französischen Großbanken Société Générale und Crédit Agricole in Euro-Schuldenstaaten hat Folgen für ihre Bonität. Die Ratingagentur Moody's stuft beide Banken herab - und prüft die Bewertung der BNP Paribas. mehr
Der Metro-Aufsichtsrat braucht Ersatz für Konzernchef Cordes. Doch die Zahl der Interessenten ist begrenzt. Im Rennen sind der Finanzvorstand, ein alter Metro-Mann bei Carrefour - und ein echter Franzose. mehr
Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions
AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!