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Merken   Drucken   31.08.2011, 14:32 Schriftgröße: AAA

Werner Hoyer: Westerwelles illoyalster Mitarbeiter

Staatsminister Werner Hoyer träumt davon, Außenminister Westerwelle zu beerben. Das macht den altgedienten FDP-Außenpolitiker zum Problemfall in den eigenen Reihen. von Joachim Zepelin  Berlin
Werner Hoyer ist beim Botschaftertreffen in seinem Element. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt (AA) moderiert eine Runde mit 60 Diplomaten zur Wirtschafts- und Währungsunion, ein Kernthema für den Mann, der im Kabinett für die Europa-Politik zuständig ist. Wie Teilnehmer berichten, wirkt Hoyer unaufgeregt, fast entspannt.
Was der altgediente FDP-Außenpolitiker vor seinem Publikum verbirgt: Ein Lebenstraum könnte für ihn in Erfüllung gehen. Das berichten die Medien, die ihn als Nachfolger von Außenminister Guido Westerwelle  handeln - falls der in den nächsten Tagen zurücktreten sollte.
Werner Hoyer ist  Staatsminister im Auswärtigen Amt. Noch   Werner Hoyer ist Staatsminister im Auswärtigen Amt. Noch
Niemand in Deutschland will so sehr Außenminister sein, wie der zweimalige Vizeminister, der seinen heutigen Job schon einmal unter Außenminister Klaus Kinkel innehatte. Mitstreiter aus dieser Zeit erinnern sich an den fachkundigen Experten, der auch später als außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion für liberale Kompetenz stand - bis zum FDP-Wahlerfolg 2009, der auch für Hoyer zu einer bitteren Niederlage wurde.
Westerwelle, der ihn 1994 schon als Generalsekretär der Partei abgelöst hatte, machte vom Recht des Vorsitzenden Gebrauch und zog an ihm vorbei auf den Ministerposten im AA. Trotzdem kehrte Hoyer zurück auf seinen alten Posten in der Hoffnung auf Arbeitsteilung: Der Vizekanzler und Außenpolitik-Novize Westerwelle würde sich um Partei, Kabinett und Koalition kümmern, der Staatsminister wollte die Rolle als der eigentliche Außenminister für sich.
Ratgeber in schwierigen Fragen
Anfangs schien der Traum noch Wirklichkeit zu werden. Bei kniffligen Fragen rief der Chef stets: "Werner, komm doch mal." Doch dann fand Westerwelle selbst so viel Gefallen am vornehmen diplomatischen Geschäft, dass Werner immer seltener gefragt wurde. Und seit die Partei Westerwelle auch noch aus dem Parteivorsitz gedrängt hat, gibt es gar keinen Platz mehr für Werner, den Experten.
Vom hoffnungsvollen Hoyer ist nicht viel geblieben. Je deutlicher er seine Lage erkannte, desto frustrierter ging der Staatsminister morgens ins Amt. Auftrieb gab ihm stets nur, wenn Westerwelles Karriere auf der Kippe stand. Dann gab es täglich Presseerklärungen von ihm. Und wenn man ihn nach Nachfolgern für Westerwelle fragte, fielen ihm nur Argumente gegen andere Kandidaten ein. "Offene Illoyalität", so beschreiben Beamte inzwischen das Verhältnis zwischen Chef und Vize. Hoyer gilt als sprunghaft, richtungslos, als einer, der "vor allem mit Beleidigtsein beschäftigt" ist, der alles, was für ihn greifbar ist, an sich zieht, um es liegen zu lassen.
Im Frühjahr hatte Hoyer ein Einsehen und wollte als Botschafter nach Washington fliehen. Auch das hat Westerwelle ihm abgeschlagen, ganz diplomatisch: "Werner, wir brauchen dich doch hier." Doch nach Hoyers Selbstdemontage glauben das nur wenige im Amt. Die Suche nach einer neuen Aufgabe für ihn ist darum längst im Gange. Einige im AA wollen wissen, dass schon ein Platz gefunden ist, in Europa natürlich. Dann hätte er die Chance für einen frischen Start. Im AA dürfte ihm das kaum gelingen.
  • FTD.de, 31.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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