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24.08.2011, 22:48
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ISS-Versorgung:
Sojus-Fehlstart setzt Russlands Raumfahrt unter Schock
Erster Fehlstart nach 33 Jahren: Eine Sojus-Rakete versagt beim Transport von Versorgungsgütern zur Internationalen Raumstation. Die Folgen sind noch gar nicht abzusehen - zumal die Space Shuttle der Amerikaner gerade aus dem Verkehr gezogen wurden.
von Gerhard Hegmann
"Verstanden. Vielen Dank, dass sie uns so schnell informiert haben", sagte der Kommandant der Internationalen Raumstation ISS, Andrey Borsisenko. Am Mittwoch hat ihn die Bodenstation informiert, dass etwas schiefgelaufen ist: Rund fünf Minuten nach dem Start der sonst extrem zuverlässigen russischen Sojus-Rakete versagte die dritten Stufe.
Bei der unbemannten Mission erreichte die Versorgungskapsel Progress daher nicht in die vorgesehene Umlaufbahn. Sie sollte an diesem Freitag an der ISS andocken und 2,9 Tonnen Versorgungsmaterial für die sechsköpfige russisch-amerikanisch-japanische Besatzung mitbringen: Treibstoff, Wasser, Lebensmittel bis hin zur Post. Das ist jetzt alles verglüht.
Sojus-Start vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan (Archiv)
Die Sojus-Flüge galten bislang als Routinemissionen. Seit 33 Jahren gab es keinen einzigen Fehlstart. Gut 770 Mal in Folge hob eine Rakete dieses Typs seitdem problemlos ab. Mal mit Besatzung in einer Sojus-Kapsel, mal nur mit Nutzlast. Entweder für zivile, wissenschaftliche oder militärische Zwecke. Die Europäer sind bereits stolz, wenn die Ariane 5-Rakete 45 mal in Folge problemlos abhebt.
Der europäische Raketenvermarkter Arianespace hat die Sojus-Rakete mit im Angebot und bietet sie weltweit Kunden an, ihre Satelliten zuverlässig mit einer Sojus ins All zu befördern. Demnächst wäre der US-Kunde Globalstar dran. Das klappte bisher auch sehr gut. Branchenkenner sprechen von insgesamt über 1700 Sojus-Flügen in der Geschichte. Zeitweise hob die Rakete im Wochentakt vom Weltraumbahnhof in Baikonur in Kasachstan ab.
Deshalb ist der Fehlstart einer Sojus-Rakete eine Besonderheit, die Schockwellen in der Branche auslöst. Die Nasa und der Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) , Johann-Dietrich Wörner, beeilten sich aber am Mittwoch zu betonen, dass es wegen des Absturzes der Versorgungskapsel keine Engpässe auf der Raumstation geben wird. Es seien genügend Wasser, Sauerstoff und Nahrung an Bord.
Teil 2: Nasa schickt Space Shuttle in Rente
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FTD.de, 24.08.2011
© 2011 Financial Times Deutschland,
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