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Merken   Drucken   28.08.2011, 21:06 Schriftgröße: AAA

FTD-Gespräch: Konjunktursorgen lassen Deutsche Bahn kalt

Viele Unternehmen zittern vor der Konjunkturabkühlung, die Bahn ist dagegen gelassen. Logistikvorstand Rausch erwartet mittelfristig weiteres Wachstum - von den Kunden kommen bislang positive Signale.
© Bild: 2011 FTD.de/FTD/Alex Kraus
Exklusiv Viele Unternehmen zittern vor der Konjunkturabkühlung, die Bahn ist dagegen gelassen. Logistikvorstand Rausch erwartet mittelfristig weiteres Wachstum - von den Kunden kommen bislang positive Signale. von Bernd Hops und Jenny Genger  Frankfurt
Die Deutsche Bahn rechnet sowohl kurz- als auch langfristig mit anhaltendem Wachstum. Trotz Börsenturbulenzen und Konjunktursorgen sieht der Konzern keine Anzeichen für einen Abschwung. "Ich bin nicht bereit zu glauben, dass das einen unmittelbaren Einfluss auf die Realwirtschaft hat", sagte Logistikvorstand Karl-Friedrich Rausch im FTD-Gespräch. Er stelle sich auf den saisonal stets kräftigen Auftragsschub im September und Oktober ein. Für 2012 geht er von gedämpften Wachstumsraten aus. "Aber das ist nichts, was man Double Dip, also einen erneuten Rückfall in eine Rezession, nennt. Ich habe die Hoffnung, dass die Weltwirtschaft eine sanfte Landung hinbekommt."
Weltweit herrscht in Politik und Wirtschaft Sorge über die Konjunkturentwicklung, zumal es bislang wenig belastbare Indikatoren gibt. Deshalb sind die Aussagen von einem der weltweit führenden Logistiker ein wichtiger Frühindikator. Denn wenn die großen Industriekunden ihre Produktion einschränken, schrumpft auch rasch die Nachfrage nach Transport- und Logistikleistungen.
In der letzten Wirtschaftskrise vor zwei Jahren war der Umsatz der Logistiksparte DB Schenker um ein Viertel eingebrochen. Der Schienengüterverkehr rutschte tief in die roten Zahlen, in den übrigen Transportbereichen - Straße, Luft und See - halbierte sich das operative Ergebnis. Die Bahn reagierte mit einem Sparprogramm und Restrukturierungen. Ab September wird der nach eigenen Angaben weltweit zweitgrößte Logistiker auch das verlustträchtige Luftfrachtgeschäft in Nordamerika aufgegeben.
Derzeit profitiert der Konzern vor allem im deutschen Heimatmarkt noch von dem kräftigen Schwung der Konjunkturerholung. In der Sommerzeit habe es wie üblich eine leichte Abschwächung gegeben, dennoch liege der Umsatz über dem Vorjahr. Nach der vergangenen Krise hatte Rausch bei DB Schenker ein Frühwarnsystem eingeführt, das die Marktveränderungen kontinuierlich überprüft. Alle Zeichen, die er derzeit von den Kunden aus der Automobil- über die Chemie- und Stahl- bis hin zur Chipindustrie erhalte, deuteten nicht auf einen Einbruch hin. "Für mich ist wichtig: Es bleibt bei einem Wachstum", so Rausch. Es werde allerdings eine Verschiebung hin zu Entwicklungsländern geben, die sich - auf kleinerer Basis - deutlich rasanter entwickeln. Der Zuwachs in großen Märkten wie USA oder China würden dagegen etwas zurückgehen.
Rausch ist zuversichtlich, dass DB Schenker auch das Ergebnis deutlich verbessern wird. Das werde ab 2012 in der Bilanz sichtbar. Derzeit sind die operativen Margen im Schienengüterverkehr mit knapp 2,5 Prozent eher mager, ebenso in der Logistik mit 2,3 Prozent. Insgesamt hat DB Schenker zwar im ersten Halbjahr 2011 mehr als 50 Prozent zu den fast 19 Mrd. Euro Umsatz des Konzerns beigetragen, aber einen Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) von nur 220 Mio. Euro erzielt. Das sind deutlich weniger als im Jahr 2008, als in den ersten sechs Monaten fast 400 Mio. Euro erwirtschaftet wurden. Im Personenverkehr wird dagegen zurzeit eine Ebit-Marge von acht Prozent erzielt.
Konzernchef Rüdiger Grube hat der Logistiksparte laut Mittelfristplanung ehrgeizige Ziele vorgegeben: Bis 2015 soll sich das Ergebnis gegenüber 2010 in etwa vervierfachen. Darauf wollte Rausch nicht genauer eingehen, sagte aber, er müsse das "jetzt nicht in die Tonne treten". Es gehe um eine kontinuierliche Überprüfung der Zahlen und Ziele. Mit dem Schienengüterverkehr sei er zufrieden. Und Straßen-, Luft- und Schiffstransporte würden deutlich rentabler entwickelt. "Wir haben uns das Ziel gesetzt, dass wir die Marge deutlich steigern - über das Klassenniveau", sagte der Bahn-Vorstand. Einen konkreten Wert nannte er nicht. Nach Expertenschätzung lag der Branchenschnitt der Logistik zuletzt bei 2,5 bis drei Prozent.
Zur Verbesserung beitragen soll auch ein neues einheitliches IT-System, das derzeit für alle Transportbereiche installiert wird. Das werde laut Rausch einen Ergebniseffekt "im Millionenbereich" erzielen.
DB Schenker werde vor allem organisch zulegen. Nach zahlreichen Übernahmen in den vergangenen Jahren sind, so Rausch, derzeit keine Zukäufe geplant. Er sehe auch momentan nichts, wo diese nötig seien, um die erreichte Position zu behaupten. "Das Ding ist gesetzt. Wir haben alle Förmchen im Sandkasten. Und jetzt kann man mit den Förmchen auch schöne Burgen bauen."
  • Aus der FTD vom 29.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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