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Merken   Drucken   30.08.2011, 11:48 Schriftgröße: AAA

Hurrikan Irene: Der perfekte Sturm

Der als Hurrikan angekündigte Tropensturm Irene hat im Osten der USA für Angst und Schrecken gesorgt, das tatsächliche Schadenausmaß hielt sich aber in Grenzen. Das ist ein optimales Szenario für Versicherer und Rückversicherer. von Kim Bode
Kaum ist der Spuk vorüber, hat auch schon das große Rechnen eingesetzt - mit gewöhnungsbedürftigen Ansichten: "Irene" war der "perfekte Sturm" für Versicherer, berichteten US-Medien schon am Montagmorgen. Der einstige Hurrikan schwächte sich vor New York und dem wohlhabenden Nordosten der USA rechtzeitig ab und wurde zum tropischen Sturm umklassifiziert.
Die Schäden hielten sich in Grenzen - "Irene" hatte aber trotzdem zuvor genügend Angst eingeflößt, um den Weg für eine Erhöhung der Versicherungsprämien zu ebnen. Das meint zumindest der Analyst der Investmentbank Morgan Stanley, Gregory Locraft. Die Aktienmärkte teilen diese Ansicht: Versicherer wie Metlife , Allstate oder Prudential  zogen an der Wall Street am Dienstag zwischen fünf und sieben Prozent an. Auch die Aktien der größten Rückversicherer der Welt, Munich Re , Swiss Re  und Hannover Rück , gewannen bis zu vier Prozent.
"Nach mehr als 70 Mrd. Dollar Katastrophenschäden weltweit in diesem Jahr wegen Erdbeben in Japan und Neuseeland sowie Überschwemmungen in Australien hatten wir ohnehin nicht mehr geglaubt, dass ein weiterer Sturm nötig ist, um für 2012 die Preise nach oben zu bringen", teilte Morgan-Stanley-Analyst Locraft bereits am Sonntagabend mit. Und die begleitende Medienberichterstattung sei "im Endeffekt eine starke Werbekampagne für die Branche geworden", schreibt Locraft.
Der Tropensturm "Irene" hat auch in New York weniger ...   Der Tropensturm "Irene" hat auch in New York weniger Schäden angerichtet als befürchtet
Das ist fast zynisch. Denn immerhin sind im Verlauf von "Irenes" Feldzug entlang der Ostküste trotz Abschwächung mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen und wird der Schaden in die Milliarden gehen.
Auch über die in Zahlen zu fassenden Schäden hat sich Locraft Gedanken gemacht. Sie würden die Versicherungsbranche insgesamt wohl etwa 10 Mrd. Dollar kosten, schätzt er - und ist dabei noch großzügig. Air Worldwide, ein Spezialist für Schadenschätzungen nach Naturkatastrophen, rechnet mit versicherten Werten von 2 bis 8 Mrd. Dollar. Andere Branchenvertreter sehen die Schäden eher bei nur 3 Mrd. Dollar. Die ersten Schätzungen der Experten liegen häufig weit auseinander und werden präziser, je klarer das Ausmaß der Katastrophe wird. "Die Versicherer dürften relativ glimpflich davonkommen", sagt Charles Watson, Leiter Research und Development bei Kinetic der Nachrichtenagentur Bloomberg. Kinetic hat sich auf die Auswirkungen von Katastrophen spezialisiert.
Analyst Greg Locraft ist indes nicht der erste Branchenkenner, der die Preise nach oben schreiben will. Bislang hat sich der Markt den Argumenten verweigert. Denn der Hauptgrund für das mäßige Ratenniveau ist nicht die fehlende Angst vor Katastrophen, sondern die viel zu hohe Kapitalausstattung der Versicherer und Rückversicherer. Dass Investoren so viel Geld in der Branche lassen, hat viel mit dem Mangel an Alternativen zu tun - in erster Linie den niedrigen Zinsen.
Japan kostet die Versicherer rund 30 Mrd. Dollar und hat den Markt nur regional bewegt, aber nicht global. Wird es bei "Irene" anders sein? Der noch "perfektere Sturm" für Versicherer sieht jedenfalls so aus: Wenn der Branche tatsächlich viele Milliarden durch Schäden entzogen werden. Dann steigen die Preise sicher.
  • Aus der FTD vom 30.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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