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31.08.2011, 13:58
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Weniger Prüfungen:
Führerschein ist bei Jugend out
Immer mehr junge Menschen verzichten auf den Führerschein. Denn das Auto verliert seinen Wert als Statussymbol. Das ist nicht nur für Fahrlehrer schlecht - sondern auch für Autoverkäufer. Es gibt aber auch Gewinner des Trends.
von Jens Tartler Berlin
Der Autoführerschein verliert für junge Leute in Deutschland an Bedeutung. Der Trend ist eindeutig: Von 2007 bis 2010 machten elf Prozent weniger Männer bis 24 Jahre die Pkw-Fahrerlaubnis. Bei den Frauen dieser Altersklasse lag der Rückgang nach den Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes bei zehn Prozent. Die Zahl der Motorradführerscheine sank noch deutlich stärker.
Weniger Führerscheine - das bedeutet auch weniger junge Neuwagenkäufer
Diese Zahlen lassen sich nicht mit dem demografischen Wandel erklären. Die Verkehrswissenschaftler Weert Canzler und Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin schreiben, dass 2008 nur noch 75,5 Prozent der unter 26-Jährigen den Autoführerschein machten. Im Jahr 2000 waren es noch 90,6 Prozent gewesen.
Das schlägt sich nicht nur in den Fahrschulen, sondern auch in den Autohäusern nieder: 2009 waren nur noch sieben Prozent der Neuwagenkäufer unter 30 Jahre alt. 1999 waren es noch 17 Prozent gewesen.
Diese Zahlen spiegeln einen gesellschaftlichen Trend wider: Die Abkehr der jungen Leute von Führerschein und eigenem Pkw hat nicht nur Kostengründe. Das Auto ist - zumindest in den Städten - kein Statussymbol mehr. Teure Smartphones und Tablet-Computer sind vielen Menschen wichtiger als Pferdestärken. Das hat Auswirkungen auf die Autohersteller, aber auch auf die Verkehrspolitik. Die Vernetzung von verschiedenen Verkehrsträgern wird noch wichtiger werden.
Legendäres Auto
Maybach, Daimlers teurer Alptraum
Wissenschaftler Canzler unterscheidet allerdings stark zwischen Stadt und Land: "Auf dem Land ist der Führerschein immer noch die Eintrittskarte in die Freiheit." In der Stadt dagegen gebe es einen entgegengesetzten Trend. Hier sei es auch noch teurer als auf dem Land, den Führerschein zu machen. Diese Kosten konkurrierten mit denen für Mobiltelefon und Internetnutzung. "Da haben sich die Prioritäten verschoben", sagt Canzler. "Für die jungen Leute hat sich das Auto als Statussymbol stark relativiert - außer für Männer mit Migrationshintergrund."
Teil 2: Fahrradfahren ist in Mode
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FTD.de, 31.08.2011
© 2011 Financial Times Deutschland,
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