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Merken   Drucken   31.08.2011, 13:58 Schriftgröße: AAA

Größtes US-Geldhaus: Die Misere der Bank of America

Rekordverlust, Klagen, Massenentlassungen: Das größte Geldhaus der USA produziert eine Negativschlagzeile nach der anderen. Der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn um rund 40 Prozent gefallen. Eine Analyse.
© Bild: 2011 Bloomberg/Jeremy Bales
Rekordverlust, Klagen, Massenentlassungen: Das größte Geldhaus der USA produziert eine Negativschlagzeile nach der anderen. Der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn um rund 40 Prozent gefallen. Eine Analyse.
Die Bank of America  (BofA) verkauft nach ihrem Anteil an der China Construction Bank  einen wichtigen Geschäftszweig in den USA: Das Institut wolle einen Großteil seines Verbriefungsgeschäfts aufgeben, meldete am Mittwoch das "Wall Street Journal". Der Erwerb von Hypotheken anderer Banken zwecks Verbriefung und Weiterverkauf an Investoren solle gestoppt werden. In diesem Geschäft seien derzeit mehr als 1000 BofA-Mitarbeiter tätig.
Die BofA unternimmt damit einen weiteren Schritt, einen Fehlkauf im Jahr 2008 zu korrigieren. Die Übernahme des Hypothekenfinanziers Countrywide Financial brachte der nach Bilanzsumme größten amerikanischen Bank Milliardenverluste ein. Das vom damaligen Bofa-Chef Ken Lewis als selten günstige Gelegenheit gefeierte Geschäft entpuppte sich als Bumerang. Ein Überblick über die Folgen.
Countrywide vergab zahlreiche Kredite an Hauskäufer, für die ein klassisches Bankdarlehen nicht infrage gekommen wäre. Diese Subprime-Kredite wurden verbrieft und an Investoren verkauft. Nach dem Platzen der Immobilienblase in den USA konnten aber zahlreiche Kreditnehmer ihre Schulden nicht mehr bedienen, so dass die Käufer der mit den Hypotheken besicherten Wertpapiere herbe Verluste erlitten. Sie verklagten die Bank of America auf Schadensersatz.
Bankchef Moynihan versuchte einen Befreiungsschlag   Bankchef Moynihan versuchte einen Befreiungsschlag
Bankchef Brian Moynihan will einen Schlussstrich unter die Angelegenheit ziehen: Ende Juni verpflichtete sich sein Haus zur Zahlung von 8,5 Mrd. Dollar an geschädigte Investoren. Doch der Vergleich, der noch der Zustimmung des zuständigen Gerichts bedarf, wird von mehreren Seiten angefochten. Erst am Montag legte die US-Einlagensicherungsbehörde FDIC Einspruch ein.
Sollte das Gericht die mit einer Gruppe von 22 Großinvestoren ausgehandelte Einigung im November für ungültig erklären, könnte die BofA zu noch höheren Entschädigungszahlungen verurteilt werden. Die Rückstellungen für den Vergleich und weitere Rechtsstreitigkeiten bescherten der Bank im zweiten Quartal bereits einen Rekordverlust von 8,8 Mrd. Dollar. Insgesamt werden die Folgekosten der Countrywide-Übernahme auf 30 Mrd. Dollar geschätzt.
US-Gericht weist Klage der Deutschen Bank ab
Ein kleiner Lichtblick für die BofA: Eine Klage der Deutschen Bank  und einer US-Tochter der französischen BNP Paribas  wurde am Dienstag abgewiesen.
Die beiden Institute hatten Verluste mit Wertpapieren einer Zweckgesellschaft names Ocala Funding erlitten, die mit Darlehen eines mittlerweile zusammengebrochenen Hypothekenfinanzierers besichert waren. Die BofA verwaltete die Sicherheiten für die Papiere und wurde von den beiden europäischen Instituten beschuldigt, ihnen Rückflüsse aus den Darlehen vorenthalten zu haben.
Am 19. August wurde bekannt, dass die BofA in diesem Quartal 3500 Jobs streichen will. 2500 Mitarbeiter mussten in diesem Jahr schon gehen. Der Stellenabbau ist Teil eines Sanierungsplans unter dem Titel "Project BAC", mit dem Bankchef Moynihan die Kosten pro Quartal um 1,5 Mrd. Dollar vermindern will. Nach Informationen des "Wall Street Journal" könnten dem Plan insgesamt 10.000 Stellen zum Opfer fallen.
Die Nachricht verhalf der BofA-Aktie in der vergangenen Woche zu einem Freudensprung: Star-Investor Warren Buffett  beteiligt sich mit 5 Mrd. Dollar an dem Geldhaus. Seinen Einstieg kommentierte der legendäre Gründer der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway  mit großem Lob für Vorstandschef Moynihan: "Die Bank of America ist ein starkes, gut geführtes Unternehmen. Ich habe Brian angerufen und ihm gesagt, dass ich investieren will."
Buffett kassiert auf die Vorzugsaktien hohe Zinsen   Buffett kassiert auf die Vorzugsaktien hohe Zinsen
Buffett lässt sich die Kapitalspritze aber teuer bezahlen: Für den Erwerb von Vorzugsaktien der Bank wird Berkshire sechs Prozent Zinsen pro Jahr kassieren. Die US-Bank Goldman Sachs  kaufte dem eigennützigen Helfer Anfang dieses Jahres Vorzugsaktien wieder ab, weil ihr die Zinsen von zehn Prozent zu teuer wurden.
Um angesichts der hohen Belastungen ihre Kapitalausstattung zu verbessern, verkaufte die BofA diese Woche die Hälfte ihrer Anteile an der China Construction Bank  (CCB). Von dem Verkaufserlös von 8,3 Mrd. Dollar erhofft sich die US-Bank einen Nachsteuergewinn von 3,3 Mrd. Dollar.
Die China Construction Bank in Shanghai   Die China Construction Bank in Shanghai
Nach Abschluss der Transaktion bleibt der BofA ein Anteil von fünf Prozent an der nach Marktkapitalisierung zweitgrößten Bank der Welt. Die Beteiligung war für die US-Bank bislang sehr ertragreich: Seit 2008 hätten die Anteile der BofA eine Rendite von 77 Prozent eingebracht, sagte ein Sprecher.
  • FTD.de, 31.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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